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16:57 Uhr - 24.06.2022

Fünf sichere Anleihen für jeden Schweizer

Mit dem Zinsanstieg werden Obligationen wieder interessanter. FuW hat fünf Papiere gefunden, die sicher und attraktiv sind.

Die Zeit für Obligationen wird nach dem Einbruch seit Beginn des Jahres langsam wieder attraktiv. Anleger fürchten mittlerweile, dass die strikte Antiinflationspolitik der grossen Notenbanken nächstes Jahr zu einer Rezession in den USA führen könnte. Selbst die amerikanischen Währungshüter schliessen ein solches Szenario nicht mehr aus.

Die Konsequenzen für den Anleihenmarkt dürften klar sein: Die Renditen sinken dann, und die Kurse steigen. Die Performance, die sich aus dem Zinscoupon und der Kursentwicklung ergibt, dreht ins Positive. Auch für die gebeutelten Anleger in Frankenanleihen wären dies gute Nachrichten.

Bonität wird leicht schlechter

Zumal sich die Kreditwürdigkeit der Schweizer Emittenten seit Mitte 2021 nur leicht verschlechtert hat, wie der neueste «Swiss Rating Guide» der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt. Das Geldhaus gilt als wichtige Referenz für die Bonität inländischer Anleihenemittenten in der Schweiz.

Wie stark Anleger zuletzt gelitten haben, zeigt der Frankenanleihenindex SBI AAA-BBB, der fast den gesamten Markt abbildet, sofern die Emittenten Anlagequalität (Investment Grade) haben. Darunter ist ein Rating von mindestens BBB oder besser zu verstehen. Alle Bonitätsnoten unterhalb BBB bedeuten in den Augen der Ratingagenturen, dass die Papiere spekulativ (High Yield oder «Ramsch») sind.

Der breite Index SBI AAA-BBB hat seit Jahresanfang fast 12% verloren. Dies ist allerdings immer noch weniger als die 18%, die der Schweizer Aktienindex SMI (SMI 10'851.76 +0.26%) abgegeben hat. Grund für den schlechten Ertrag bei den Obligationen ist der allgemeine Zinsanstieg  der vergangenen Monat

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben vor allem in Europa die Inflationserwartungen zugenommen und den Zinsanstieg verursacht. Als klar wurde, dass die Notenbanken gegen die Inflationsanstieg strikter mit Zinserhöhungen vorgehen wollen, hat der Trend gedreht. Seitdem steigen vor allem die Realzinsen, während die Inflationserwartungen sinken.

Zinsobergrenze in Sicht

Das von den Finanzmärkten vorweggenommene Zinsniveau von 2,5% im Euroraum ist aber möglicherweise schon zu extrem. Denn es übersteigt damit das Niveau, das die Währungshüter der Europäischen Zentralbank mit 1 bis 2% als neutral ansehen: bei dem das Wirtschaftswachstum zwar gebremst, aber noch nicht abgewürgt wird.

Somit könnten die Renditen von Anleihen schon bald keine grossen Sprünge mehr machen. Kommt es zur befürchteten Rezession in den USA, dürfte die Verzinsung ohnehin weltweit zurückgehen. Damit verbunden wären aber wiederum Kursgewinne bei den Anleihen, was einen höheren Gesamtertrag  verspricht.

Absicherungsstrategie interessant

Doch selbst für Anleger, die den Zeitpunkt für den Einstieg am Anleihenmarkt noch nicht gekommen sehen, bieten sich Chancen. Sie könnten eine Absicherungsstrategie wählen, die zumindest am Ende keinen Wertverlust bedeutet. Dazu hat FuW die Frankenanleihen analysiert, die an der Börse SIX gehandelt werden. Das Ergebnis sind fünf Papiere, die sich für so eine Strategie gut eignen.

Alle haben einen Mindestanlagebetrag von 5000 Fr., sollten aber als Beimischung zu einem breit gestreuten Portfolio angesehen werden, nicht als alleinige Auswahlempfehlung. Das erste Kriterium für die sichere Strategie ist eine Laufzeit von drei bis vier Jahren. Damit bleibt der Zeitraum bis zur Fälligkeit überschaubar.

Die zweite Kriterium ist die Bonität. Es wurden nur Papiere ausgewählt, die im SBI AAA und im SBI AA enthalten sind, also solche mit sehr guter und guter Kreditwürdigkeit. Das Risiko heftiger Wertverluste wie zuletzt bei russischen Frankenanleihen soll damit begrenzt werden.

Dafür spielt auch das Herkunftsland der Emittenten eine wichtige Rolle: In die Auswahl kommen mit der Pfandbriefbank und der Nidwaldner Kantonalbank zwei Papiere aus der Schweiz. Nordea (NDAh 8.85 +1.54%) Bank kommt aus Dänemark, Metropolitan Life ist eine US-Versicherung und Akademiska Hus ein Staatsunternehmen aus Schweden, das sich der Immobilienfinanzierung verschrieben hat (vgl. Tabelle).

Wichtig ist für die Auswahl, dass die Papiere bis zur Fälligkeit eine Rendite von mindestens 1% pro Jahr  abwerfen. Damit besteht zumindest die Chance, dass sie über die Laufzeit die Inflation in der Eidgenossenschaft ausgleichen. Zudem gelten Liquiditätsbedingungen: Jede ausgewählte Obligation muss an mindestens einem Tag in dieser Woche gehandelt worden sein. Dabei hat FuW auch den Abstand zwischen Kauf- und Verkaufskursen berücksichtigt, ebenso wie die gehandelten Volumen in den vergangenen vier Wochen.

Stabiler Ausblick in der Schweiz

Zur Nidwaldner KB schreibt die ZKB, dass sie von einer Garantie des Kantons profitiere, womit der Bonitätsausblick stabil bleibe. «Die Nidwaldner KB nähert sich dem Abschluss der Strategie 2018–2022 und wird im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 ihre neue Strategie vorstellen.»

Die Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute profitiert wiederum vom strengen Sicherheitsrahmen für die Wertpapierklasse. Doch die ZKB macht auch auf Risiken aufmerksam. «Einen negativen Einfluss auf das Rating hätten ein starker Wertverfall am Schweizer Immobilienmarkt, eine schwere Bankenkrise in der Schweiz oder eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Eidgenossenschaft», schreiben die ZKB-Fachleute.

Sie machen insgesamt einen wachsenden Markt für Frankenanleihen aus, besonders durch Emittenten aus dem Inland: «Trotz steigender Zinsen – oder gerade deswegen – hat das ausstehende Anleihenvolumen im Laufe des Jahres weiter zugenommen und erreichte Ende April 2022 mit 569 Mrd. Fr. einen neuen Höchststand.»

Im Vergleich zum Vorjahr haben die ZKB-Bonitätsprüfer fünf Herabstufungen um jeweils eine Stufe (Notch) vorgenommen. Davon betroffen sind der Kanton Uri (AA–), das Kinderspital Zürich (AA–), SGS (SGSN 2'187.00 -0.82%) (A–), die Stiftung Kantonsspital Graubünden (AA–) und die Urner KB (AA–). Um eine Stufe verbessert hat sich das Rating von Lonza (LONN 509.80 -0.59%) (BBB+), Repower (BBB) und Aryzta (ARYN 1.07 -0.93%) (B+).

Damit bestätigt der Markt für Schweizer Frankenanleihen seinen guten Ruf als sicherer Anlageplatz, der zunehmend auch eine gute Rendite bietet.

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