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07:49 Uhr - 10.06.2015

Barry Callebauts Neuer kann auf fester Basis aufbauen

Der neue CEO Antoine de Saint-Affrique trifft ein gut positioniertes Unternehmen an. Seine Marketingerfahrung wird er im Ausbau der Produktpalette und auf der Suche neuer Absatzkanäle brauchen. Eine Strategieänderung ist nicht notwendig.

Der Schokolade- und Kakaokonzern Barry Callebaut (BARN 1084 0.84%) wird ab 1. Oktober unter neuer Leitung stehen. Der Verwaltungsrat hat den Franzosen Antoine de Saint-Affrique zum CEO ernannt. Dem 50-jährigen Unilever-Mann wird seine Erfahrung im Aufbau neuer Geschäftsbereiche und in der Expansion in neue Märkte zugutekommen. Jürgen Steinemann verlängert sein Engagement als CEO um einen Monat, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Antoine de Saint-Affrique Bild: ZVG/Barry CallebautDer Barry-Callebaut-Verwaltungsrat unter Präsident Andreas Jacobs liess sich mit der Bestimmung eines Nachfolgers reichlich Zeit, denn Steinemann hatte seinen Rücktritt bereits im letzten November angekündigt. Die Wahl fiel wie 2009 auf einen externen Bewerber mit geringer Erfahrung im Schokoladegeschäft. Der Franzose Antoine de Saint-Affrique kommt von Unilever (UNA 37.105 0.66%), wo er als Mitglied der Konzernleitung dem Bereich Unilever Foods vorsteht. Steinemann wechselte seinerzeit vom Tier- und Fischfutterhersteller Nutreco (NU3A 47 3.87%) ins Kakao- und Schokoladebusiness.

Produktion auslasten

De Saint-Affrique trifft in Barry Callebaut auf ein dynamisches Unternehmen, das stark gewachsen und in der Schokoladebranche gut positioniert ist. Ein entscheidender Schritt war die Akquisition der Kakaosparte von Petra Foods, die Südostasien als Beschaffungs- und Absatzregion in den Vordergrund rückte.

Die Integration der Petra-Sparte ist nach Angaben von Barry Callebaut abgeschlossen, das Synergiepotenzial erschlossen. Das mittelfristige Ertragsziel scheint gesichert zu sein, doch verlangt der hohe Kakaopreis dazu eine konstant gute Auslastung der Produktionsanlagen. Es wird Aufgabe des neuen CEO sein, das zuletzt schwächere Wachstum in Asien wieder anzukurbeln.

Rascheres Wachstum ist nicht nur dort notwendig, wenn der Konzern das mittelfristige Ziel von 6 bis 8% Volumenwachstum weiterhin erreichen will.

Neue Produkte, neue Absatzkanäle

Das Geschäft mit Gourmetkunden gilt wie die Emerging Markets als Wachstumspfeiler von Barry Callebaut. Dazu gehören die Entwicklung der Produktpalette und der Aufbau neuer Vertriebskanäle. De Saint-Affrique dürfte als Leiter der Unilever-Division Foodservice und der Sparte «Baking, Cooking and Spreading» die Ansprüche der Kunden gut kennen und über ein hilfreiches Kontaktnetz verfügen. Aus den beiden Jahren als Verantwortlicher des Bereichs Skin Care bringt er auch Erfahrung als Markenentwickler und in der Produktinnovation mit.

Auf dem dritten Wachstumsfeld des Konzerns, den Outsourcing-Partnerschaften, spielen Überzeugungskraft und Verhandlungsgeschick eine Rolle. Weltweit pochen sowohl grosse Schokoladeproduzenten wie Familienunternehmen oft lieber auf Eigenständigkeit, als dass sie auf die Stärken eines Marktführers setzen. VR-Präsident Andreas Jacobs schreibt Antoine de Saint-Affrique «strategisches Geschick und Motivationstalent» zu. Eigenschaften, die er für diesen Teil der Unternehmensführung brauchen kann. Wie erfolgreich sich eine Partnerschaft entwickeln kann, kennt de Saint-Affrique aus eigener Erfahrung: Unilever ist als Hersteller von Magnum-Eiscrème einer der zehn grössten Kunden von Barry Callebaut.

Ob dereinst auch Fähigkeiten als Konsolidator, etwa im Kakaogeschäft, gefragt sind, lässt sich schwer abschätzen. Für grössere Transaktionen kommen aus kartellrechtlichen Gründen weder Barry Callebaut als Nummer eins noch Cargill als Runner-up infrage.

Gute Aufnahme an der Börse

Die Verpflichtung von Antoine de Saint-Affrique darf mit Blick auf sein breites Wissen im Konsumgüterbereich als guter Schachzug bezeichnet werden. Auch im B2B-Geschäft werden  Marketingfähigkeiten, wie sie der neue CEO mitbringt, immer wichtiger. Davon sollte Barry Callebaut nun profitieren.

Die Investoren nahmen die Wahl wohlwollend zur Kenntnis. Die Aktien von Barry Callebaut notierten am Mittwoch leicht höher.

Die komplette Historie zu Barry Callebaut finden Sie hier. »

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