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09:22 Uhr - 15.02.2016

Chef von Chinas Notenbank bricht Schweigen

PBoC-Gouverneur Zhou Xiaochuan weist in einem Interview Sorgen über die chinesische Wirtschaft zurück und verhilft dem Yuan zu einem Sprung von 0,9% und zum grössten Plus in mehr als zehn Jahren.

Die Person, deren Meinung zum Gesundheitszustand der chinesischen Landeswährung am gefragtesten ist, hat nach langen Monaten ihr Schweigen gebrochen. Zhou Xiaochuan, der Gouverneur der People’s Bank of China (PBoC), sagte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview, dass es keinen fundamentalen Grund für die lange anhaltende Abwertung des Yuans gebe.

Im Januar fielen Chinas Währungsreserven um 99,5 Mrd. $ auf 3,23 Bio. $, den tiefsten Stand seit 2012.

Keine schärferen Kapitalverkehrskontrollen

Zhou, der seit 2002 die Notenbank der zweitgrössten Volkswirtschaft leitet, machte dabei einen Unterschied zwischen Kapitalabfluss und Kapitalflucht: «So lange es keine fundamentalen Probleme gibt, ist es normal, dass Devisenreserven fallen und ansteigen.» Unter anderem verwies er im Interview mit der chinesischen Wirtschaftspublikation Caixin auf den anhaltend hohen Handelsbilanzüberschuss als Beweis der wirtschaftlichen Stabilität Chinas.

Gleichzeitig machte er klar, dass es keine Pläne für eine Verschärfung der bestehenden strengen Kapitalverkehrskontrollen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland gebe. Zhou sagte, dass ein flexiblerer Wechselkurs die billigste Waffe gegen spekulative Angriffe auf den Yuan sei. Allerdings weisen die seit Monaten wegschmelzenden Devisenreserven nicht nur auf einen anschwellenden Kapitalabfluss, sondern auch auf Stützkäufe der PBoC hin.

Soros und Lagardes Kritik

Der legendäre Investmentguru George Soros sagte Mitte Januar, dass Chinas Wirtschaft vor einer harten Landung stehe. Als Reaktion darauf wurde er in chinesischen Massenmedien und Onlineforen scharf angegriffen. Anfang Jahr kritisierte Christine Lagarde, die Geschäftsführerin des Internationalen Währungsfonds, ihrerseits die Kommunikationspraxis der PBoC. Diese trage zur Sorge über die Stabilität der chinesischen Wirtschaft und damit auch zur erhöhten Volatilität an den globalen Finanzmärkten bei.

All das hat Zhou, dessen Bank direkt der Regierung untersteht, jetzt aus der Reserve gelockt. Er sagte, die PBoC werde im Kampf gegen Spekulanten ihre Ressourcen zurückhaltend einsetzen: «Es heisst nicht, dass wir jedes Mal in Aktion treten müssen, wenn sie kommen.» Als Antwort auf Lagardes Kritik bezüglich der schlechten Kommunikation sagte er, dass die PBoC kein Zauberer sei, der Ungewissheit in Gewissheit verwandeln könne. «Manchmal müssen Notenbanken auch sagen, sorry, wir müssen auf neue Daten warten.»

Börsen Chinas halten sich relativ gut

In dem am Samstag veröffentlichten Interview erklärte er nochmals die Details der von der PBoC Mitte Jahr vorgenommenen Änderung in der Wechselkurspolitik. Der Aussenwert des Yuans orientiert sich seit dem 2. August nicht mehr einzig am Dollar, sondern an einem handelsgewichteten Währungskorb.

Das resultierte in einer Abwertung des Yuans von 2% gegenüber dem Greenback. Zhou sagte, dass der Yuan gemessen am neuen Regime stabil geblieben sei. Dabei gäbe es aber keine feste Anbindung an einen fixen Korb von Währungen, sondern vielmehr einen flexiblen Mechanismus, durch den der Aussenwert des Yuans gesteuert werde.

Die Börsen auf dem Festland, die vergangene Woche wegen des chinesischen Neujahrs geschlossen blieben, verloren in den Morgenstunden deutlich. Allerdings wurde allgemein ein grösserer Einbruch der Kurse erwartet. Der CSI-Index holte mit seinem Minus von 1,8% teilweise die schlechte Vorgabe der globalen Aktienmärkte der Vorwoche nach. Die Börse in Hongkong, die am Donnerstag und Freitag offen war, legte hingegen 2,8% zu.

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