Das Unternehmen findet Anschluss an die solide Entwicklung der vergangenen Jahre und könnte 2021 neue Umsatzdimensionen erreichen.
Der aktuelle Halbjahresbericht zeigt es mal wieder: Die Vetropack-Aktie ist ein Papier für Langschläfer. Sie legt zu, ohne dass man es wirklich merkt. Und doch kommt auf lange Sicht ein ganz erstaunliches Plus zustande, das man so «gewöhnlichen» Produkten wie Glasflaschen und Glasverpackungen gar nicht zutraut.
Im Jahr 2000 kosteten Vetropack (VET 60.90 +3.22%) nur wenig mehr als 2 Fr. Heute sind es um die 60 Fr. Auf dem steten Weg nach oben sorgte nur die Finanzkrise 2008/09 für einen Einbruch. Doch auch den konnte man in Ruhe aussitzen oder eben verschlafen.
Das Unternehmen wird von der Familie Cornaz beherrscht, die 1911 die Verrerie St. Prex gründete. Im nachfolgenden Jahrhundert wurden zahlreiche schweizerische und europäische Glasproduktions- und Handelsunternehmen übernommen. Die heute kotierte Vetropack wurde 1966 in Bülach als Dachgesellschaft gegründet.
Nach einem kurzen Experiment mit PET- und Kunststoffverpackungen konzentrierte man sich nach 1996 wieder voll auf das Thema Glas und expandierte mit Akquisitionen in Osteuropa munter weiter. Zuletzt wurde Ende 2020 ein Glaswerk in Moldawien mit rund 480 Mitarbeitern übernommen. Die Familie Cornaz besitzt rund drei Viertel der Stimmrechte, aber weniger als 50% des Aktienkapitals.
Diese Eigentümerstruktur verhindert jegliche strategischen Divergenzen. Das Unternehmen agiert im Interesse der Familie langfristig, und Halbjahresberichte sind nur vergleichsweise unbedeutende Meilensteine auf diesem Weg.
Das erste Halbjahr 2021 knüpft jetzt wieder an die Vorjahre an, nachdem die Coronapandemie die Menschen aus Gasthäusern, Bars und Clubs vertrieben hat und Getränkehersteller weniger Flaschen brauchten. Binnen sechs Monaten wurden 2,9 Mrd. Flaschen verkauft, das waren 23% mehr im ersten Halbjahr 2020. Der Umsatz stieg gleich stark und übertraf mit 399,2 Mio. Fr. auch das Niveau vom ersten Halbjahr 2019.
Der Betriebsgewinn stieg 2021 aber nicht im gleichen Umfang. Teils wurden viele günstige Flaschen für Bier und Süssgetränke verkauft, teils stiegen die Produktionskosten. So verteuerten sich Rohstoffe, Energie, Verpackungen und der Transport. Der Reingewinn schliesslich fiel etwas tiefer aus als im ersten Halbjahr 2020, weil damals ein Immobilienverkauf zusätzlich Geld in die Kasse brachte.
Das Unternehmen blickt zuversichtlich nach vorn. Für das Gesamtjahr ist demnach ein Umsatz von rund 800 Mio. Fr. denkbar, der Betriebsgewinn dürfte ebenfalls deutlich höher ausfallen als im vergangenen Jahr. Wegen der höheren Produktionskosten sollen zudem die Verkaufspreise etwas nach oben angepasst werden.
Vetropack erfüllt mit dem Halbjahresergebnis die Prognosen vom Frühjahr. Die Produktionsanlagen dürften 2021 auf Hochtouren laufen, und es sind auf Jahresbasis neue Umsatzrekorde absehbar. Das Fundament für die weitere Unternehmensentwicklung sind die hohe Eigenkapitalquote und eine langfristig denkende Eignerfamilie.
Nachdem Vetropack somit den Wachstumspfad wiedergefunden hat, können sich Anleger den Einstieg in diese vergleichsweise günstig bewerteten Titel überlegen. Auf Basis des von FuW erwarteten 2021er Gewinns pro Aktie von 4 Fr. ergibt sich ein sehr moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15. Nach dem Kauf sollte man die Valoren aber lange liegen lassen.
Die komplette Historie zu Vetropack finden Sie hier.»
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.