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17:33 Uhr - 29.06.2017

Kurzes Aufatmen am Ölmarkt

Der Brent-Preis hat sich nach den jüngsten Produktionsdaten aus den USA etwas erholt. Fundamental dürfte sich jedoch wenig verändert haben.

Die Stimmung am Ölmarkt hat sich etwas aufgehellt. Am Donnerstag stieg der Preis für die Nordseesorte Brent (Brent 47.461 0.26%) zwischenzeitlich auf 48 $. Damit kostete ein Fass 3.50 $ mehr als noch vor einer Woche.

Für Optimismus sorgten die jüngsten Produktionszahlen aus den USA. Die Förderung ist vergangene Woche gut 0,1 Mio. auf 9,25 Mio. Fass pro Tag gesunken. Der grösste Rückgang seit Monaten ist vor allem dem Tropensturm «Cindy» geschuldet. Er legte kurzzeitig 16% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko lahm. Für die nächsten Tage wird aber bereits wieder mit einer Wetterbesserung gerechnet.

Das tiefe Preisniveau hat dagegen bisher kaum einen Einfluss auf die US-Produktion. Zwar gilt eine Notierung zwischen 40 und 45 $ als untere Rentabilitätsgrenze für die US-Schieferölförderung. Doch trotz der flexiblen Förderung benötigen die Ölunternehmen etwa drei Wochen, um auf einen Preisrückgang zu reagieren. Damit dürfte die US-Fördermenge kurzfristig nahe dem Rekordhoch von 9,35 Mio. Fass pro Tag bleiben.

Umstrittener Einfluss der Opec-Massnahme

Einen Einfluss auf die mittelfristige Preisentwicklung könnte die Förderkürzung des Ölkartells Opec haben – wenngleich die Ende November 2016 beschlossene Massnahme bisher die gewünschte Wirkung verfehlt hat. Noch immer liegt der weltweite Lagerbestand über dem Fünfjahresschnitt.

Die Einschätzungen zur Wirkung der nationalen Förderquoten gehen deshalb auseinander. Für Nitesh Shah, Rohstoffexperte beim ETF-Anbieter ETF Securities, bleibt ein spürbarer Effekt der Drosselung auch im zweiten Halbjahr unwahrscheinlich. Damit dürfte der Preis auf 45 $ je Fass verharren.

Beschleunigter Lagerabbau nicht ausgeschlossen

Mittelfristig etwas optimistischer ist Jan Edelmann, Rohstoffexperte bei der HSH Nordbank. Er schliesst angesichts der Opec-Massnahme einen beschleunigten Lagerabbau und die Verteuerung auf 53 bis 56 $ je Fass nicht aus.

Ein noch deutlicherer Preisanstieg ist derzeit aber sehr unwahrscheinlich. Oberhalb der 55-$-Marke dürften noch mehr Schieferölproduzenten auf den Markt drängen und die Bemühung der Opec zunichtemachen.

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