Die US-Investmentbank JPMorgan erwartet für 2021 in fast allen Sektoren eine starke Zunahme der M&A-Volumen. Eine ganze Reihe von Firmen arbeite bereits an Deals.
Nach einem Einbruch im laufenden Jahr rechnet die US-Investmentbank JPMorgan 2021 mit deutlich mehr Firmenübernahmen in der Schweiz. «Zum Jahresende war selten so viel los wie jetzt», sagte Schweiz-Chef Nick Bossart in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. «Wir erwarten für 2021 eine starke Zunahme der M&A-Volumen in der Schweiz.» Eine ganze Reihe von Firmen arbeite an Deals, mit denen sie ihr Geschäft auf eine neue Grundlage stellen wollten. «Kleinere, aber auch ganz grosse Firmen treiben zur Zeit solche transformativen Transaktionen voran. Es gibt kaum Sektoren, wo nichts läuft.» JPMorgan ist einer der führenden Berater in dem Geschäft.
Die Coronaviruskrise habe dazu geführt, dass von Mitte März bis Anfang Mai viele Fusions- und Übernahme-Projekte abrupt gestoppt worden seien, so der Banker. Dem Datenanbieter Dealogic zufolge sank die Zahl Übernahmen mit Schweizer Beteiligung bis gegen Ende November auf 401 von 522 im Vorjahr. Weil Gross-Transaktionen ausblieben, sackte das Volumen gar um über 60% ab.
«Inzwischen hat die Aktivität wieder kräftig angezogen», sagte Bossart. Unsicherheitsfaktoren seien in den Hintergrund getreten. So sei dank der Impfungen das Licht am Ende des Covid-Tunnels erkennbar. Dennoch dürfte der Kostendruck für viele Firmen zunehmen. Mit Zusammenschlüssen im Heimmarkt könnten sie gegensteuern. Mit Covid-19 sei aber auch die Bedeutung der Digitalisierung sprunghaft angestiegen. «Viele Firmen werden sich hier verstärken müssen», sagte Bossart.
Spacs nehmen auch Schweiz ins Visier
Der Bewertungs-Unterschied zwischen stark wachsenden und eher stagnierenden Firmen sei kaum je so gross gewesen wie heute. «Das wird den M&A-Markt weiter beflügeln. Wer mit dem bestehenden Geschäft zu wenig wächst, kauft zu.» Und schliesslich hätten viele mögliche Käufer wie Private Equity-Firmen volle Kriegskassen. Dazu kämen sogenannte SPACs (Special Purpose Acquisition Vehicles). Diese sammeln mit einem Börsengang Geld ein und gehen erst danach auf die Suche nach einem Unternehmen, das sie mit dem Erlös kaufen können. In den USA boomt das Geschäft mit solchen leeren Firmenmäntel. So will etwa das Männermagazin «Playboy» durch die Hintertür an die Börse zurückkehren.
US-SPACs hätten den eigenen Markt schon stark nach Zielen abgesucht, erklärte Bossart. «Solche Spacs schauen sich auch in der Schweiz nach Zielen um.» Von möglichem Interesse seien Divisionen, die grosse Firmen abstossen wollten. Gleichzeitig prüften Banken zusammen mit Geschäftsleuten, selbst ein SPAC an die Schweizer Börse zu bringen. «Das steht bei vielen für 2021 auf der Agenda.» Zwar gebe es technische Hürden. So müsse eine Gesellschaft, die an die SIX wolle, Finanzzahlen der vergangenen drei Jahre vorlegen. Das könne ein SPAC nicht leisten. «Aber ich gehe davon aus, dass da Lösungen gefunden werden.»
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.