Die Chefin der US-Notenbank rechnet mit einer Konjunkturaufhellung. Ein weiterer Zinsschritt könnte deshalb in den kommenden Monaten angebracht, sagte sie am Freitag.

In den Vereinigten Staaten heizen sich Spekulationen um eine weitere Zinserhöhung auf. Umso gespannter waren Investoren, was Notenbankchefin Janet Yellen am Freitag zu diesem Thema sagen würde.

«Die Daten deuten darauf hin, dass das Wachstum anzieht», sagte Yellen an einer Podiumsdiskussion der Universität Harvard. Sie rechne deshalb damit, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessern und die Inflation sich langfristig auf die Zielrate von 2% zubewegen werde.

«Für das Fed ist es deshalb notwendig, den Leitzins im Lauf der Zeit graduell und vorsichtig zu erhöhen. Es ist wahrscheinlich, dass ein solcher Schritt in den kommenden Monaten erforderlich sein könnte», meinte die 69-jährige Ökonomin.

An den Finanzmärkten löste das leichte Verunsicherung aus. Der Dow Jones gab während Yellens Auftritt an Terrain preis, fing sich aber wieder und notierte zum Vortag wenig verändert. Der Dollar und die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen zogen an. Vor dem verlängerten Memorial-Day-Wochenende wollten viele Händler keine grösseren Risiken eingehen.

Anders als bei ihrer letzten bedeutenden Rede von Ende März schlug Yellen am Freitag einen etwas schärferen Ton an. Sie stimmt damit in den Chor anderer Exponenten der US-Notenbank ein, die in den vergangenen Tagen für eine baldige Zinserhöhung plädiert haben.

Wichtig wird für die Finanzmärkte vor allem sein, wie sich die Fed-Chefin in einem ausführlicheren Referat am 6. Juni zur Zinsfrage äussern wird. Zudem steht am nächsten Freitag der Arbeitsmarktbericht für Mai an, der wegen eines massiven Streiks von Telecom-Arbeitern ein tieferes Jobwachstum anzeigen könnte.

An der Chicagoer Terminbörse CME rechnen Investoren derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 34%, dass die US-Notenbank an ihrer kommenden Sitzung vom 14. Und 15. Juni die Zinsen ein zweites Mal seit der Finanzkrise erhöht. Für das übernächste Fed-Treffen von Ende Juli betragen die Chancen bereits 62%.

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