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12:56 Uhr - 13.10.2016

Neue Schockwelle aus China

Die Exporte sacken ab, die chinesische Währung notiert so schwach wie seit sechs Jahren nicht. Die Sorgen der Volksrepublik in fünf Charts.

Ein Rückgang war erwartet worden. Aber die Zahlen zu den Ausfuhren aus der Volksrepublik China haben dann doch schockiert: Gegenüber dem Vorjahr sind die Exporte im September um 10% zurückgegangen. Ökonomen hatten im Durchschnitt einen Rückgang von nur etwa 3% erwartet.

Auch die Importe sind gesunken, um 1,9%; erwartet worden war ein Anstieg von 0,6%.

Die Börsen weltweit reagieren mit Verlusten. Alte Sorgen um die Stabilität der chinesischen Wirtschaft kommen auf. Im Januar hatte ein Exportrückgang von 25% noch für massive Rückschläge an den globalen Finanzmärkten gesorgt.

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Analysten der Credit Suisse (CSGN 12.78 -1.99%) sehen allerdings keinen Kollaps des Aussenhandels. Verschiedene Indikatoren würden «inkonsistente Signale» abgeben.

Eine dieser Inkonsistenzen: Gemäss der monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagern in Unternehmen (Purchasing Managers Index, PMI) sind die Aufträge aus dem Ausland stabil.

Exporte nach Europa sinken schnell

Sorgen macht aber die Entwicklung in Europa. Während die Ausfuhren in die USA und nach Japan zwar noch sinken, aber wenigstens nicht mehr so stark wie zuvor, sacken die Exporte in die Europäische Union immer schneller ab.

Export-Veränderung USA, Japan und EuropaVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %zoomQuelle: Credit Suisse

Die schwachen Exportzahlen kommen zweifelsohne zur Unzeit. Denn der Kapitalabfluss macht Sorgen. Mit weniger Exporten kommen weniger Mittel über den Aussenhandel ins Land.

Auf den Kapitalabfluss antwortet die Regierung mit schärferen Kontrollen. Dies zeigt sich deutlich in der Aussenhandelsstatistik; der boomende Import aus Hongkong ist plötzlich eingebrochen.

Gefälschte Einfuhren für Kapitalschmuggel

Durch gefälschte Einfuhren wurden Kapitalkontrollen umgangen und Geld nach Hongkong geschafft. Es wurden Rechnungen für nicht gelieferte Waren oder nicht erbrachte Dienstleistungen ausgestellt, um Geldüberweisungen in die wirtschaftlich autonome Stadt zu begründen.

Die Importe aus Hongkong sind nun wieder unverändert gegenüber dem Vorjahr – während sie sich im Frühjahr noch mehr als verdoppelt hatten.

Importe aus Hongkong und anderen LändernVeränderung gegenüber dem Vorjahr in %zoomQuelle: Capital Economics

Trotz der Kapitalkontrollen ist der Kapitalabfluss aus China massiv – auch wenn die Rekordzahl vom vergangenen Dezember von fast 150 Mrd. $ nicht mehr erreicht wird. Der Kapitalabfluss betrug im September gemäss Schätzungen des Researchhauses Capital Economics etwa 30 Mrd. $.

Dieser Abfluss ist umso schwerwiegender, da durch den Überschuss in der Handelsbilanz 42 Mrd. $ an Devisen in das Land geflossen sind.

Kapitalflüssein Mrd. $zoomQuelle: Capital Economics

Keine Stabilisierung trotz IWF-Aufnahme

Dieser Kapitalabfluss sorgt für einen Abwärtsdruck auf die Währung. Die chinesische Valuta notiert mit 6.70 Yuan/$ so schwach wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Und das, obwohl der Yuan Anfang Oktober in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds aufgenommen wurde. Als Teil der IWF-Währung Sonderziehungsrechte (Special Drawing Rights) komme der Yuan näher an den Status einer globalen Reservewährung, wurde angenommen.

Doch das allein garantiert keine Stabilität des Wechselkurses.

Ökonomen von Capital Economics erklären: «Die chinesische Zentralbank interveniert weiterhin heftig, um eine zu schnelle Abwertung der Währung zu verhindern.»

Das bedeutet: Die Kapitalabflüsse würden den Yuan noch viel mehr schwächen, würde die Regierung nicht ihre Devisenreserven abbauen.

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Aus diesem Grund glauben Analysten der Deutschen Bank, dass sich der Yuan in den nächsten zwei Jahren um 17% abwerten wird.

Die Analysten führen aus: «Wir glauben, dass eine US-Zinserhöhung, das Platzen der chinesischen Immobilienblase und eine lockerere Geldpolitik der chinesischen Zentralbank zu anhaltenden Kapitalabflüssen führen werden.»

Eine der grössten Exportnationen der Welt wird damit ihre Produkte billiger auf den Weltmarkt werfen. Die Sorge um einen globalen Deflationsdruck könnte damit wieder aufkommen.

Schon allein wegen dieser Bedrohung bleiben die Handelszahlen aus China für Anleger hoch relevant.

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