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12:36 Uhr - 17.11.2015

Chris Tanner: Der Zahlenkünstler

Der CFO und Verwaltungsrat von Cosmo, Chris Tanner, kennt die Kniffe der Zahlenwelt. Nebenbei ist er ein erfolgreicher Künstler.

Chris Tanner weiss, was Investoren wollen. Im Juli hat er zusammen mit dem restlichen Management die Dermatologiesparte von Cosmo (COPN 150.6 0.27%) unter dem Namen Cassiopea (SKIN 30.6 4.79%) an die Schweizer Börse gebracht. Nun steht bereits der nächste Börsengang im Raum. «Wir können uns vorstellen, eine Vertriebs- und Vermarktungsgesellschaft für drei neue Produkte an der US-Technologiebörse Nasdaq zu kotieren», sagt er im Gespräch. Entscheidend für den Börsengang ist, ob Methylene Blau MMX nächstes Jahr zur Marktreife kommt. Das von Cosmo entwickelte Kontrastmittel markiert Läsionen im Verdauungstrakt.

Wie man ein Unternehmen an die Börse bringt, weiss Tanner, der viele Jahre im Investment Banking bei der Grossbank UBS (UBSG 19.49 3.18%) arbeitete. Auch weiss er, wie man Ideen zu Erfolgsgeschichten macht. Er war 1999 massgeblich an der Gründung der Gratiszeitung «20 Minuten» beteiligt.

Chris Tanner Bild: ZVGZu Cosmo gelangte der 64-Jährige vor zwölf Jahren, nach einem finanziellen Totalabsturz als Partner der 2002 zwangsliquidierten A&A Actienbank. Via Beziehungen fragte ihn Cosmo-Gründer Mauro Ajani an, ob er ihm bei der Suche nach Geldgebern zur Seite stehen würde. Fündig wurde er unter anderem beim SAP-Gründer Dietmar Hopp, dessen Beteiligungsgesellschaft Dievini GmbH in Biotech-Titel investiert.

Tanner, der bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel Ahnung von medizinischen Wirkstoffen hatte, wagte das Abenteuer dank der Zusammenarbeit mit Friedrich von Bohlen, einem Neurobiologen der ETH. Von Bohlen ist inzwischen ein enger Freund von ihm und leitet die Geschäfte von Dievini. «Ich musste mich bereits als Kind immer wieder einer neuen Umgebung anpassen und habe gelernt, dass man mindestens eine Eigenschaft haben sollte, die hervorsticht», sagt Tanner. «Und man muss die richtigen Partner finden.»

Tanner wurde in Kolumbien geboren. Sein Vater arbeitete dort als Geologe für das ehemalige US-Ölunternehmen Texaco. Die Primar- und die Sekundarschule absolvierte er in Kolumbien, Peru, Venezuela, in Trinidad und in der Schweiz, im Laufe dieser Zeit wechselte er drei Mal die Schulsprache.

Er ist nicht nur bei Cosmo und Cassiopea tätig. Er amtiert auch als Verwaltungsrat für die an der Schweizer Börse kotierten Gesellschaften DKSH (DKSH 63.2 1.85%) und Private Equity (0QLS 58 0%) Holding. Zudem ist er im Führungsgremium dreier weiterer Biotech-Unternehmen. Eines davon heisst CureVac; er und von Bohlen brachten es vor vielen Jahren Hopp näher, der es bisher mit mehr als 100 Mio. € finanziell unterstützt hat. Die Bill & Melinda Gates Foundation hat diesen Frühling 50 Mio. $ investiert und beabsichtigt, die Entwicklung von dreissig Therapien auf der Basis der CureVac-Technologie für die gängigsten Tropenkrankheiten separat zu finanzieren. Die Wirkstoffe sollen dann zum Selbstkostenpreis an die Ärmsten der Welt abgegeben werden.

Tanner, der zusammen mit seiner Frau am linken Zürichseeufer wohnt, ist nicht nur in den Zahlen gewandt. Er hat auch eine künstlerische Seite. In seinem Atelier in der Galerie seines Hauses arbeitet er abends und an Wochenenden an Bildern, die meist Landschaften aus der Flugperspektive zeigen. Viele Abbildungen entstammen Landstrichen aus Südamerika – seiner Heimat in der Jugend. Speziell dabei ist, dass die Oberfläche des Bildes nicht glatt ist, sondern durch die Aneinanderreihung von gesägten und gespaltenen Spanplattenkanten ihre Kontur erhält. «Ich musste einen Maluntergrund suchen, der mir erlaubte, die Bewegung so wiederzugeben, wie ich sie sehe», sagt er.

Die Bilder erfreuen sich bei Kunstliebhabern durchaus Beliebtheit. Bei Baker McKenzie sind sie im Eingangsbereich prominent präsent. Tanner macht zudem mittlerweile alle drei Jahre eine Ausstellung in einer Galerie in der Zürcher Altstadt.

Trotz allem ist er ein Mensch, der in erster Linie nach rationalen, logischen Entscheidungen handelt. Das Bauchgefühl kommt dabei manchmal zu kurz, glauben Personen aus seinem nahen Umfeld. «Meine Frau sagt immer, ich sei ein Kopfmensch, der noch mehr auf den Bauch hören sollte.»

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