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07:27 Uhr - 30.05.2017

Der «Lidl-Effekt»

Mehr für ein Haus bezahlen, weil sich ein Discounter um die Ecke befindet? Was in der Schweiz kaum denkbar ist, gehört in Grossbritannien zur Tagesordnung.

Wären Sie bereit, einige zehntausend Franken mehr für Ihre Wunschimmobilie zu bezahlen, bloss weil eine Coop-Filiale zu Fuss erreichbar ist? Vermutlich lautet die Antwort: Nein.

In Grossbritannien hingegen spielt es sehr wohl eine Rolle, welche Supermarktkette gleich um die Ecke liegt. Für Aufsehen hat diese Woche Lidl gesorgt. Denn seit neuestem dürfen sich Hausbesitzer glücklich schätzen, deren Liegenschaft sich in unmittelbarer Nähe einer Lidl-Filiale befindet.

Wende zum Positiven

Genau 6416 £ kostet nämlich in diesem Fall das Haus zusätzlich. Umgerechnet sind das rund 8000 Fr. Das hat eine Datenauswertung der Lloyds Bank ergeben. Dieser Betrag ist insofern bemerkenswert, weil Lidl noch vor drei Jahren Grund genug war für die Briten, für Liegenschaften einen Preisabschlag von fast 5000 £ einzufordern.

Trotz des Aufschwungs liegt Lidl noch deutlich hinter den in dieser Rangliste führenden Supermarktketten zurück. Die Spitzenposition verteidigt hat Waitrose, die auf der Insel als eine Art Luxus-Discounter gilt.

Waitrose setzt verstärkt auf ausgesuchte, qualitativ hochstehende Lebensmittel. Inzwischen sind Wohnungskäufer bereit, rund 36’000 £ Aufpreis dafür zu bezahlen. Knapp dahinter liegt Marks & Spencer, die eine Wohnungsprämie von durchschnittlich 29’000 £ verursacht.

Waitrose war in Grossbritannien die erste Supermarktkette, bei der ein Einfluss auf die Immobilienpreise rund um die Filialen nachgewiesen werden konnte. Entsprechend werden Neuzuzüger in der britischen Metropole von Einheimischen bei der Wohnungssuche vor dem «Waitrose-Effekt» gewarnt.

Deutscher Konkurrent auf dem letzten Platz

«Immobilienbesitzer schätzen offensichtlich die Annehmlichkeit, in unmittelbarer Nähe die Wocheneinkäufe machen zu können», liess sich Andy Mason von Lloyds Bank in einer Mitteilung zitieren. Und ebenfalls offensichtlich ist, dass viele Briten bereit sind, sich qualitativ bessere und teurere Lebensmittel zu leisten. Waitrose hat jüngst in einem Warenkorbvergleich in acht von zehn britischen Regionen als teuerste Lebensmittelkette abgeschnitten.

Die undankbare Schlussposition nimmt Lidls grösster Konkurrent Aldi ein. Ist ein Aldi-Shop in der Nähe, kosten Liegenschaften fast 3000 £ weniger. Aldi ist seit 1990 in Grossbritannien aktiv und verfügt heute über rund 550 Verkaufsstellen. Lidl zog erst 1994 nach, weist aber mit 650 Filialen ein deutlich engeres Netz an eigenen Shops auf.

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