Vor neun Jahren hat Benjamin Lakatos MET Group gegründet. Seither wächst das internationale Rohstoffhandelsunternehmen mit Sitz in Zug mit zweistelligen Raten.
Er habe drei Kinder, sagt der vierzigjährige Benjamin Lakatos: einen fünfjährigen Sohn, eine neunjährige Tochter und die von ihm vor neun Jahren gegründete MET Group. Heute ist Lakatos CEO des internationalen Rohstoffhandelsunternehmens mit Sitz in Zug. MET Group verkauft in sechs vornehmlich mittelosteuropäischen Ländern Gas und Strom an Endkunden, beliefert Grosshändler in siebzehn Staaten der EU und Osteuropas mit Gas, Flüssiggas (LNG), Liquefied Petroleum Gas (LPG) und Strom, handelt von Zug und London aus mit Öl, Gas, LNG und Strom und ist Mehrheitseigentümer eines Gaskraftwerks in Ungarn. Mit diesen Aktivitäten erzielte MET Group 2015 einen Umsatz von 4,4 Mrd. €.
Wir treffen Lakatos in einem Sitzungsraum in einem Hotel am Flughafen Kloten. Dort empfängt er Kunden, die einfliegen, zum Gespräch. Nach den Meetings fliegt er nach Budapest, wo eine der insgesamt siebzehn Tochtergesellschaften von MET Group domiziliert ist. «Wenn es eine Woche gibt, in der ich nicht in einem Flugzeug sitzen muss, bin ich glücklich», sagt der Frequent Flyer. An drei Tagen die Woche ist er unterwegs zu Kunden und Tochtergesellschaften, die über ganz Europa verstreut sind. An zwei Tagen sitzt er in seinem Büro in Zug. Das Wochenende gehört der Familie.
MET Group entstand 2007, als die EU den europäischen Gasmarkt öffnete. Gasproduzenten durften nicht mehr gleichzeitig Gastransporteure sein und Gaslager betreiben. Die Pipelines und die Lager mussten für Dritte geöffnet werden. «Ich war jung, hatte Erfahrung im Finanzwesen und war bereit, Risiken einzugehen», erinnert sich Lakatos. Also (ALSN 89.15 0.39%) gründete er mit der Hilfe des ungarischen Öl- und Gaskonzerns Mol, seines damaligen Arbeitgebers, ein Gashandelsunternehmen. Mol besitzt heute noch einen Anteil von 40% an MET Group, knapp 25% der Aktien hält Lakatos selbst, der Rest gehört Private-Equity-Gesellschaften.
Seit der Gründung wuchs MET Group jedes Jahr mit zweistelligen Raten. Erreicht wurde das sowohl mit Akquisitionen wie mit organischem Wachstum. Nach der Öffnung der Energiemärkte durch die EU seien viele neue Unternehmen in diesem Bereich entstanden, sagt Lakatos. Jetzt folge eine Phase der Konsolidierung. «Wir verstanden immer einen Schritt früher, was geschehen würde», umschreibt Lakatos sein Erfolgsrezept. «Wenn man überleben wollte, musste man wachsen.» Kein Wunder deshalb, dass MET Group diesen Sommer zuschlug, als der Schweizer Stromversorger Repower (Repower 0 0%) sein Rumäniengeschäft zum Kauf anbot.
Doch Wachstum an sich sei nie ein strategisches Ziel von MET Group gewesen, sagt Lakatos. «Als gewinnorientiertes Unternehmen ist es unser Ziel, Geld zu verdienen.» Das erreicht er, indem er sein Unternehmen wachsen lässt, ohne die Betriebskosten wesentlich zu erhöhen. «Das ermöglicht es uns, kompetitive Preise zu offerieren.» Wie viel Geld er mit dieser Politik verdient, verrät Lakatos nicht. Als nicht kotiertes Unternehmen veröffentliche MET Group keine Gewinnzahlen.
Mit dieser Situation ist Lakatos ganz zufrieden. «Als privat gehaltenes Unternehmen erspart man sich eine Menge Papierkram», sagt er. Ein Börsengang komme deshalb zurzeit nicht in Frage. Der Zugang zu Kapital sei gegenwärtig auch ohne Kotierung einfach. Trotzdem schliesse er ein IPO (Initial Public Offering) zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus.
Seit sechs Jahren hat MET Group ihren Hauptsitz in Zug. «In die Schweiz zu kommen, war eine unserer besten Entscheidungen», sagt Lakatos. In Mittelosteuropa hätten die Behörden das Geschäft seines Unternehmens nicht verstanden. Hier aber, im Land des Rohstoffhandels, sei das kein Problem. Steuerliche Gründe seien für den Umzug nach Zug wichtig gewesen, aber nicht ausschlaggebend. Eine bedeutende Rolle habe neben der Infrastruktur und dem guten Zugang zu Finanzdienstleistungen auch der gute Ruf der Schweiz gespielt sowie die Werte, die sie im Geschäftsleben hochhalte. In Zug arbeiten heute 54 der insgesamt 430 Mitarbeiter von MET Group. Neben dem Hauptsitz befinden sich hier auch ein Handelsdesk für Gas und Strom sowie die Zentrale für den westeuropäischen Grosshandel.
Lakatos ist in Ungarn geboren und aufgewachsen. Dort holte er sich an der Wirtschaftsuniversität von Budapest einen Master in Ökonomie. Später ergänzte er ihn mit einem MBA-Studium an der State University von New York. Während seiner Studienjahre setzte sich Lakatos regelmässig mit Mathematik und Physik auseinander – ein Hobby, das er auch heute noch pflegt. Daneben widmet er sich in seiner spärlichen Freizeit der Familie und zwingt sich, ein bisschen Sport zu treiben. Im Sommer hat Lakatos eine zweimonatige Auszeit genommen. «Ich habe mir dabei all die Fragen gestellt, die sich ein Vierzigjähriger stellen muss», sagt er. Das Resultat: «Die Familie bleibt wichtig und die MET Group mein Kind.»
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