Der Bitcoinkurs hat sich in der zweiwöchigen Berichtsperiode per saldo nicht gross verändert und folgte damit den Aktienmärkten.
Die Marktbewegungen des Bitcoins und anderer Kryptowährungen während der Krise werden nun auch in der Wissenschaft aufgearbeitet. Hadar Y. Jabotinsky und Roee Sarel versuchen in ihrem am 17. April im Blog der juristischen Fakultät der Universität Oxford veröffentlichten Artikel mit dem Titel «How Crisis affects Crypto: Coronavirus as a Test Case» Lehren für das regulatorische Design zu ziehen.
Die nun manifestierte Korrelation zwischen Kryptos und den Aktienmärkten impliziert gemäss den beiden Autoren, dass die Aufsichtsbehörden den Kryptomarkt ernst nehmen sollten, da er «möglicherweise systemische Bedeutung» hat.
Der Kryptomarkt könne jedoch auch in Krisenzeiten eine wertvolle Alternative darstellen und damit das Risiko minimieren: Kapital könnte an Unternehmen fliessen, die Token-Angebote zur Beschaffung von Geldern verwenden, oder an Gesellschaften, die Token als Zahlungsmittel akzeptieren. Dadurch könnte das Risiko des Zusammenbruchs der traditionellen Finanzmärkte verringert werden. Wenn der Kryptomarkt allerdings von sogenannten Pump-and-Dump-Strategien angetrieben werde, scheine eine Regulierung notwendiger zu sein.
Bei Regulierung ist Timing wichtig
Für die Autoren der Studie ist bei solchen Eingriffen das Timing von grosser Bedeutung. «Regulierungsbehörden, die ein Eingreifen in Betracht ziehen, sollten daher den Markt sorgfältig beobachten und Richtlinien vermeiden, die schwer rückgängig zu machen sind», empfehlen sie. Die Einführung eines neuen Gesetzes mit dem Titel Crypto-Currency Act of 2020 im US-Kongress deute auf eine mögliche heterogene Regelung hin, bei der verschiedene Behörden mit unterschiedlichen Token umgehen würden.
Die Autoren der Studie finden in ihrer Untersuchung allerdings keinen grossen Unterschied zwischen Token in Bezug auf die Reaktionen auf Covid-19, was für sie darauf hindeuten könnte, dass homogene Vorschriften aus Sicht der systemischen Risikoprävention vorzuziehen sind.
Auf dem Bitcoinoptionsmarkt nahmen die Aktivitäten am vergangenen Donnerstag Fahrt auf, als der Bitcoinpreis über 7000 $ stieg. Das tägliche Handelsvolumen mit Bitcoinoptionen, die an den wichtigsten Börsen – Deribit, LedgerX, Bakkt, OKEx und CME – notiert sind, stieg am Donnerstag auf 86,4 Mio. $, den höchsten Stand seit dem 16. März. Dies geht aus Daten des Kryptoderivathauses Skew hervor.
Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Deribit trug mehr als 85% des Umsatzes bei. Die Chicago Mercantile Exchange, ein Synonym für institutionelle Aktivitäten, handelte Optionskontrakte im Wert von lediglich 832’000 $, was einem mageren Anteil von nur 1% des weltweiten Volumens entspricht. Das gesamte Open Interest oder die Anzahl der ausstehenden Optionskontrakte stieg am Donnerstag ebenfalls auf 642,3 Mio. $, nachdem es im März den Tiefpunkt unter 400 Mio. $ erreicht hatte.
Gespanntes Warten auf das Halving
Nun werden am Markt die Tage und Stunden bis zum Halving im Mai gezählt. Viele Marktteilnehmer gehen nach wie vor davon aus, dass es den Bitcoinpreis mittel- und längerfristig stützen wird. Die Aktivitäten am Optionsmarkt deuten jedoch darauf hin, dass Anleger Wetten abschliessen (Put-Optionen kaufen), um sich möglicherweise gegen einen Preisverfall nach der Halbierung oder einen weiteren makrogetriebenen Crash auf den Kryptomärkten im März abzusichern.
Die gestiegene Nachfrage nach Put-Optionen spiegelt sich gemäss Skew-Daten in einem Anstieg der Put-Call-Open-Interest-Ratio auf ein Siebenwochenhoch von 0,63. Dass das Interesse am Halving gross ist, zeigt sich darin, dass der Begriff noch nie so oft gegoogelt wurde wie jetzt.
Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.
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