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12:45 Uhr - 12.01.2016

Marcel Rohner steigt bei Patrick Bettscheider ein

Der ehemalige CEO der UBS übernimmt ein Mandat beim umtriebigen deutschen Investor, der kriselnde Banken kauft.

Seit Marcel Rohner 2009 nach weniger als zwei Jahren den Chefsessel bei der UBS (UBSG 17.79 1.48%) räumen musste, meidet er das Rampenlicht. Allerdings ist er Verwaltungsrat bei der übernahmefreudigen Genfer Vermögensverwaltungsbank UBP, bei Thomas Matters Neuer Helvetischer Bank oder auch beim Transport- und Logistikunternehmen Giezendanner. In Erinnerung ist sein Auftritt 2013 vor einem Londoner Parlamentsausschuss zum Libor-Skandal.

Rohners Name taucht nun erneut auf. Und zwar im britischen Unternehmensregister. Dort firmiert Rohner seit einigen Wochen als Director einer Gesellschaft namens Interritus Limited. «Interritus» kommt aus dem Lateinischen. Und bedeutet «unerschrocken».

Kontrolleur bei Interritus

Eine riesige Sache ist das nicht. Rohner, 51 Jahre mittlerweile, hat erneut keine operative Aufgabe übernommen, sondern hat lediglich ein Kontrollmandat inne. Bemerkenswert ist die Personalie trotzdem. Dem Register zufolge sind zwei weitere frühere Topkader der Schweizer Bankenszene im Verwaltungsrat von Interritus, nämlich Nick Pfau, der frühere Chairman der UBS in Frankreich, sowie der ehemalige Credit-Suisse-Manager Philipp Baretta. Was hat es auf sich mit den «Unerschrockenen»?

Hinter Interritus, 2014 erst gegründet und gemäss Moneyhouse im Schweizer Handelsregister eingetragen, steht der deutsche Selfmade-Banker Patrick Bettscheider, der am Schweizer Finanzplatz kein Unbekannter ist. In den Nullerjahren zog Bettscheider eine mittlerweile international tätige Investmentboutique namens Mainfirst hoch. Die operative Zentrale der Bank ist Frankfurt – die Mainfirst Holding residiert jedoch in Zürich. Anfang 2014 verkaufte Bettscheider nach einem Streit mit den Mitgesellschaftern seine Anteile. Über Umwege landeten die Aktien schliesslich beim Investor und Chef der Ethenea-Fonds, Luca Pesarini. Der übrigens, und hier schliesst sich der Kreis, wohnt in Wollerau, wo Interritus und auch Bettscheider privat gemeldet sind.

Banken kaufen und…?

Interritus hat sich offensichtlich auf den Kauf kleiner Spezialbanken fokussiert. Den ersten, durchaus spektakulären Coup landete die Investmentgesellschaft 2014 bereits im Zuge ihrer Gründung – zumindest schien es so. Verkündet wurde damals der Kauf der Düsseldorfer Hypothekenbank, die grösste deutsche Bankübernahme seit der Finanzkrise. Dann jedoch geriet die Düsselhyp plötzlich in Schieflage. Bettscheider machte von einer Vertragsklausel Gebrauch und trat im letzten Moment vom Deal zurück. Der deutsche Bankenverband musste das Institut auffangen. Kurz darauf schlug Interritus dafür in Österreich zu und erwarb den während der Finanzkrise gestürzten Wiener Gemeindefinanzierer Kommunalkredit.

Immerhin 142 Mio. € legte Bettscheider gemeinsam mit einem irischen Co-Investor für die Kommunalkredit auf den Tisch – und stach diverse einheimische Bieter locker aus. An Geld scheint es dem Interritus-Projekt also nicht zu mangeln, zumal Bettscheider aus seiner Zeit als Investmentbanker erstklassige Kontakte speziell zu angelsächsischen Investoren nachgesagt werden. Nebulös ist bislang, welche Strategie das Unternehmen verfolgt.

In österreichischen Zeitungen wurde Interritus während des Bieterwettstreits als «Heuschrecke» verunglimpft – also als Investor, dem es nur darum geht, die übernommenen Banken auszusaugen. Das aber, so heisst es aus dem Umfeld der Gesellschaft, sei gerade nicht der Fall. Es sei ein falscher Reflex, bei Banken wie der Kommunalkredit nur auf das Scheitern zu schauen. Denn viele Institute, die in der Finanzkrise umgefallen seien, seien nicht wegen ihres Kerngeschäfts umgefallen. Interritus plant weitere Deals, vermutlich vor allem im deutschsprachigen Raum. Auf den Kontrolleur Rohner dürfte in den nächsten Monaten jedenfalls Arbeit zukommen.

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