Die Strategie führt zu einem Liquiditätsengass.
Hochrangige chinesische Regierungsvertreter haben sich bereit erklärt, den chinesischen Mischkonzern HNA Group zu stützen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg Freitag.
Damit überbrückt der Staat einen Liquiditätsengpass, in den HNA durch die Übernahme verschiedener Beteiligungen und aufgrund diverser Immobilienkäufe geschlittert ist. Eine Auflage der Regierung besteht darin, dass sich HNA auf ihren Kernbereich, Reisen und Transport, fokussieren soll. Damit sind weitere Diversifikationsbemühungen vorerst auf Eis gelegt.
Dass die Einkaufstour des Konzerns das Budget zu stark strapaziert haben könnte, dafür gab es in der Vergangenheit mehrere Hinweise. Im August 2017, anlässlich des Zwischenberichts, zeigte sich, dass HNA in Asien die höchsten Zinsen ausserhalb des Finanzsektors zahlen musste. Ein Indiz dafür, dass Anleger für zusätzliches Risiko entsprechend entschädigt werden wollen. Zudem wurden im Januar 2018 sechs Aktien von Tochtergesellschaften vorläufig vom Handel suspendiert.
Der Obligationenmarkt hat aber noch ein weiteres Warnzeichen gesandt. Während eine Renminbi-Anleihe mit einem Coupon von 5,99% und einer Laufzeit bis 2022 noch im März nur knapp unter 100% handelte, ist sie in der Zwischenzeit auf 85% gefallen. Zudem hatte HNA seine Gläubiger unlängst vor einem drohenden Liquiditätsengpass gewarnt.
Wie aggressiv die Akquisitionsstrategie angelegt war, zeigen die Eckdaten des Geschäfts. Insgesamt hat HNA in den vergangenen Jahren Beteiligungen und Immobilien im Umfang zwischen 40 und 50 Mrd. $ weltweit erworben.
Beim Aufbau ihres Beteiligungsimperiums hat HNA auch vor der Schweiz nicht halt gemacht. So hat sie sich beispielsweise das Bordverpflegungsunternehmen Gategroup und den Flugzeugabfertiger Swissport unter den Nagel gerissen. Am Reisedetailhändler Dufry (DUFN 137.05 -1.86%) hält HNA aktuell knapp 21%.
Der Schuldenberg türmt sich mittlerweile auf 93 Mrd. $. 2017 konnte die Gesellschaft aus dem erzielten Gewinn nicht einmal die Schuldzinsen tilgen. In einem ersten Schritt hat HNA allerdings versucht, ihre finanziell angeschlagene Situation durch Verkäufe von Immobilien und Beteiligungen aus eigener Kraft zu stabilisieren. Allein im laufenden Jahr soll der Mischkonzern Beteiligungen und Immobilien im Wert von 15 Mrd. $ veräussert haben. Dazu gehören etwa Aktienverkäufe des Hotelkonzerns Hilton für insgesamt 6 Mrd. $ und eine Verkleinerung der Position in Deutsche-Bank-Aktien.
In der Schweiz hatten die Chinesen mit Veräusserungen bislang wenig Erfolg. So musste der geplante Börsengang von Gategroup abgesagt und die Publikumsöffnung von Swissport aufgeschoben werden.
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