Die US-Notenbank erhöht ihre Inflationserwartung und diskutiert über die Reduktion des Anleihenkaufprogramms.
Die Marktteilnehmer hatten das Urteil rasch gefällt. Nach der Sitzung des Offenmarktausschusses gaben der Goldpreis und die Aktienmärkte auf breiter Front nach, während die Rendite der US-Staatsanleihen und der handelsgewichtete Dollar avancierten. Die Marktteilnehmer beurteilen den Pfad der künftigen Geldpolitik des Federal Reserve also restriktiver als zuvor.
Der Grund ist die von den Währungshütern geäusserte Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung. Quartalsweise publiziert das Fed den von den Mitgliedern des Offenmarktausschusses geschätzten Pfad des Leitzinses sowie die Erwartungen zur Inflation, dem Wirtschaftswachstum und dem Arbeitsmarkt.
Die Krux der Punkte
Während das Fed den Anstieg der Inflation zwar «mehrheitlich als temporär» bezeichnet, wie Fed-Chef Jerome Powell an der anschliessenden Pressekonferenz erklärte, erhöhten die Währungshüter die erwartete Kerninflationsrate für Ende Jahr von 2,2 auf 3%. Dass die Währungshüter den Anstieg der Inflation nur als temporär betrachten, bestätigt die Einschätzung für das nächste Jahr. Für 2022 wurde die erwartete Inflationsrate nur von 2,0 auf 2,1% erhöht.
Angepasst hat das Fed zudem das erwartete Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr von 6,5 auf 7%. Für 2022 rechnen die Währungshüter weiter mit einer Beschleunigung von 3,3% und für 2023 wurde die Erwartung im Median von 2,2 auf 2,4% erhöht. Bezüglich dem Arbeitsmarkt sieht das Fed kaum Anpassungsbedarf. Ende 2021 sehen sie die Arbeitslosenquote weiter bei 4,5%, 2022 bei 3,8% (zuvor 3,9%) und 2023 wie bisher bei 3,5%.
In Einklang mit der leicht verbesserten Beurteilung deutet der Dot-Plot auf eine raschere Zinserhöhung. Der Dot-Plot zeigt die Erwartung der Mitglieder des Offenmarktausschusses zur Leitzinsentwicklung. Im Median deutet der Dot-Plot auf zwei Zinserhöhungen im Jahr 2023. Zuvor deutete der Median auf keine Anpassung vor 2024. Zudem stieg die Zahl der Mitglieder, die bereits 2022 eine Straffung erwarten von vier auf sieben. Seit März des vergangenen Jahres befindet sich der Leitzins im Zielband von 0 bis 0,25%.
Powell betonte in der Pressekonferenz aber, dass es sich beim Dot-Plot «nicht um eine Prognose des Federal Reserve handelt, sondern um individuelle Einschätzungen». Die Punkte seien keine gute Voraussage des künftigen Zinspfades. Es gab laut dem Fed-Chef während der Sitzung auch keine Diskussionen über mögliche Zinserhöhungen: «Dafür wäre es noch viel zu früh.»
Der Anfang vom Ende naht
Diskutiert haben die Währungshüter hingegen darüber, wann das Anleihenkaufprogramm reduziert werden soll. Momentan kauft die US-Notenbank monatlich amerikanische Staatsanleihen über mindestens 80 Mrd. $ und hypothekengesicherte Wertpapiere in der Höhe von mindestens 40 Mrd. $.
Wann genau das Anleihenkaufprogramm reduziert werden soll, konnte Powell nicht sagen. «Wir werden die Reduktion des Anleihenkaufprogramms starten, wenn die Wirtschaft substanzielle Fortschritte erreicht hat auf dem Weg zum Ziel der Vollbeschäftigung und zu einer stabilen Inflationsrate von 2%.» Laut Powell wird das Fed aber früh genug informieren, bevor das Programm reduziert wird, damit Marktteilnehmer genug Zeit haben, um die Erwartungen anzupassen. «Wir möchten Marktverwerfungen verhindern und werden darum so klar wie möglich kommunizieren.»
Während der Medienkonferenz machten die Aktienmärkte einen Teil der Verluste wett. Powell konnte die Marktteilnehmer davon überzeugen, dass die Geldpolitik weiter überauss unterstützend sein wird. Zudem erklärte er, dass beim Dot-Plot die Kernaussage weniger die Punkte sind, als dass «viele Teilnehmer zuversichtlicher sind, dass die Wirtschaftsprognosen früher als erwartet eintreffen werden.»
Der Anleihen- und der Devisenmarkt hielten hingegen an ihrer Einschätzung fest. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe verharrte 8 Basispunkte höher auf 1,58% und der handelsgewichtete Dollar avancierte gar noch weiter und notierte bis zum Handelsschluss an Wallstreet 0,8% höher.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.