Zurück zur Übersicht
08:04 Uhr - 17.06.2015

Investieren mit Rendite und ruhigem Gewissen

Im Niedrigzinsumfeld interessieren sich Pensionskassen zunehmend für Mikrofinanz.

Dies ist eine Erfolgsgeschichte des Schweizer Asset Managment: Im Bereich  Mikrofinanz haben zwei hiesige Vermögensverwalter die Nase vorn – ResponsAbility und BlueOrchard. Das Marktsegment ist zwar (noch) klein. Aber es wächst rasant, und es stossen auch vermehrt Pensionskassen zum Kreis der Investoren.

Mikrofinanz bedeutet die Versorgung von Klein- und Kleinstunternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern mit Krediten durch lokale Banken. Diese Institute mit Eigen- oder Fremdkapital zu finanzieren – und dabei Geld zu verdienen –, ist das Ziel der Asset-Manager. Als Ergänzung und Alternative zur herkömmlichen Entwicklungshilfe kommt Mikrofinanz oft eine geopolitische Bedeutung zu, was sich darin zeigt, dass ein Grossteil der Investoren staatlich oder halbstaatlich ist. Doch sie sind nicht mehr unter sich.

Nachfrage steigend

«Wir verzeichnen eine verstärkte Nachfrage seitens institutioneller Investoren», erklärt Patrick Scheurle, Finanzchef von BlueOrchard. Bei ResponsAbility klingt es ähnlich. «Ein zunehmender Anteil der Gelder stammt von Pensionskassen und Banken», erklärte CEO Klaus Tischhauser an der Medienkonferenz. Der Asset-Manager steigerte 2014 das verwaltete Vermögen um 28% auf 2,44 Mrd. $, davon sind 1,8 Mrd. Mikrofinanzanlagen. BlueOrchard managt in ihren Fonds rund 1,5 Mrd. $, hauptsächlich im Bereich Mikrofinanz. Bei einem Marktvolumen von 7 bis 10 Mrd. $ ergeben sich beachtliche Marktanteile für die Schweizer Firmen.

Gemäss Tischhauser wäre es kein Problem, mehr Geld einzusammeln. Schwierig sei es, gute Mikrofinanzinstitute (MFI) zu finden, die über professionelle Strukturen verfügen. Nur rund hundert MFI sind renditebeständig, haben eine diversifizierte Kundenbasis und ein erfahrenes Management. Weitere 400 entwickeln sich vielversprechend, sind aber vielleicht noch nicht als Finanzinstitute anerkannt. Die grosse Masse – rund 10 000 MFI – erfüllt die Investitionskriterien nicht, darunter fällt wohl eine ganze Anzahl lokaler Kredithaie und mafiöser Organisationen.

Gründung im Schoss der UNO

Die Mikrofinanzidee stammt aus dem öffentlichen und halböffentlichen Bereich. So wurde BlueOrchard im Schoss der Uno gegründet. Das Flaggschiff von BlueOrchard ist der Microfinance Fund, der ein Volumen von 260 Mio. $ aufweist und schon seit 1998 auf dem Markt ist. ResponsAbility hat ihre Wurzeln im Finanzbereich. Die Fonds werden beispielsweise via Raiffeisen oder Credit Suisse (CSGN 25.56 -0.43%) an die privaten Anleger verkauft. Insgesamt betreut ResponsAbility zwölf Anlagevehikel.

Doch im Niedrigzinsumfeld haben offenbar auch Pensionskassen die Anlageklasse für sich entdeckt. Dies insbesondere, da es sich bei den Fonds teilweise um Vehikel handelt, die ganz oder teilweise in Fremdkapital der Mikrofinanzinstitute investieren. Eine historische Rendite von 3 bis 5% erscheint mancher Pensionskasse verlockend. Die ursprünglichen Vorbehalte sind offenbar verschwunden. Scheurle erklärt: «Viele institutionelle Investoren betrachten Mikrofinanz mittlerweile als legitime Vermögensanlage. Sie ordnen die Investitionen teilweise nicht mehr den alternativen Anlagen, sondern den Obligationenanlagen zu.»

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.