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07:27 Uhr - 16.05.2017

Sonova sind ohne Grund teurer

Die Aktien werden mit einer Prämie gehandelt. Das erwartete Wachstum ist dennoch Durchschnitt.

Beim Hörgerätehersteller Sonova (SOON 155.2 1.7%) läuft es rund. Zumindest lassen das die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 (Abschluss Ende März) vermuten. Der Umsatz ist 15,6% auf 2,4 Mrd. Fr. gestiegen. Der operative Gewinn auf Stufe Ebita legte 7,5% auf 481,4 Mio. Fr. zu. Der erste Eindruck täuscht jedoch. Das hohe Wachstum kam primär durch die Akquisition von AudioNova im September 2016 zustande.

Der zusätzliche Erlös der Retailkette für Premiumhörgeräte war für über zwei Drittel des Umsatzanstieges verantwortlich. Der organische Zuwachs betrug lediglich 4,3%. Auch auf Stufe Ebita istdas Wachstum weniger gut, wenn die Akquisitionseffekte durch AudioNova herausgerechnet werden. Bereinigt um sie betrug das Plus noch 4,7%.

Konkurrenz war besser

Im Branchenvergleich wirken die Zahlen wenig beeindruckend. Kotierte Konkurrenten wie GN Store Nord (GN 197.05 0.25%) und William Demant (WDH 167.4 -0.06%) aus Dänemark haben mit einem organischen Umsatzplus von 6% im vergleichbaren Geschäft letztes Jahr klar besser abgeschnitten. Gut zu halten ist Sonova jedoch, dass sie im zweiten Halbjahr zu den Branchennachbarn aufschliessen konnte. Zudem lancierte sie letztes Jahr neue Geräte, was tendenziell zu kurzfristiger Zurückhaltung bei den Audiologen führt.

Wie erwartet, hat AudioNova zudem die Profitabilität von Sonova gedrückt. Die Ebita-Marge betrug 2016/17 noch 19,3%. Im Vorjahr lag sie 1,5 Prozentpunkte höher. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) nahm rund 5,6 Prozentpunkte auf rund 20,4% ab. Damit verdient das Unternehmen zwar immer noch deutlich mehr als die Kapitalkosten von 6,9%. Dennoch kostet AudioNova Rendite für die Aktionäre. Will Sonova den ROCE wieder auf das Niveau von vorletztem Jahr bringen, muss die Retailkette früher oder später Synergien von rund 80 Mio. Fr. bringen.

Wie CEO Lukas Braunschweiler an der Pressekonferenz zum Jahresergebnis sagte, dürfte das volle Synergiepotenzial in rund eineinhalb Jahren ausgeschöpft sein. Zahlen nannte er keine. Allerdings rechnet die Gesellschaft bis 2019 mit einem rund 150 bis 250 Mio. Fr. höheren Ebita. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 7 bis 11%. Ein Prozentpunkt davon soll aus weiteren Arrondierungskäufen kommen.

Für 2017/18 rechnet Sonova mit einer Umsatzwachstumsrate von 10 bis 12%. Rund 6% davon werden wieder auf Akquisitionseffekte durch AudioNova fallen. Sie trug letztes Jahr nur sieben Monate zum Ergebnis bei. In diesem Jahr werden es 12 Monate sein. Umgekehrt bedeutet das: das organische Plus beträgt 4 bis 6%. Damit erwartet die Gesellschaft im Branchenschnitt zu wachsen. Beim Ebita soll das Wachstum 10 bis 14% betragen. Angaben zu Effekten aus Übernahmen macht Sonova auf dieser Stufe keine.

Kein Grund zur Eile

Die Aktien von Sonova haben im Jahresvergleich rund 25% auf 155 Fr. zugelegt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017/18 von 27 weisen sie eine Prämie von 22% gegenüber den kotierten Branchennachbarn GN Store Nord (KGV für 2017 von 22) und William Demant  (24)aus.

Einen Teil dieses Aufpreises mag durch die Marktführerschaft zu begründen sein. Sonova ist der mit Abstand grösste Anbieter von Premiumhörgeräten. Der Umsatz im Hörgerätegeschäft überragt jenen der beiden Dänen um mehr als 40%. Allerdings scheint sich das nicht in einer bevorzugten Stellung im Markt zu manifestieren. Vor allem GN Store Nord scheint schwer zu überwinden zu sein. Die Gesellschaft rechnet für 2017 mit einem organischen Umsatzwachstum über 6%. Bis 2019 will sie aus eigener Kraft jährlich ungefähr 7% wachsen. Beide Ziele liegen leicht über jenen von Sonova. Zukäufe in die Titel der Schweizer drängen also nicht.

Die komplette Historie zu Sonova finden Sie hier. »

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