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17:55 Uhr - 21.08.2018

Meyer Burger steht unter Beschuss

Das Management weist die Forderungen ihres russischen Hauptaktionärs zurück. VR-Präsident Vogel und Finanzchef Hirschi halten an ihren Jobs fest.

Die Vorwürfe sind happig. In der «SonntagsZeitung» hat sich der grösste Aktionär von Meyer Burger, Elbogross, prominent über VR-Präsident Alexander Vogel und Finanzchef Michel Hirschi ausgelassen und deren Rücktritte gefordert. Elbogross ist ein Beteiligungsvehikel des russischen Milliardärs Petr Kondrashev. Über dieses hält er  6,1% am krisengeplagten Solarzulieferer.

Nach einem kommerziell herausragenden 2017 kämpft das in Thun beheimatete Unternehmen in diesem Jahr wieder mit der Zyklizität des Solarmarkts. Obschon Meyer Burger zum Halbjahr erstmals seit 2011 wieder einen kleinen Gewinn ausweisen konnte, ist der Auftragseingang eingebrochen. Und ein neues Solar-Subventionsregime in China verheisst nichts Gutes für die Zukunft.

Kein Bruch mit Ära Pauli

Im Jahr 2017 gehörten die Titel zu den ­erfolgreichsten am Schweizer Markt. Seit Januar haben die Aktien aber über 60% an Wert verloren. Den Rücktrittsforderungen erteilt Alexander Vogel dennoch eine Absage: «Meyer Burger ist mitten in einem Umbruchprozess. Ich will meinen Job weitermachen und Wert für die Aktionäre schaffen. Es wäre unprofessionell, jetzt von Bord zu gehen», sagt er zu «Finanz und Wirtschaft». Auch CFO Michel Hirschi will im Amt bleiben.

Anton Karl, der die Interessen von Kondrashev vertritt, schiesst scharf. Vogel wirft er fehlende Branchenkompetenz vor. Und Hirschi, der seit 2006 Finanzchef ist, habe im Schweizer Finanzmarkt aufgrund seiner Kommunikationspolitik «schon lange seine Glaubwürdigkeit verloren». «Vogel sitzt seit 19 Jahren im Verwaltungsrat. Er und Hirschi gehören zur Ära des ehemaligen Konzernchefs Peter Pauli. Diese Form der Kontinuität braucht es nicht», bringt Karl die Sicht des russischen Investors gegenüber «Finanz und Wirtschaft» auf den Punkt. «Wir haben Herrn Vogel nahegelegt, die Erneuerung des VR schnell voranzutreiben, wurden aber immer wieder vertröstet», sagt er. Den CEO nimmt er aus der Kritik aus: «Mit der Arbeit Hans Brändles sind wir zufrieden. Wir schätzen seine Fachkompetenz und seinen Sinn für Realität», sagt Karl.

Die Meyer-Burger-Oberen reden regelmässig mit dem russischen Hauptaktionär, offenbar aber aneinander vorbei: «Wir verstehen nicht, was genau die Forderung ist. Ist es im Sinne eines ausgewogenen Gremiums, mich durch einen weiteren Technologiespezialisten zu ersetzen? Da setze ich ein Fragezeichen», sagt Vogel. Die Rücktrittsforderungen hätten ihn überrascht. Auch den Mangel an Branchenkompetenz will er nicht gelten lassen: «Der Vorwurf ist schwer zu verstehen. Ich bin kein Physiker. Ich habe mich
aber bemüht, seit der Kapitalerhöhung Branchenschwergewichte wie Michael Splinter, Eric Meurice und Hans-Michael Hauser ins Gremium zu holen. Mit diesen Leuten haben wir genug Technologie-kompetenz im VR», sagt er. Auch Finanzchef Hirschi bekommt sein Fett ab. Die Russen kritisieren besonders seine Kommunikation mit dem Finanzmarkt. Einerseits befeuere er den Aktienkurs mit euphorischen Meldungen über Neuaufträge oder mit einem positiven Ausblick. Andererseits sei das Timing gewisser Aktienverkäufe durch Mitglieder des Managements auffallend geschickt gewählt. Die Meyer-Burger-Manager verkauften Aktien während Phasen vermeintlich hoher Dynamik. Sollte Hirschi «im Dezember 2017 tatsächlich 500 000 Aktien verkauft haben, ist das ein weiterer Beleg für die mangelhafte Corporate Governance», sagt der Grossaktionär. Vogel kontert: «Wir konnten keine unregelmässigen Handelsakti­vitäten feststellen.» Bei Management-Transaktionen würden strikte Regeln eingehalten. Auch dass sich Externe einen Informationsvorsprung verschaffen könnten, schliesst er aus: «Es gab keine Informationslecks. Wir bemühen uns schnell, fair und offen zu informieren. Auch zum Halbjahr haben wir eine Vorankündigung betreffend der unbefriedigenden Auftragsentwicklung gemacht.» Die finanziellen Eckpunkte seien bekannt gewesen.

Kritik schiebt Aktien an

Weiter kritisiert Elbogross die Ämterfülle Vogels und das Vergütungsniveau des Verwaltungsrats: «Trotz massiver Schrumpfung des Unternehmens haben sich die VR-Honorare erhöht», sagt Anton Karl. Auch diese Kritik will Vogel nicht zulassen. Der Vergütungsplan sei von Spezialisten durchleuchtet und als durchschnittlich und «fair» befunden worden. «Wir werden von einem gesperrten zu einem leistungsorientierten Aktienplan übergehen. Zuvor wurden Aktienoptionen auch bei schlechtem Geschäftsgang vergeben», fügt er an. Die Änderung soll verhindern, dass Optionen trotz schwacher operativer Performance zugeteilt werden.

Auch seine über drei Dutzend Mandate bei anderen Unternehmen sieht Vogel unproblematisch: «Ich tausche mich täglich mit dem CEO aus. Mein Pensum für Meyer Burger beträgt 40 bis 50%», sagt er. Und dass Meyer Burger Aufträge in Millionenhöhe an die Anwaltskanzlei Meyerlustenberger Lachenal vergibt, bei der er Mit­inhaber ist, sieht er ebenfalls gelassen. Er habe keinen Einfluss auf die Vergabe der Aufträge, das mache die Geschäftsleitung. «Solang alles sauber und marktgerecht abläuft, sehe ich keinen Interessenkonflikt», sagt der Anwalt.

Die lautstarke Kritik des Grossaktionärs hat den Meyer-Burger-Aktien nicht geschadet. Im Gegenteil, seit Montag haben die Valoren über 15% gewonnen. Relevante Unternehmensnachrichten gab es keine, Konzernchef Brändle und Finanzchef Hirschi befinden sich aber auf Roadshow bei ausländischen Investoren.

Die komplette Historie zu Meyer Burger finden Sie hier. »

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