Der Kurs der Digitalwährung hangelt sich von Rekord zu Rekord. Das weckt Erinnerungen an die Goldpreisblase von 2011.
Hype um das digitale Gold
Zudem spekulieren einzelne Marktteilnehmer auf die Zulassung eines Bitcoin-ETF, der die Nachfrage nach dieser alternativen Währung weiter anheizen könnte. Im März hatte die amerikanische Börsenaufsicht SEC einen Antrag der Gebrüder Winklevoss abgelehnt. Diese versuchen seit 2013, Bitcoin via einen passiven Indexfonds für Investoren handelbar zu machen.
Berühmtheit erlangten die Winklevoss-Brüder durch einen Rechtsstreit mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der ihnen die Idee des sozialen Netzwerks geklaut haben soll. Er endete mit einer millionenschweren Vergleichszahlung. In den vergangenen Tagen sind Informationen durchgesickert, dass die SEC den Antrag nochmals prüfen könnte.
Bitcoin wird zuweilen auch als digitales Gold bezeichnet. Wegen seiner Organisation ist es nicht mit dem traditionellen Geldsystem verbunden und könnte deshalb als Krisenwährung fungieren. Tatsächlich erinnert der momentane Hype in Ansätzen an die Goldpreisblase von 2011, als der Kurs für die Feinunze Gold innerhalb von zwei Monaten um fast ein Drittel auf rund 1900 $ kletterte. Wenig später stürzten die Kurse ein. Heute notiert das Edelmetall bei rund 1260 $.
Hohe Gewinne und Verluste
Auch Bitcoin hat schon äusserst volatile Zeiten erlebt. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Digitalwährung 2013, als der Kurs sich auf 1200 $ vervielfachte. Wenig später stürzte das Internetgeld wieder unter 300 $ ab. Diese Bewegungen zeigen, wie unberechenbar der Handel mit Bitcoin ist.
Erschwerend kommt dazu, dass der Kauf und Verkauf der Digitalwährung dezentral auf unzählig vielen Plattformen stattfindet. Es gibt deshalb keinen einheitlichen Marktpreis. Zudem müssen jeden Tag rund 3 Mio. $ in den Bitcoin-Markt fliessen, damit das Kursniveau gehalten werden kann. Denn alle 24 Stunden werden 1800 neue Bitcoin geschaffen, die vom Markt absorbiert werden müssen.
Zudem ist im Schatten von Bitcoin in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Digitalwährungen auf den Markt gekommen. Die Internetseite Coin-Gecko.com listet derzeit 830 solcher Währungen auf, wobei viele von ihnen simple Kopien von Bitcoin sein dürften.
Hoch im Kurs steht derzeit die Währung Ether des Zuger Start-up Ethereum. Auch Bitcoin-Anhänger Meisser ist von Ether angetan. «Bei Ethereum findet derzeit deutlich mehr Innovation statt als bei Bitcoin.» Beim Pionier der Digitalwährungen sei die Gründergarde weitgehend abgetreten, und ihre Nachfolger seien sehr konservativ unterwegs. Meisser kann sich deshalb vorstellen, dass Bitcoin die Vormachtstellung schon in naher Zukunft verlieren könnte.
So hat Ethereum für das kommende Jahr eine substanzielle Systemänderung geplant. Sie würde dazu führen, dass täglich weniger Einheiten ihrer Währung Ether auf den Markt kommen. Dies könnte einen weiteren Preisschub auslösen. Ein ähnliches Phänomen war bei Bitcoin im vergangenen Sommer zu beobachten. In regelmässigen Abständen wird bei Bitcoin die Zahl täglich geschaffener Einheiten halbiert. Das verleiht der Währung jeweils für kurze Zeit einen spürbaren Auftrieb.
Noch kaum alltagstauglich
Was aber alle Digitalwährungen gemein haben: Sie konnten noch nicht den Beweis erbringen, dass sie alltagstauglich sind. Auf einschlägigen Internetverzeichnissen sind rund 120 Shops in der Schweiz verzeichnet, die Bitcoin akzeptieren – darunter auch die Stadt Zug als einzige Behörde. Seit der Lancierung vor einem Jahr haben in Zug rund zwanzig Personen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Damit hat Bitcoin hierzulande den Durchbruch noch nicht geschafft. Das liegt laut dem Schweizer Bitcoin-Verband-Gründer Luzius Meisser auch an den eingeschränkten und teuren Bitcoin-Transaktionen. «Sie sind weltweit bei rund 400 000 pro Tag gedeckelt. Den Akteuren gelingt es nicht, sich darauf zu einigen, wann und wie weit diese Grenze erhöht werden soll», sagt Meisser. Die Kosten pro Transaktion sind auf über 1 $ gestiegen und liegen damit bei tiefen Beträgen wie beim Bezahlen eines Kaffees selbst deutlich über den Kosten von Kreditkartenherausgebern.
Die hohe Volatilität des Bitcoin-Kurses ist ein weiteres Hindernis auf dem Weg dazu, die Währung als verlässliches Zahlungsmittel zu etablieren. Deshalb erstaunt es nicht, dass einige Unternehmen Bitcoin vor allem aus Marketinggründen akzeptieren. Bei der Stadt Zug beispielsweise ist der Betrag, der in Bitcoin bezahlt werden kann, auf 200 Fr. beschränkt. Die SBB, die an allen Billettautomaten einen Bitcoin-Wechsel anbietet, verlangt relativ hohe Gebühren, um die Kursschwankungen abzufedern. Und diese dürften vorerst kaum kleiner werden.
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