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15:07 Uhr - 17.03.2017

Rainer-Marc Frey: Das Schwergewicht im Hintergrund

Der Investor hat sein Leonteq-Paket aufgestockt. Kaum einer weiss so viel über Probleme schnellwüchsiger Finanzfirmen wie das ehemalige Hedge-Fund-Wunderkind.

Interviews gibt er praktisch nie, und auch der FuW steht Rainer-Marc Frey nicht zur Verfügung. Einer wie er hat Publicity nicht nötig. Er bewegt sich in den obersten (Finanz-)Kreisen, mal mit dem Zementbaron Thomas Schmidheiny und BMW-Erbin Susanne Klatten im gemeinsamen Afrika-Investment, mal mit UBS-Chef Sergio Ermotti an der Ski-WM in St. Moritz.

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Leonteq (LEON 37.6 3.87%) hätte in der Tat schlechtere Investoren finden können als den 54-jährigen Milliardär. Für Frey ist Leonteq wohl ein «Déjà-vu». Gegenüber «Persönlich» erklärte er einmal: «Als Unternehmer, der den ganzen Zyklus durchgemacht hat, von Start-ups über Entwicklung, Expansion bis Verkauf und Integration, hatte ich immer wieder schwierige Entscheidungen zu treffen – auf strategischer wie auf personeller Ebene. Im Finanzmarkt sind die Zyklen relativ schnell. Da gibt es fast jedes Jahr eine Krisensituation. Wir mussten während der Zeit bei RMF das Geschäftsmodell mehrfach neu anpassen.»

Rainer-Marc Frey hat, was es für den Erfolg braucht: einen aussergewöhnlichen finanziellen Instinkt und beste Networking-Fähigkeiten. Er studierte Wirtschaft an der Uni St. Gallen, arbeitete dann bei Salomon Brothers und Merrill Lynch mit Aktien, Obligationen und Währungen. 1992 gründete er in Pfäffikon SZ einen der ersten europäischen Hedge Funds. RMF Investment Group war anfangs nicht sonderlich erfolgreich. Doch ab 1996 schafften es Frey und sein Partner Andreas Gut, grosse Institutionen in delikaten Deals gleichzeitig als Aktionär und Kunden zu gewinnen: Swiss Life (SLHN 322.4 -0.12%) (1998 und 2002) und Credit Suisse (CSGN 15.48 -0.13%) (2001) stiegen mit Milliardenbeträgen ein und überliessen RMF gleichzeitig Milliardenportfolios zur Verwaltung. Und 2002 verkaufte Frey RMF an die britische Man Group. Von den 1,3 Mrd. Fr. Verkaufserlös gingen 500 Mio. Fr. an Frey.

2005 machte Frey sich daran, die Erfolgsstory mit Horizon21 zu wiederholen. Er gründete in Freienbach eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, die für ihre Kunden vor allem in alternative Anlagen wie Private Equity investieren sollte. Er gewann Swiss Re (SREN 90.65 -0.17%) als strategische Partnerin. Doch anders als Partners Group (PGHN 531.5 -0.47%), die eine vergleichbare Strategie verfolgte, war Horizon21 nicht nachhaltig erfolgreich. Das Unternehmen, das zu seinen besten Zeiten 160 Personen beschäftigte, musste Fonds schliessen und wurde 2009 auf ein Family Office mit einer Handvoll Mitarbeitern zurückgestutzt. Swiss Re zog sich zurück.

Seiher ist Frey privater Investor. Ein blosser Hobby-Investor ist er deswegen nicht. Freys analytische Fähigkeiten sind gefragt und unbestritten. Von Oktober 2008 bis Mai 2014 war er im Verwaltungsrat der UBS (UBSG 16.04 -0.62%) und galt dort als kritisch-unabhängiges Mitglied im wichtigen neu gebildeten Risikoausschuss. Nicht gerade imagefördernd war der Umstand, dass Frey im November 2008 als frischgebackener Verwaltungsrat 1 Mio. UBS-Aktien verkaufte. «Mein Aktienverkauf war ein Fehler», sagte er später. Frey hatte wegen der Börsenturbulenzen in einem Notverkauf seine finanzielle Situation schützen müssen.

Damals spitzte sich für die Grossbank der US-Steuerstreit zu, was Frey sicher wusste. Der Kurs sank unablässig, betrug im November noch 16 Fr. und sackte bis Frühling 2009 auf 9.50 Fr. ab. Der Kurs liegt heute nicht höher als damals im November. So gesehen hat Frey zwar illoyal, aber richtig gehandelt.

Kaum Aufsehen erregte Frey beim Handelskonzern DKSH (DKSH 80.4 0.12%), wo er vor dem Börsengang einstieg, 3,9% hält und seit 2008 im VR sitzt. Frey ist zudem Hauptaktionär von Lonrho, einem diversifizierten Konglomerat mit bunter Vergangenheit, das in Subsahara-Afrika tätig ist.

Frey ist mit seiner Frau Tatjana wohltäterisch engagiert. Die Frey Charitable Foundation unterstützt benachteiligte Kinder und soziales Unternehmertum. In seiner Freizeit widmet sich Frey seiner Passion, der Fliegerei. Anscheinend hat er eine Wette laufen. Gewinner ist, wer zuerst alle Flughäfen dieser Erde angeflogen hat.

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