Beim vierten Anlauf hat es geklappt. Der Indexanbieter nimmt China in seine Indizes auf.
Mit der Aufnahme der sogenannten China-A-Aktien in den MSCI-Index sind die 6,9 Bio. $ schweren chinesischen Börsen etwas mehr in den globalen Finanzmarkt integriert. Ab 2018 sind damit auch Chinesische Aktien Teil des Emerging-Market-Index, die an den Festlandbörsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden.
Langfristig weitreichende Folgen
Vorderhand wird die Aufnahme allerdings nur begrenzte Wirkung auf den lokalen wie auch globalen Finanzmarkt haben, denn in einem ersten Schritt werden die im Index aufgenommenen 222 Titel nur gerade mit 0,7% gewichtet sein. Insgesamt umfasst die Marktkapitalisierung des Index 1,5 Bio. $.
MSCI hat, wie es in der Medienmitteilung heisst, den Einschluss weiterer Unternehmen und eine damit verbundene höhere Gewichtung von weiteren Finanzmarktreformen abhängig gemacht.
Die China-Aktien werden auch in den MSCI All Country Index (ACWI) aufgenommen. Dieser Index umfasst Aktien der ganzen Welt im Gegensatz zum MSCI World, der nur Aktien von Industrieländern umfasst.
Chinas A-Valoren machen mit ihrer Marktkapitalisierung von 6,9 Bio. $ und 18% des Handelsvolumens den nach den USA weltweit zweitgrössten Aktienmarkt der Welt aus.
Der Bondmarkt Chinas ist der drittgrösste der Welt. In beiden Märkten halten Ausländer aber weniger als 2% der Wertschriften.
Umsetzung folgt erst 2018
Analysten der UBS (UBSG 15.71 0.19%) gehen davon aus, dass als Folge der Aufnahme in den globalen Index zusätzliche 10 Mrd. $ in die chinesischen Börsen fliessen werden. Das ist angesichts der Kapitalisierung des Gesamtmarktes nicht viel.
Aber das ist wohl erst der Anfang. «Wenn man zunehmende Liberalisierung und Reformen erwartet, dann werden China-A-Aktien in breiteren Indizes auf lange Sicht ein substanzielles Gewicht haben», sagt Nick Beecroft, Portfoliospezialist von T. Rowe Price in Asien.
Der Entscheid von MSCI wird erst mit einer zeitlichen Verzögerung und dazu in zwei Etappen, das heisst im Mai und August 2018, umgesetzt werden. Der Shanghai Composite Index legte am Mittwoch in der Morgensitzung rund 0,2% zu.
Rakesh Patel, Chef des Aktiengeschäftes der britischen Grossbank HSBC (HSBA 686.4 -0.35%), geht dennoch davon aus, dass der Entscheid weitreichende Folgen für globale Investoren haben wird. Das nicht nur, weil zahlreiche passiv verwalte Indexfonds zukünftig chinesische Aktien in ihre Portfolios aufnehmen müssen.
Generell dürften damit die in den Index aufgenommenen Aktien wie auch die gesamte chinesische Wirtschaft weltweit noch genauer analysiert werden.
Weitere Reformen gefordert
Der Indexanbieter begründete den Entscheid mit Fortschritten in der Reform des chinesischen Finanzmarkts. Zwar ist die Landeswährung Yuan weiterhin nicht frei konvertierbar, was normalerweise eine Voraussetzung für die Aufnahmen in globale Indices ist.
Doch gab es in den vergangenen Monaten intensive Gespräche zwischen dem Indexanbieter und der chinesischen Finanzaufsichtsbehörde, so etwa über die Frage der Repatriierung von Kapital ins Ausland.
Alle in den MSCI-Index aufgenommenen 222 Titel sind bereits an Börsen ausserhalb des Festlandes zweitnotiert, so vor allem an der Hongkonger Börse.
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