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12:36 Uhr - 15.03.2019

Fred Hu: Ein bestens vernetzter Chinese

Der Investor – seit letztem Jahr im Verwaltungsrat der Schweizer Grossbank UBS – feiert mit seiner Risikokapitalgesellschaft Primavera Capital grosse Erfolge.

Dieser Mann kennt Chinas Wirtschaft und Elite gut. Fred Hu eilt denn auch der Ruf voraus, einer der erfolgreichsten Investoren auf diesem vielversprechenden, jedoch teilweise unberechenbaren Wachstumsmarkt zu sein. Der Gründer und Partner der in Peking und Hongkong angesiedelten Risikokapitalgesellschaft Primavera Capital erkannte schon früh, wie tiefgreifend E-Commerce und Fintech das Konsumverhalten der Chinesen verändern würde. Primavera beteiligte sich denn auch weit vor deren Börsengang an der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba.

Einige Jahre zuvor war Hu als damaliger Partner der US-Investmentbank Goldman Sachs auch für deren Einstieg bei der zu diesem Zeitpunkt technisch insolventen Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) verantwortlich. Goldman Sachs verkaufte 2013 die Beteiligung in dem gemessen an seiner Bilanz weltweit grössten Geldhauses und machte damit wie Branchenkenner sagen eines seiner besten Geschäfte.

«Es war ein Homerun», sagt Hu, der heute nicht nur Verwaltungsrat der ICBC ist, sondern ebenfalls im obersten Aufsichtsgremium der Schweizer Grossbank UBS, des Hongkonger Börsenbetreibers HKEX oder des chinesischen Immobilienkonzerns Dalian Wanda sitzt. Auch ist er Verwaltungsratspräsident der an der Börse New York gelisteten Fastfoodkette Yum China, die im Reich der Mitte mit ihren über 6000 Restaurants die Franchise von Kentucky Fried Chicken hält.

Bevor Hu in diesen Höhen ankam, musste er einige grössere Hürden überwinden. Doch hatte er auch viel Glück. So gehört er zu den ersten Jahrgängen, die nach den Wirren der chinesischen Kulturrevolution an die Ende der Siebzigerjahre wieder eröffneten chinesischen Universitäten zugelassen wurden. Das Land benötigte, wie man damals glaubte, vor allem Techniker. So studierte der Musterschüler Hu an der Pekinger Eliteuniversität Tsinghua vorerst einmal Ingenieurswissenschaften. Doch mit der wirtschaftlichen Öffnung Ende 1978 wurden vor allem im Westen ausgebildete Volkswirte gebraucht.

Versehen mit einem Abschluss in Mathematik schrieb sich Hu an der ökonomischen Fakultät der Harvard Universität ein, wo er später auch mit einer Arbeit über Finanzen promovierte. Von dort ging er als einer der ersten Chinesen 1991 zum Internationalen Währungsfonds nach Washington, bevor er 1996 nur ein Jahr vor Ausbruch der asiatischen Finanzkrise Chinaökonom von Goldman Sachs wurde.

Eine solch steiler Aufstieg lässt sich im mittlerweile grundlegend veränderten China wohl kaum mehr wiederholen. Das heisst allerdings nicht, dass sich heute im wirtschaftlich reifer gewordenen China gerade auch für Risikokapitalgesellschaften nicht weiter gute Geschäfte machen lasse, meint Hu. Und das gerade auch in Zeiten einer sich abkühlenden Konjunktur und eines sich verlangsamenden Kreditwachstums.

Primavera hält heute strategische Beteiligungen an 45 jungen chinesischen Unternehmen, so unter anderem der kurz vor dem Börsengang stehenden Alibaba-Bankentochter Ant Financial oder der Digitalplattform ByteDance. «Wir haben heute rund zwanzig weitere vielversprechende Startups auf dem Radar», sagt Hu.

Geboren wurde er 1963 in Hunan, derselben gebirgigen Provinz im Inneren des Landes, aus der auch Chinas Revolutionsführer Mao Zedong und der wegen seiner Wirtschaftsreformen bis heute bekannt gebliebene ehemalige Premierminister Zhu Rongji stammt. Hu steht damit gleichsam in der Mitte der beiden Pole des heutigen Chinas.

Es ist daher vielleicht kein Zufall, dass er sich nicht nur auf das Geschäftsleben konzentriert, sondern auch höchster Regierungsvertreter ist, der sich immer wieder in aller Öffentlichkeit über den Zustand der chinesischen Wirtschaft zu Wort meldet. «Ich bin Patriot und wenn ich etwas nicht richtig finde, muss ich das auch sagen», führt Hu gegenüber «Finanz und Wirtschaft» aus.

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