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10:50 Uhr - 02.11.2016

OC Oerlikons Marge stabilisiert sich

Im dritten Quartal sinkt das Ergebnis etwas stärker als erwartet. Doch das grösste Segment bleibt hochprofitabel. Die Jahresprognose gilt unverändert.

Nach rund zwei Jahren von starkem Ergebnisrückgang in zwei der drei Oerlikon-Sparten scheint die Talsohle erreicht. Im dritten Quartal ist der Umsatz zwar nochmals um 13,4% auf 549 Mio. Fr. gefallen, doch der Auftragseingang ist bloss noch 6,1% auf 572 Mio. Fr. zurückgegangen.

Auch in der Profitabilität zeigen sich erste Zeichen einer kleinen Entspannung: Der Ebitda ist zwar nochmals 27% auf 81 Mio. Fr. abgesackt, doch die Marge beträgt 14,7%, was über den 13,9% liegt, die im ersten Halbjahr erreicht worden sind. Damit befindet sich Oerlikon auf Kurs, die Vorgabe einer Ebitda-Marge im mittleren Zehnprozentbereich im Gesamtjahr zu erreichen. Das Unternehmen hat die Prognosen denn auch bestätigt. Allerdings hilft hier ein günstiger Einmaleffekt mit.

Grosse Unterschiede zwischen den Segmenten

Oerlikons Geschäfte entwickeln sich höchst unterschiedlich. Während der Umsatz des grössten Segments, Surface Solutions (Oberflächentechnik), im dritten Quartal erneut leicht gewachsen ist (+3% auf 305 Mio. Fr.) und die Ebitda-Marge sich gar von 21,3 auf 24,1% erhöht hat, müssen die beiden übrigen Segmente erneut Einbussen hinnehmen. 2,5 Prozentpunkte des Margenanstiegs in der Oberflächentechnik gehen allerdings auf einen Einmaleffekt zurück. Wegen geänderter Pensionsverpflichtungen kam es zu einem Sonderertrag von 8 Mio. Fr.

Im Geschäft mit Spinnmaschinen für Kunstfasern (Manmade Fibers) kollabierte der Umsatz 43% auf noch 103 Mio. Fr., und als Ebitda resultiert gerade noch 1 Mio. Fr. Und das Segment Drive Systems, das unter anderem Getriebe für Bau- und Agrarmaschinen herstellt, verliert 10,2% Umsatz auf noch 141 Mio. Fr., der Ebitda sinkt 37% auf 10 Mio. Fr.

Die ungleiche Profitabilität zeigt sich auch darin, dass die Oberflächentechnik im dritten Quartal 55% des Gruppenumsatzes generiert hat, aber 91% des Ebitda erwirtschaftet.

Analysten reagieren mit Kurszielreduktion

Die Resultate liegen leicht unter den Erwartungen der Analysten, einzelne haben deswegen ihr Kursziel reduziert, wie etwa Vontobel (VONN 47.85 -1.14%) von 11 auf 10 Fr. Die Aktien korrigierten am Mittwochmorgen um 5% auf 8.70 Fr.

Dass Manmade Fibers und Drive Systems so schlecht laufen, ist hauptsächlich dem Marktumfeld anzulasten. Im Geschäft mit Spinnanlagen für Synthetikgarne ist Oerlikon mit Abstand Marktführer. Das Geschäft wird vor allem von China angetrieben, wo sich 75% des Marktes befinden. Dort diktiert der aktuelle Fünfjahresplan allerdings Investitionszurückhaltung – und die schlägt seit etwa zwei Jahren auf Oerlikon durch. Mittlerweile gibt es zwar Signale aus dem Markt, die auf eine leichte Belebung nächstes Jahr hindeuten. Doch der Preisdruck dürfte noch eine Zeit lang anhalten.

In Drive Systems ist es die Rezession im Bergbau und im Agrarsektor, die auf die Nachfrage nach Getrieben für schwere Fahrzeuge, die Spezialität Oerlikons, drückt. Doch es läuft ein Restrukturierungsprogramm, das es ermöglicht hat, die Marge im dritten Quartal gegenüber dem zweiten zu halten, trotz eines Umsatzrückgangs um 14%.

Der langfristige Kurs stimmt

Auch wenn der Ergebnisrückgang im dritten Quartal etwas prägnanter ausgefallen ist als erwartet: Oerlikon ist auf dem richtigen Weg. Die Oberflächentechnik wird weiter gut rentieren und leicht wachsen, Manmade Fibers ist im Markt gut positioniert und wird von seiner Erholung ab etwa 2018 profitieren. Drive Systems braucht noch etwas Restrukturierungseffort und dürfte dann, wenn die Marge wieder zweistellig ist, verkauft werden.

Denn Oerlikons Fokus ist vor allem auf die Oberflächentechnik gerichtet. Hier will man kräftig ausbauen, wie CEO Roland Fischer im unlängst publizierten Gespräch mit der FuW gesagt hat. Oerlikon will hier zukaufen, was dank einer soliden Bilanz auch möglich ist. Die Finanzkraft reicht für Akquisitionen bis zu 1 Mrd. Fr.

In einigen Jahren dürfte Oerlikon ein anderes Gesicht aufweisen. Die geplante Transformation ist im Aktienkurs noch nicht enthalten. Dort spiegelt sich hauptsächlich die profitable Sparte Oberflächentechnik. Der Kursrückgang kann daher für Zukäufe genutzt werden.

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