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19:09 Uhr - 09.02.2016

Die Anleihen europäischer Banken geraten unter Druck

Nachrangige Schuldverschreibungen sind seit Jahresbeginn unter Druck. Besonders das Vertrauen in die Papiere der Deutschen Bank ist erschüttert.

zoomDie Turbulenzen im europäischen Bankensektor sind die erste Bewährungsprobe für ein unerprobtes Kapitalmarktinstrument, sogenannte Coco Bonds oder zusätzliches Kernkapital (Additional Tier 1). Obwohl die Kurse aller Coco Bonds unter Druck sind, sticht die Deutsche Bank (DBK 13.23 -4.27%) hervor. Seit Beginn des Jahres haben ihre Coco Bonds rund ein Viertel an Wert verloren.

Die Neubewertung ihrer Coco Bonds impliziert keinen vollständigen Ausfall oder die unmittelbare Wandlung in Eigenkapital. Die Unsicherheiten betreffen die mögliche Aussetzung der Couponzahlungen. Zweifel bleiben auch, nachdem der CEO der Deutschen Bank persönlich versichert hat, dass genügend Reserven für die Bedienung vorhanden seien.

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Coco Bonds sind nachrangige Schuldverschreibungen, die bei Eintritt eines vorher definierten Ereignisses die Kapitalisierungsquote stärken. Das zusätzliche Kernkapital wird in diesem Fall in Aktien gewandelt oder, bei anderen Ausgestaltungsformen, dauerhaft oder vorübergehend abgeschrieben. Damit sollen die gesetzlichen Anforderungen an die Eigenmittelausstattung wieder erfüllt werden. Denn die Verpflichtungen der Bank werden reduziert, das Eigenkapital gestärkt. In kritischen Marktsituationen kann der Emittent auf diese Weise ohne Kapitalerhöhung das bilanzielle Gleichgewicht wiederherstellen. Die Idee ist, dass Verluste von den Gläubigern der Bank getragen werden und nicht mehr vom Steuerzahler.

Im Nachgang der Finanzkrise sind die Anforderungen an die Kapitalquoten der Grossbanken deutlich strenger geworden. Der Fokus liegt auf dem Kernkapital, das aus hartem und zusätzlichem Kernkapital (Common Equity Tier 1 und Additional Tier 1) besteht. Die erhöhten Kapitalquoten wurden von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zur Stärkung des Bankensystems definiert.

Zum harten Kernkapital gehören das eingezahlte Aktienkapital und die einbehaltenen Gewinne. Das zusätzliche Kernkapital besitzt nach dem harten Kernkapital die höchste Fähigkeit, künftige Verluste auszugleichen. Zusätzliches und hartes Kernkapital bilden gemeinsam das Kernkapital (Tier 1). Die Emission von Contingent Convertible Bonds (Coco Bonds) ist eine Möglichkeit, zusätzliches  Kernkapital zu beschaffen, um sich für künftige Krisen zu wappnen.

Bevor es zu einer Wandlung kommt, kann die Bank in einem ersten Schritt auf die Auszahlung eines Coupons verzichten. Die Wandlung wird in der Regel zu einem aus Investorensicht ungünstigen Zeitpunkt durchgeführt, was das erhöhte Risiko der Coco Bonds unterstreicht.

 

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