Umsatz und Betriebsergebnis steigen im Halbjahr leicht. Doch ein niedrigerer Bestellungseingang warnt vor schwierigeren Zeiten.
Die Diversifikation hat Bucher (BUCN 304 -0.85%) im ersten Halbjahr vor einem Rückgang des Betriebsergebnisses bewahrt. Die breite Aufstellung in fünf Divisionen, die geschäftlich kaum etwas miteinander zu tun haben, wirkte geradezu lehrbuchartig risikomindernd.
Die Division Emhart Glass, die Glasproduktionsanlagen herstellt und darin weltweit führend ist, hat den Betriebsgewinn um rund 50% von 21 auf 32 Mio. Fr. verbessern können. Damit gelang es auf Gruppenebene, den Betriebsgewinn von 150 auf 155 Mio. Fr. zu steigern.
Emhart Glass war lange Zeit das hässliche Entlein innerhalb von Bucher, mit stagnierendem Umsatz und geringen Margen. Doch seit ein paar Jahren zieht das Geschäft an, eine Kooperation mit dem weltweit grössten Glasbehälterhersteller Owen-Illinois hat die Kapazitätsauslastung verbessert, und eine Verlagerung von Teilen der Produktion nach Südostasien half auf der Kostenseite.
Zum schönen Schwan mutiert
Doch wichtigster Impuls für das gegenwärtige Geschäftshoch ist die stark anziehende Marktnachfrage. Und ein Ende ist gemäss Bucher-CEO Jacques Sanche nicht in Sicht, die Aufträge sind im ersten Halbjahr währungsbereinigt nochmals um starke 29% auf 311 Mio. Fr. gestiegen. Gemessen an der Auftragshöhe ist Emhart Glass nun hinter Kuhn (Landmaschinen) zur zweitgrössten Division geworden.
Die Betriebsmarge profitierte von der Volumenausdehnung und nahm von 9,5 auf 12,5% zu. Damit wird ebenfalls der zweitbeste Wert unter den Bucher-Divisionen erreicht. In absoluten Zahlen bleibt allerdings die Division Hydraulics auf dem zweiten Platz.
Während bei Emhart Glass alles rund läuft, schwächt sich die Division Hydraulics ab. Zwar ist der Umsatz nochmals gestiegen, 11% (bereinigt 6%) auf 352 Fr. Doch nahm der Bestellungseingang bereinigt 24% auf 301 Mio. Fr. ab. Die Bremseffekte in der Industrie färben jetzt auch auf den Hersteller von Hydrauliksystemen ab, der Unternehmen wie Caterpillar (CAT 134.46 1.16%) beliefert. Für den Rest des Jahres wird mit nachlassender Nachfrage gerechnet. Dennoch soll der Umsatz leicht wachsen, vor allem dank der erstmaligen Konsolidierung eines Zukaufs in China.
Landtechnik bremst weiter
Vergleichsweise stabil hat sich die Landtechnikdivision Kuhn entwickelt. Mit einem geringfügig höheren Umsatz von 679 Mio. Fr. wurde auch eine ebenfalls minim höhere Betriebsmarge von 9,2% erwirtschaftet.
Allerdings weist auch hier der Auftragseingang abwärts. Er ist 7% auf 440 Mio. Fr. gefallen. Vor allem das Geschäft in Nordamerika läuft wegen des Handelskonflikts, aber auch bedingt durch schlechtes Wetter, verhalten. Die Bauern investieren derzeit nur das Nötigste. «Wir operieren in den USA knapp an der Profitabilitätsgrenze» sagte Sanche an der Telefonkonferenz. Ohne Turnaround in diesem wichtigen Absatzmarkt sei eine Rückkehr zu zweistelligen Betriebsmargen in der Division nicht möglich, erklärte er weiter. Dafür ist das Geschäft in Südamerika und Westeuropa gut gelaufen.
Die Division Municipal wiederum wächst mit bereinigt 9% auf 260 Mio. Fr. ordentlich, die Betriebsmarge sinkt geringfügig auf 8,5%. Doch wie bei Kuhn und Hydraulics gehen auch hier die Bestellungen zurück, um 7% auf 263 Mio. Fr., weshalb im Gesamtjahr mit einem leichten Umsatzrückgang gerechnet wird.
Die kleinste Division Specials hat den Umsatz leicht gesteigert, doch wurde die Betriebsmarge durch Schwierigkeiten im Markt für Fruchtsaftanlagen (ein wichtiger Markt ist die Türkei) beeinträchtigt.
Bucher hatte für 2018 einen Rekordumsatz ausweisen können und will das Ergebnis im laufenden Jahr, dank des noch immer hohen Auftragsbestands, in etwa halten. Doch der rückläufige Bestellungseingang könnte 2020 zu einem rückläufigen Ergebnis führen.
Allerdings trifft es Bucher wohl weniger stark als viele andere Industrieunternehmen. Die eingangs erwähnte breite Aufstellung schützt vor einem scharfen Rückgang. Emhart Glass wird nächstes Jahr das Ergebnis erneut stützen und bei Kuhn dürfte das US-Geschäft den Boden wohl demnächst erreicht haben.
Die Aktien Bucher bleiben solide Anlagewerte, die angesichts des massvollen Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 15 grundsätzlich kaufenswert bleiben. Kurzfristig orientierte Investoren warten für Zukäufe aber Kursrückschläge ab.
Die komplette Historie zu Bucher finden Sie hier. »
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