Nach dem Exodus an der Baselworld verlassen die ersten Luxusuhrenmarken nun auch die Konkurrenzmesse in Genf.
Gleich zwei Uhrenhersteller, Audemars Piguet und Richard Mille, haben bekanntgegeben, nach der nächsten Austragung des Genfer Uhrensalons SIHH im Januar 2019 der Messe den Rücken zu kehren. Messen seien für Audemars Piguet nicht mehr der richtige Ort, um an ihre Zielgruppen zu gelangen, sagte ein Sprecher auf Anfrage von FuW.
Für den SIHH ist vor allem der Abschied von Audemars Piguet ein herber Schlag. Die Marke hatte dem Salon während neunzehn Jahren die Treue gehalten und gehört zu den bedeutendsten Uhrenmarken in der Schweiz. Für 2018 erwartet CEO François-Henry Bennahmias erstmals einen Umsatz von 1 Mrd. Fr. Richard Mille (Umsatz 200 bis 300 Mio. Fr.) ist eine der jüngeren Marken in der Uhrenbranche und wies zuletzt eine der grössten Wachstumsraten auf.
Rückzug der Swatch Group in Basel
Bereits im Sommer war die Konkurrenzmesse in Basel, die Baselworld, unter Druck geraten, als der weltgrösste Uhrenhersteller Swatch Group (UHR 389.9 -0.76%) bekanntgab, dass er sich 2019 von der Messe zurückziehe. Swatch Group war mit ihren zahlreichen Marken in verschiedenen Preisklassen der grösste und wichtigste Aussteller in Basel.
In der Folge kam die MCH Group (MCHN 27.2 -2.86%) als Veranstalter der Baselworld unter erheblichen Druck. CEO René Kamm musste seinen Hut nehmen, zudem soll das Konzept der Messe bereits auf die nächste Austragung im März 2019 überarbeitet werden. Der Aktienkurs von MCH Group stürzte auf ein Mehrjahrestief ab.
Richemont-Marken bleiben Genf treu
Ähnliche Turbulenzen sind in Genf nicht zu erwarten. Organisator des Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) ist eine Stiftung, die dem Richemont-Konzern angehängt ist. Seine Marken, zu denen Cartier, IWC, Vacheron Constantin und Piaget zählen, werden auch über 2019 hinaus an der Genfer Uhrenmesse präsent sein.
Der Abschied von Audemars Piguet und Richard Mille ist aber ein weiterer Ausdruck dafür, wie sich die Zeiten in der Uhrenindustrie geändert haben. Messen waren früher eine der wenigen Gelegenheiten im Jahr, sich mit Händlern aus aller Welt zu treffen und ihnen die Neuheiten zu präsentieren.
Heute wird dieser Austausch immer unwichtiger. Gerade für Hersteller von teuren Luxusuhren steht immer mehr im Vordergrund, den Kontakt zu den Uhrenkäufern aufzubauen und zu pflegen. Dafür werden anstelle von Messen verstärkt zielgruppenorientierte Anlässe abseits von Ausstellungshallen organisiert.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.