Das Lucerne Festival startet Freitagabend. Michael Haefliger, der Leiter des Festivals, hat seine Karriere als Konzertviolinist begonnen. Seine Berufung fand er als Intendant.
Das Lucerne Festival zählt zu den Top-Klassikfestivals der Welt. Diesen Sommer werden die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, der chinesische Pianist Lang Lang, die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli sowie die Berliner und die Wiener Philharmoniker erwartet. Das ist auch der Verdienst des Intendanten Michael Haefliger.
Michael Haefliger Bild: Marco BorggreveEr leitet das Festival seit 1999. Vor kurzem ist sein Vertrag bis 2020 verlängert worden. Derzeit steht der 53-Jährige vor schwierigen Aufgaben. Er muss einen Nachfolger für das Dirigentengenie Claudio Abbado finden, der im Januar gestorben ist. Abbado hat das Festivalorchester zu Weltruhm geführt. Der 89-jährige Pierre Boulez, Leiter der Festivalakademie, tritt kürzer. Auch diese Nachfolgesuche läuft. Doch Haefliger scheut schwierige Aufgaben nicht.
Seit Jahren verfolgt er hartnäckig das Projekt eines Musiktheaters, das er 2007 mit dem Salle Modulable initiiert hat. Dabei ist ein wichtiger Mäzen gestorben. Hässliche Streitereien verzögern das Projekt. Doch Kanton und Stadt Luzern unterstützen nun Haefliger beim Musiktheater.
Unter der Ägide Haefliger wurde das Sommerfestival erweitert mit den Festivals «Ostern» und «Piano». Seit er Intendant ist, hat sich das Budget mehr als verdoppelt. Letztes Jahr betrug es 26,9 Mio. Fr. Dabei kann Haefliger nur auf rund 1,4 Mio. Fr. öffentliche Mittel greifen. Der grösste Teil (56%) tragen die Sponsoren bei, der Rest stammt aus den Billetteinnahmen. Er versteht sich bestens mit internationalen Top-Musikern, aber auch mit den Sponsoren wie Nestlé (NESN 69.9 0.65%), Roche (ROG 264.1 0.61%) und Credit Suisse (CSGN 25.41 1.07%), und das hat seinen Grund.
Haefliger ist eine Symbiose von Musiker und Manager. Vom Vater hat er das Künstlerische und von der Mutter das Unternehmerische geerbt. Ernst Haefliger war ein weltberühmter Tenor, die Mutter eine Architektin, die ein renommiertes Einrichtungsgeschäft in München aufgebaut hat. Sohn Haefliger ist in Berlin und München aufgewachsen. Bereits mit sieben Jahren ist er als Violinist aufgetreten, später hat er in der Juilliard School of Music in New York Violine studiert. Er ist auch mit seinem Klavier spielenden Bruder an den Internationalen Musikfestwochen auf der Bühne gestanden – so hiess das Lucerne Festival früher.
Bereits während des Studiums war es sein Wunschtraum ein Festival zu gründen. Dabei hatte er Davos im Auge gehabt. Dort ist sein Vater geboren und dort besassen die Eltern ein Ferienhaus. Er ist Mitbegründer des Davoser Festival Young Artist in Concert und hat es zehn Jahre lang geleitet. Danach schaffte er den Sprung in die Leuchtenstadt. Das betriebswirtschaftliche Rüstzeug holte er in einem Nachdiplomstudium in Unternehmensführung an der Hochschule St. Gallen und an der Harvard University in Massachusetts. Er schrieb eine Diplomarbeit über Leistungssysteme im Sponsoring.
Heute spielt er seine Geige nur noch im privaten Kreis. Er ist Vater einer Tochter. Von seiner Gattin, Irina Nikitina, die Patin von Putins Tochter, hat er sich vor Jahren getrennt. Musik ist zwar sein Leben, aber er fährt auch gerne Ski, wandert und joggt. Seine Leidenschaft gilt auch dem Fussball, sein Lieblingsverein ist Bayern München, schliesslich spielte er dort einst als Junior. Das Risiko einer Verletzung hat er nicht gescheut, ebenso wenig wie ein mögliches Scheitern seines Grossprojekts eines Musiktheaters.
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