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13:23 Uhr - 05.02.2015

Swisscom-CEO: «Julius Bär hat für uns Potenzial»

Urs Schaeppi, Chef des Telecomkonzerns, sieht gute Chancen auf weitere Aufträge aus dem Finanzsektor. Der Börsengang von Sunrise hat für ihn keinen Einfluss auf die Dividendenpolitik, wie er im Interview mit der FuW erläutert.

Mit dem für morgen Freitag angekündigten Börsengang von Sunrise rückt ein weiterer Titel in den Fokus der Anleger, der sich als Dividendenpapier positioniert – mit ähnlicher Rendite wie Swisscom. Urs Schaeppi sieht den Telecomkonzern aber nicht unter Druck, die Ausschüttungspolitik anzupassen, wie er im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» erklärt.

Herr Schaeppi, Sunrise verspricht eine Rendite von gut 4% und weckt die Hoffnung auf steigende Dividenden nach dem Börsengang. Müssen Sie nachbessern?
Swisscom mit Bündelangeboten erfolgreichBündelangebote haben dem Telecomunternehmen trotz Preisdruck 2014 zu weiterem Wachstum verholfen. Die Zahlen erfüllen die Erwartungen. Swisscom ist bereits heute eine Dividendenperle. Wir haben keinen Grund, nachzulegen. Es ist aktuell auch kein Potenzial vorhanden, die Ausschüttung pro Aktie zu steigern. Denn wir wollen möglichst verlässliche Dividenden zahlen, die wir nicht später reduzieren müssen.

Wie sieht es mittelfristig aus?
Die Dividende hängt von unseren Investitionen ab und diese wiederum stark vom Marktumfeld und von der Konkurrenz. Wir haben einen starken Infrastrukturwettbewerb in der Schweiz, und deshalb müssen wir auch in den nächsten Jahren in grossem Umfang investieren.

Im Zusammenhang mit der Übernahme der PubliGroupe prüfen Sie die strategische Bedeutung einiger ihrer Beteiligungen. Welche Pläne haben Sie für den Werbevermarkter Zanox, und welche Rolle spielt der Mehrheitsaktionär, der Axel Springer Verlag?
Zanox ist eine Gesellschaft, die wir genauer ansehen. Generell sind wir bei keiner PubliGroupe-Beteiligung in einem Notverkaufszenario. Weiter möchte ich mich dazu nicht äussern.

Wie rund läuft es im Grosskundengeschäft, das Sie per Januar 2014 zusammengeführt haben? Im vergangenen Jahr konnten Sie dort kein Wachstum generieren.
Das Grosskundengeschäft ist voll integriert, wir haben eine Organisationsstruktur. Die Prozessoptimierung läuft aber weiter. Sowohl im KMU- als auch im Grosskundengeschäft herrscht grosser Preisdruck. Wir sind gefordert, ihn zu kompensieren.

Muss Swisscom die Kostenstrukturen vor dem Hintergrund der Frankenstärke optimieren und Sparmöglichkeiten im Euroraum nutzen?
Was wir bereits heute machen, ist, von europäischen Technologielieferanten einzukaufen. Wir werden aber kein Euro-Offshoring betreiben. Swisscom will die Wertschöpfung solange es geht im Inland generieren.

Erhalten Sie jetzt verstärkt Anfragen von Schweizer Unternehmen für das Auslagern von Geschäftsprozessen? Oder geht das Geschäft an internationale Wettbewerber?
Wenn es nicht nur um den Preis, sondern auch um Qualität geht, sind wir im Business Process Outsourcing durchaus kompetitiv mit Anbietern aus dem Ausland. Der Wechselkurs ist allerdings für die Wirtschaft nicht der einzige Treiber. So haben Schweizer Banken derzeit regulierungsbedingt steigende Kosten bei sinkenden Margen. Das bietet uns Chancen.

Bei der Bank Julius Bär hat Temenos das Rennen um die IT-Modernisierung gewonnen. Welche Möglichkeiten sehen Sie dort?
Swisscom ist in erster Linie ein Systemintegrator und kein reiner Anbieter von Bankensoftware, von daher hat die Bank Julius Bär für uns durchaus noch Potenzial.

Gibt es weitere Branchen, die Sie im Auge haben?
Mittelfristig ist auch der Gesundheitsmarkt hochinteressant, nicht nur im Auslagern von Prozessen, sondern auch für neue Geschäftsinitiativen der Swisscom. Der Sektor ist aber stark föderalistisch organisiert und reguliert, von daher wird diese Entwicklung Zeit brauchen.

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