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14:19 Uhr - 02.12.2016

Rege Nachfrage an der Ausserbörse

OTC-Titel liefern bessere Performance als viele Kotierte. IPO-Flop von Montana-Tochter.

Gemessen am SPI (SXGE 8461.26 -0.79%) Extra-Index traten die kotierten Small Caps im November auf der Stelle. Etwas besser schlugen sich in diesem Zeitraum die ausserbörslich gehandelten Aktien: Der von der BEKB (BEKN 179.9 -0.44%) errechnete OTC-X Liquidity-Index kletterte leicht um 0,3% nach oben.

Zum AutorRolf Bigler ist Leiter Aktienhandel OTC-X bei der Berner Kantonalbank (BEKB).Auch wenn die nichtkotierten Nebenwerte im November nur kleine Avancen vorweisen konnten, so kann sich die Performance im Jahr 2016 bisher sehen lassen. Der OTC-X Liquidity-Index weist seit Jahresbeginn ein Plus von 6% auf, der Premium-Index stieg sogar 6,4%.

Insgesamt war die gute Kursentwicklung am ausserbörslichen Markt im November breit abgestützt. Starke Handelsvolumen von über 13 Mio. Fr. und die überdurchschnittlich hohe Anzahl von mehr als 680 Abschlüssen zeigen das zunehmende Interesse von Anlegern an dem speziellen Marktsegment. Auf der Suche nach Rendite und interessanten Anlagechancen rückte der ausserbörsliche Aktienmarkt weiter ins Visier von professionellen Investoren.

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IPO-Fantasie bei Zur Rose

Spitzenreiter bei den Handelsvolumen und der Performance waren auch im November die Aktien der Versandapotheke Zur Rose (Zur Rose 61.5 0%) Group (+5,1% auf 61 Fr.). Neben dem positiven Entscheid des Europäischen Gerichtshofes zur Aufhebung des Rabattverbotes in Deutschland für ausländische Versandapotheken sorgte die Hoffnung auf einen raschen Börsengang für Kursfantasie. Auslöser dafür war der Vollzug der zweiten Tranche aus der Kapitalerhöhung der Beteiligungsgesellschaft Corisol, die erst für die kommenden Jahre erwartet worden war. Insgesamt übernahm Corisol weitere 400 000 Aktien der Zur Rose Group zu einem Preis von 50 Fr. je Aktie, was dem Unternehmen weitere 20 Mio. Fr. in die Kassen spülte. Erst Anfang September hatte sich Corisol mit 20 Mio. Fr. an Zur Rose beteiligt und damals 40 Fr. pro Titel gezahlt. Corisol ist nun mit 22% grösster Aktionär von Zur Rose.

Von Börsengang-Hoffnung profitierten auch die eher selten gehandelten Montana Tech Components (+14,3% auf 5.60 Fr. bis 28. November). Der Batteriehersteller Varta, eine Tochterfirma des im Besitz des österreichischen Investors Michael Tojner befindlichen Unternehmens wollte am 2. Dezember das Börsendebut in Frankfurt geben. Am späten Dienstagnachmittag wurde das IPO dann aber kurzfristig abgeblasen, wegen eines «ungünstigen Umfeldes», wie es hiess.

Einen Neuzugang gab es auf dem ausserbörslichen Kurstableau mit den Aktien des regionalen Versorgungsunternehmens Energie ZürichseeLinth (EZL). Die Stadt Rapperswil-Jona platzierte einen Anteil von 30% bzw. 12 000 Aktien im Publikum. Ein weiteres Aktienpaket im Umfang von 30% hatte im Vorfeld des öffentlichen Angebots bereits die CS Anlagestiftung Energie-Infrastruktur Schweiz (CSA) gekauft. Die Aktien wurden zu einem Preis von 1833 Fr. zugeteilt, die ersten Kurse lagen um 1900 Fr.

Über eine kräftige Dividendenzahlung dürfen sich auch die Aktionäre der Sihl Manegg Immobilien nach der ausserordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft am 15. Dezember freuen. Sie sollen eine Abschlagzahlung im Rahmen der laufenden Liquidation in Höhe von 8.70 Fr. je Inhaberaktie erhalten (+3,2% auf 8 Fr.).

Renditeperlen

Die Aktien der Basler Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft Welinvest reagierten mit einem Plus von 2% auf 4100 Fr. auf den Jahresabschluss 2015/16 und die Ausschüttung einer gleichbleibenden Dividende von 250 Fr. je Aktie (Rendite: 5,9%). Zwar ging im Berichtsjahr der Gesamtertrag um 16,2% auf 12,9 Mio. Fr. zurück. Doch konnte dank eines Immobilienverkaufs in Höhe von 3,4 Mio. Fr. der Reingewinn auf 5,8 Mio. Fr. (Vorjahr: 2,6 Mio. Fr.) gesteigert werden.

Bei dem Bieler Edelmetallverarbeiter Cendres+Métaux ging im Geschäftsjahr per Ende September der Umsatz um 3,3% auf 66 Mio. Fr. zurück. Während sich der Bereich Medizintechnik gut entwickelte, schwächte sich die Nachfrage aus der Uhrenindustrie ab. Insgesamt war der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (Ebitda) mit knapp 12 Mio. Fr. nur leicht rückläufig. Höhere Abschreibungen drückten den Reingewinn um 22,5% auf 3,1 Mio. Fr. Die Dividende wird um 40 Fr. auf 180 Fr. gekürzt. Die Aktie verlor binnen Monatsfrist 4,3% auf 6200 Fr.

Unter den Verlierern finden sich wieder einige Bergbahnaktien. Dies, obwohl die Sommersaison für viele Bahnen recht zufriedenstellend gelaufen ist, und auch die Buchungen für die Wintersaison zur Hoffnung Anlass geben. Allerdings macht den Bahnen die Angst vor einem ruinösen Preiskampf zu schaffen. Da die Nachfrage im Wintersport zurückgeht, die Anlagen aber in den letzten Jahren ausgebaut wurden, erwarten Branchenkenner einen sich verstärkenden Kampf um Marktanteile. Eine Aktion der Saas-Fee Bergbahnen, die sehr günstige Saison-Skipässe anbietet, könnte ein Vorgeschmack auf diesen Preiskampf sein.

Auch für die letzten Wochen des laufenden Jahres ist eine starke Aktivität im Nebenwertesegment  zu erwarten. Auch im kommenden Jahr erwarten wir weitere Neulistings auf OTC-X sowie eine rege Handelsaktivität, die auch vom Eintritt neuer Marktakteure sowie weiteren Kapitalmarkttransaktionen begleitet sein wird.

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