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11:59 Uhr - 22.01.2015

IT-Dinos und Hightech-Jungspunde

Ein Blick auf die Zahlen von eBay, IBM und Netflix zeigt: Investoren müssen bei der Auswahl von Tech-Werten mit Bedacht vorgehen.

Die jüngsten Jahreszahlen zeigen die Kluft, die sich durch die IT-Branche zieht: IBM (IBM 152.09 -3.1%), als Ältester im Bunde, mit dem steten Bemühen, den Turnaround zu schaffen, eBay, gegründet Mitte der Neunziger, auf dem Weg, das eigene Geschäft durch Entlassungen und Aufspaltungen zu beleben, und allen voran: Netflix (NFLX 409.28 17.34%), der Jüngste, mit dem Geschäftsmodell, Filme online zu verleihen, und gerade dabei, die Welt zu erobern. Die Zahlen und Neuigkeiten der drei beweisen: «Die» IT-Branche gibt es nicht. Anleger mit Interesse an Hightech-Werten tun gut daran zu schauen, in welchem Abschnitt des Lebenszyklus sich ihre Lieblingstitel gerade befinden.

In der Nacht zum Mittwoch schon haben nach Börsenschluss in den USA Netflix und IBM rapportiert. Besonders der US-Streamingdienst stach hervor. Wie in einer konventionellen Videothek lassen sich via Netflix Filme ausleihen – nur über das Internet. Seit vergangenem Jahr ist der Dienst auch in der Schweiz verfügbar. Bislang lag der Fokus der Anleger stets auf den Kosten der ambitionierten Expansion von Netflix nach Übersee. Ein Satz im Bericht zu den Zahlen liess die Investoren nun allerdings aufmerken: «Wir beabsichtigen von 2017 an, weltweit einen materiellen Gewinn zu erzielen.» Die Ausweitung des Geschäfts habe in der Vergangenheit im Blickpunkt gestanden. In den nächsten zwei Jahren soll die Eroberung neuer Länder abgeschlossen sein.

Netflix 17% im Plus

Die Netflix-Titel schossen 17% in die Höhe. Zum dritten Mal lag das Wachstum des Unternehmens ausserhalb des Heimatmarktes über dem in den USA. In diesem Jahr sollen 2,25 Mio. neue Nutzer ausserhalb der USA hinzukommen. Der Umsatz im vierten Quartal stieg 26% auf 1,48 Mrd. $, der Gewinn verdoppelte sich auf 83,4 Mio. $, das auch durch einen Steuereffekt.

eBay konnte nach der Präsentation des Quartalsergebnisses die Investoren ebenso für sich einnehmen. Das ehemalige Auktionshaus, das sich zum E-Commerce-Anbieter gewandelt hat, will 2400 Stellen streichen, das entspricht 7% der Mitarbeiter. Zudem will es Titel für weitere 2 Mrd. $ zurückkaufen, der Aktienrückkauf erreicht damit ein Volumen von insgesamt 3 Mrd. $. eBay hat darüber hinaus eine Stillhaltefrist mit Carl Icahn vereinbart. Der aktivistische Aktionär hat die Abspaltung des Bezahldienstes PayPal vom Mutterhaus eBay für 2015 durchgedrückt. Nun will eBay prüfen, ob der Bereich für Geschäftskunden auch noch an die Börse gebracht oder verkauft werden kann. Der Quartalsumsatz im Weihnachtsgeschäft stieg 9% auf 4,9 Mrd. $, der Gewinn 10% auf 936 Mio. $. Obschon die Zahlen nur knapp im Rahmen der Erwartungen lagen, verbesserten sich eBay aufgrund der positiven Nachrichten 3,5%.

IT-Dino in Not

Die Zahlen von IBM schliesslich stiessen auf weniger Gegenliebe. Der IT-Dinosaurier versucht sein Geschäftsmodell zu modernisieren und auf die Cloud umzustellen. Rechen- und Speicherleistungen von Big Blue, wie das Unternehmen aufgrund des Logos genannt wird, kommen dann nicht mehr über Geräte vor Ort zum Kunden, sondern aus IBM-Rechenzentren, geliefert über das Internet. Die Umstellung schlägt sich in der Marge nieder: Zum elften Mal in Folge legte das Unternehmen einen sinkenden Quartalsumsatz vor. Der Erlös gab 12% nach auf 24,1 Mrd. $, der Gewinn 11% auf 5,5 Mrd. $. Die Titel fielen 3%. Für ein Engagement scheint es hier weiterhin zu früh.

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