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16:58 Uhr - 16.10.2014

Ein erstes Nein für die Jungfraubahn

Die Bergschaft Wärgistal verweigert in einer ersten Abstimmung dem Eiger-Express, dem Kernstück des V-Bahn-Projekts der Bergbahn, die Überfahrt.

Die Jungfraubahn-Aktien haben am Donnerstag bis 3,7% im Minus gelegen – das ist die direkte Reaktion auf die Abstimmung der Bergschaft Wärgistal vom Mittwochabend. Der Baurechts- und Dienstbarkeitsvertrag mit der Wengernalpbahn wurde abgelehnt. Das bedeutet: Dem Eiger-Express, der das Kernstück des gross anlegten V-Bahn-Projekts der Jungfraubahnen (JFN 73.9 -2.89%) bildet, wird das Überfahrtsrecht verweigert – mindestens vorläufig.

Die fehlenden Kuhrechte

Für die Zustimmung wäre von Gesetzes wegen eine Zweidrittelmehrheit nötig gewesen – und zwar sowohl bei den stimmberechtigten Bergteilern wie den Kuhrechten (die ungleich auf die Bergteiler verteilt sind).

Doch der Baurechts- und Dienstbarkeitsvertrag fand nur ein Mehr von 62% der anwesenden Bergteiler sowie 56% der Kuhrechte. «Wir bedauern den negativen Entscheid der Bergschaft», kommentiert Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen, und fügt hinzu, dass die nötige Zweidrittelmehrheit nur «knapp verfehlt» worden sei.

Sorgen über den Landschaftsschutz

Ansonsten will das Unternehmen keinen Kommentar abgeben. Die Angelegenheit ist heikel und emotional aufgeladen: Das V-Bahn-Projekt ist gross angelegt, es hat für die Jungfraubahnen allein ein Investitionsvolumen von 250 Mio. Fr. Sein Zweck besteht darin, die Kapazitäten zu erhöhen und vor allem die Reisezeiten zu reduzieren – für die vielen und grossenteils aus Asien stammenden Tagestouristen, die auf das Jungfraujoch wollen, aber auch für die Wintersportler.

Beim Kernstück des Projekts kommen gerade Interessen des Landschaftsschutzes ins Spiel: Die Gondelbahn von Grindelwald Grund bis zum Eigergletscher befindet sich in der Nähe des Unesco-Welterbes «Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch», und ihr höchster Mast soll eine Bauhöhe von 35 Metern haben. Kritische Stimmen befürchten auch ein Disneyland auf den Bergen.

Weitere Abstimmung möglich

Für die Jungfraubahnen-Gruppe ist das Projekt eine Frage der Konkurrenzfähigkeit, der Bahn und der Region. Sie verweist darauf, dass sich dadurch die Anfahrtszeiten von Bern auf den Eigergletscher resp. auf das Jungfraujoch um je rund 45 Minuten reduzieren lassen. Noch ist das Projekt nicht beerdigt. Am 24. Oktober gibt es darüber eine weitere wichtige Abstimmung: Dann befinden die Stimmberechtigten von Grindelwald an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung über die Überbauungsordnung und die Zonenplanänderung, wobei hier eine einfache Mehrheit genügt.

Gibt es von den Grindelwaldnern ein Ja, wird der Druck auf die Bergschaft Wärgistal wieder zunehmen – was dazu führen könnte, dass die Bergteiler nochmals eine Abstimmung zu dem Thema ansetzen. Die Jungfraubahnen ihrerseits haben jeweils betont, dass das V-Bahn-Projekt der Plan A sei – und es keinen Plan B gebe.

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