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12:07 Uhr - 04.02.2015

ABB im Stresstest

Die Schwäche des Euros zum Dollar, die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China, die von einem Preiszerfall geplagte Öl- und Gasindustrie – all das dürfte das Resultat des Automations- und Elektrotechnikkonzerns im vierten Quartal 2014 belastet haben.

Das vierte Quartal 2014, über das ABB (ABBN 18.25 1.73%) am Donnerstag, 5. Februar, berichtet, dürfte ein schwaches gewesen sein. Der Automations- und Elektrotechnikkonzern hatte sich anlässlich der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen selbst zurückhaltend zum weiteren Geschäftsverlauf geäussert. Kurzfristig würden makroökonomische und geopolitische Entwicklungen auf ein uneinheitliches Szenario mit zunehmenden Unsicherheiten hinweisen, hiess es damals. In den USA wurden positive frühzyklische Signale ausgemacht, für China wurde ein weiteres Wachstum der Wirtschaft erwartet. Eine Belastung sei dagegen die schwache Konjunktur in Europa.

Seither hat sich die Schwäche des Euros gegenüber dem Dollar – der Berichtswährung von ABB – akzentuiert, ohne dass sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone gebessert hat. Zudem gab es Anzeichen einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China. Schliesslich belastete der Ölpreiszerfall mit der Öl- und Gasindustrie einen der Schlüsselmärkte des Unternehmens. Das Exposure von ABB gegenüber dem Umsatz aus der Öl- und Gasindustrie wird von Analysten auf 12 bis 14% geschätzt.

Verlangsamung des Auftragseingangs

Aufgrund dieser Ausgangslage schätzen die Analysten den Umsatz von ABB im vierten Quartal 2014 auf 10 bis 11,4 Mrd. $. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte er 11,4 Mrd. $ betragen. Für den Ebitda ergeben die Schätzungen eine Bandbreite von 1,3 bis 1,9 Mrd. $. Für das vierte Quartal 2013 wurden 1,4 Mrd. $ ausgewiesen. Für den Ebit nehmen die Analysten für die drei Monate von Oktober bis Dezember Beträge zwischen 814 und 1411 Mio. $ an. In der Vergleichsperiode des Vorjahres ergaben sich hier 823 Mio. $. Der Gewinn soll auf 534 bis 948 Mio. $ zu stehen kommen. Im letzten Vierteljahr 2013 waren es 525 Mio. gewesen.

ABB hatte zuletzt mit einem kräftigen Wachstum des Auftragseingangs geglänzt. Das war indessen zu einem schönen Teil auf einige Grossaufträge zurückzuführen. Solche Aufträge sind nun im vierten Quartal nicht mehr im gleichen Ausmass hereingekommen. Die Basisaufträge sollten sich dagegen auf normalem Niveau bewegt haben. Insgesamt dürfte sich daraus eine Verlangsamung des Wachstums des Auftragseingangs ergeben. Die Analysten erwarten für die Berichtsperiode neue Aufträge in der Höhe von 9,3 bis 10,1 Mrd. $. Im vierten Quartal 2013 betrug der Auftragseingang 11,4 Mrd. $.

Division Power Systems erholt sich

Ein Augenmerk sollten Anleger auch auf das Ergebnis der Division Power Systems richten. Dieser zuletzt problembeladene Bereich war im dritten Quartal 2014 schneller als erwartet wieder knapp in die Gewinnzone gelangt. Ursprünglich war der Break-even für das vierte Quartal angestrebt worden. 2015 soll die Division dann gemäss den Plänen von ABB einen grösseren Gewinnbeitrag leisten, der aber noch unter den mittelfristigen Zielsetzungen liege. Diese sollten dann ab 2016 erreicht werden.

Die Aktien von ABB haben seit Jahresbeginn bis Mittwoch 11 Uhr 13% verloren. Damit gehören sie erneut zu den schwächsten Titeln, denn der Swiss Market Index (SMI (SMI 8465.78 0.43%)) steht zum selben Zeitpunkt nur 5% im Minus. Bereits im vergangenen Jahr wiesen die ABB-Valoren mit knapp –7% eine Jahresperformance auf, die deutlich unter der des SMI von knapp +10% lag. Goldman Sachs (GS 175.49 1.79%) hat sie nun Anfang Woche auf die europäische Conviction-Sell-Liste genommen. Die Analysten der US-Investmentbank sehen ein weiteres Abwärtspotenzial von rund 10%. Sie erwarten für das vierte Quartal 2014 negative Überraschungen. Zudem werde ABB erneut einen vorsichtigen Ausblick kommunizieren. Und in den kommenden Quartalen könnten dann die Ziele bis 2020 nach unten angepasst werden. Anleger warten deshalb vorerst am besten ab.

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