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14:05 Uhr - 24.02.2017

Das Modell zu Adam Smith

Wie der Ökonom Kenneth Arrow die Wirtschaftstheorie geprägt hat.

Am vergangenen Dienstag ist der US-Ökonom Kenneth Arrow im Alter von 95 Jahren im kalifornischen Palo Alto gestorben. Er gehörte mit Milton Friedman und Paul Samuelson zu den drei grossen US-Ökonomen, die die Wirtschaftswissenschaften der Nachkriegszeit dominierten. Der 2009 verstorbene Samuelson bezeichnete Professor Arrow gar als den wichtigsten Wirtschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts. Seine Ideen sind auch in der Praxis von grosser Relevanz und haben unzählige Ökonomen bei der Ausgestaltung von Versicherungspolicen, Finanzprodukten oder Arbeitsverträgen inspiriert.

Das Selbstverständnis, mit dem heute über Marktpreise, Angebot und Nachfrage diskutiert wird, ist den Arbeiten Arrows zu verdanken. Er war es, der das allgemeine Gleichgewichtsmodell  formalisierte und so den mathematischen Beweis für Adam Smiths «unsichtbare Hand» des Marktes lieferte. Arrow und seine Kollegen zeigten, dass es im Modell mit gewinn- und konsummaximierenden Wirtschaftssubjekten unter bestimmten Annahmen immer ein Marktgleichgewicht mit Preisen gibt, bei denen Angebot und Nachfrage aller Güter im Einklang sind. Dieses Gleichgewicht entspricht einer gesellschaftlichen Lösung, die Pareto-optimal ist –  das heisst, für keine Person lässt sich die Situation verbessern, ohne dadurch eine andere schlechter zu stellen.

Unrealistische Annahmen

Das Arrow-Debreu-Theorem wurde 1954 als Durchbruch in der Wirtschaftswissenschaft gefeiert. Es war im Kalten Krieg ein willkommenes Argument gegen staatliche Eingriffe in die Wirtschaft. Laut Sachbuchautor Eric Beinhocker wurde das Theorem fälschlicherweise auch als «finaler mathematischer Beweis der Überlegenheit der kapitalistischen Marktwirtschaft gegenüber dem Sozialismus interpretiert».

Arrow selbst sah seine Arbeit kritischer. Er war überzeugt, dass das Ideal eines allgemeinen Gleichgewichts nur durch eine Kombination aus Marktwirtschaft und staatlicher Planung und Regulierung zu erreichen sei. Er betonte stets, dass die Schlussfolgerungen des Modells nur unter Idealbedingungen zulässig seien, was in der Praxis kaum je vorkommt, da die Annahmen zum Teil unrealistisch sind. Das veranlasste ihn zur Forschung darüber, was die Politik tun kann, wenn gewisse Annahmen des Modells nicht erfüllt werden – zum Beispiel wenn externe Effekte wie Umweltschäden zugelassen werden, keine perfekt funktionierenden Terminmärkte existieren oder nicht alle Subjekte gleich gut informiert sind. Aus der Analyse zur Informationsasymmetrie etwa entstand ein einflussreicher Beitrag über die Ineffizienz eines rein marktbasierten Gesundheitswesens.

Jüngster Nobelpreisträger

Das zweite Vermächtnis hinterlässt Arrow auf dem Gebiet der Theorie kollektiver Entscheidungen (Public Choice). Er zeigte auf, dass die Mehrheitswahl zu willkürlichen Resultaten führen kann. Im Unmöglichkeitstheorem bewies er mathematisch, dass es auch keine andere demokratische Wahlregel geben kann, die die Präferenzen des Einzelnen aggregiert, ohne gewisse harmlos erscheinende Bedingungen zu verletzen.

Der 1921 in New York geborene Sohn jüdischer Einwanderer aus Rumänien studierte an den Universitäten Columbia und Stanford Mathematik und Volkswirtschaftslehre und war lange Professor in Stanford und Harvard. 1972 erhielt er im Alter von 51 gemeinsam mit John R. Hicks den Wirtschaftsnobelpreis. So jung konnte bis heute niemand einen Nobelpreis entgegennehmen.

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