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21:46 Uhr - 22.11.2017

Niedrige Teuerung irritiert die US-Notenbank

Die US-Notenbank dürfte die Zinsen trotz gedämpfter Inflation im Dezember erhöhen. Einige Währungshüter befürchten, dass sich an den Finanzmärkten Ungleichgewichte aufgebaut haben.

Die amerikanische Notenbank (Fed) stimmt die Finanzmärkte auf die nächste Zinserhöhung ein. So sprach sich ein Grossteil der Mitglieder des Fed-Gremiums für eine baldige Anhebung der Leitzinsen aus, wie aus dem Protokoll zur Zinssitzung im November hervorgeht, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Befürworter eines weiteren Zinsschrittes verwiesen demnach auf das solide Wirtschaftswachstum, die steigenden Konsumausgaben und die kontinuierliche Verbesserung der Beschäftigungslage.

Allerdings teilten nicht alle Währungshüter diese Einschätzung. Für Diskussionen im Entscheidungsgremium sorgte die niedrige Teuerung. «Einige Teilnehmer sprachen sich dafür aus, eine weitere Straffung der Geldpolitik hinauszuschieben, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation sich dem Zielwert nähert», heisst es in den Minutes. Im Gegensatz dazu sorgten sich einige Notenbanker darum, dass die Teuerung plötzlich anziehen könnte.

Rätsel um Teuerung

Die Inflationsrate verharrt trotz Anzeichen von Vollbeschäftigung seit geraumer Zeit unter dem Zielwert von 2%. Das Fed ging bislang davon aus, dass es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen handelt und die Preise mittelfristig steigen werden.

Doch Fed-Chefin Janet Yellen meldete vergangene Woche Zweifel an. «Meine Kollegen und ich sind nicht sicher, dass es sich um einen temporären Effekt handelt», sagte sie bei einem Auftritt. Im Protokoll halten die Währungshüter fest, dass sie die Entwicklung weiterhin genau verfolgen werden.

Sorgen vor Übertreibung

Diskutiert wurde an der letzten Zinssitzung auch die Verfassung der Finanzmärkte. Verschiedene Mitglieder des Offenmarktausschusses zeigten sich besorgt darüber, dass sich Ungleichgewichte aufgebaut haben. Anzeichen dafür seien die hohen Bewertungen und die niedrige Volatilität. «Sie befürchten, dass ein scharfer Rückgang der Preise an den Finanzmärkten der Wirtschaft schaden könnte.»

An Wallstreet reagierten die Aktienindizes kaum auf das Fed-Protokoll. Der S&P 500 (SP500 2598.63 -0.02%) und der Dow Jones (Dow Jones 23540.5 -0.21%) Industrial verharrten weiterhin im Minus. Der Nadaq Composite handelte leicht fester.

Zinserhöhung im Dezember?

Trotz des Inflationsrätsels gilt es an den Finanzmärkten als so gut wie sicher, dass das Fed das Zielband für die Federal Funds Rate im Dezember auf 1,25 bis 1,5% erhöhen wird. An der Terminbörse CME wird diesem Szenario eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 90% zugemessen. Das Treffen findet am 12. und 13. Dezember statt, und neben dem Zinsentscheid werden die Währungshüter auch ihre Konjunkturprognose veröffentlichen.

Die Pressekonferenz nach der Zinssitzung wird zugleich einer der letzten grossen Auftritte von Yellen als Notenbankchefin sein. Im Februar tritt die erste Frau an der Fed-Spitze nach Ablauf der ersten Amtszeit ab. Ihr Nachfolger wird der amtierende Fed-Gouverneur Jerome Powell. Yellen hat kürzlich bekanntgegeben, dass sie die US-Notenbank nach dem Führungswechsel verlassen wird.

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