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15:20 Uhr - 15.01.2015

Reaktionen auf den SNB-Entscheid

Die Schweizer Unternehmen wurden von der Aufhebung des Euromindestkurses überrascht. Economiesuisse warnt vor einer «surrealen Überbewertung» des Frankens gegenüber dem Euro.

Der Chef des Bieler Uhrenherstellers Swatch, Nick Hayek, ist erstaunt, dass die SNB (SNBN 1058 -1.95%) den Euromindestkurs aufhebt. Er befürchtet einen «Tsunami» für die ganze Schweiz.

Nicolas Dunant, Head of Media Relations Hoffmann-La Roche (ROG 257.6 -9.33%) AG: «Roche ist ein global aufgestelltes Unternehmen mit kompletter Wertschöpfungskette in den wichtigsten Märkten wie USA, Europe und Japan und insofern von den Währungsverschiebungen weniger betroffen. Im Euroraum hat Roche erhebliche Einnahmen. ​Dem gegenüber steht aber auch ein ​wichtiger​ Anteil der​ Kosten für Forschung & Entwicklung, Produktion und Personal in Euro​. Dies führt zu einer teilweisen Abfederung des Währungseffekts auf den Cash Flow​.»

Novartis (NOVN 87.05 -11.67%): «Novartis befindet sich in der Quiet Periode und wird Währungseinflüsse erst mit der Präsentation der Konzernrechnung 2014 am 27. Januar kommentieren.»

Dominik Werner, Head of Corporate Communications, Lonza (LONN 103.8 -15.06%): «Die Ankündigung der Schweizerischen Nationalbank, die Eurountergrenze aufzuheben, kommt völlig überraschend. Wir haben einen natürlichen Hedge zum Euro und zum Dollar. Ein schwächerer Euro wird sich vor allem negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts in Visp auswirken, da über 90% der Produkte in den Export gehen, zu einem guten Teil auch in den Euroraum. Der Euromindestkurs war für den Standort Visp eine wichtige Massnahme, um kompetitiv zu sein; ein stabiler Wechselkurs erlaubte auch eine zuverlässige Planung. Die effektiven Auswirkungen können erst abgeschätzt werden, wenn sich der Wechselkurs wieder auf einem bestimmten Niveau stabilisiert hat.»

Mark Hill, Leiter Corporate Communication Straumann (STMN 219.7 -20.47%): «Straumann ist stärker als andere Schweizer Unternehmen von der abrupten Frankenaufwertung betroffen, weil rund 40% des Umsatzes, aber nur rund 21% der Kosten in Euro anfallen. Wir verfolgen die Situation genau und werden entsprechende Massnahmen beschliessen. Mildernd wirkt sich für Straumann aus, dass in den vergangenen Jahren Märkte ausserhalb Europas unter anderem in Schwellenmarktregionen wie China und Lateinamerika, aber auch in Nordamerika verstärkt angegangen worden sind. Zudem wurden signifikante Einsparungen auf der Kostenseite realisiert, die nun noch verstärkt werden dürften. Wie in der Vergangenheit mehrfach kommuniziert, gilt für Straumann: Eine Aufwertung des Frankens zum Euro jeweils um 10% schmälert den Umsatz um 25 Mio. Fr. und den Ebit um 15 Mio. Fr. Beim Dollar beträgt der entsprechende Einfluss 17 bzw. 7 Mio. Fr.»

Christina Hertig, Leiterin Kommunikation Galenica (GALN 772 -7.43%) Gruppe: «Der Entscheid begünstigt den Einkaufstourismus, was Geschäfte in grenznahen Regionen, in unserem Fall insbesondere die Apotheken, zu spüren bekommen. Ansonsten ist die Galenica Gruppe mehr von den Auswirkungen auf den Dollar und den diesbezüglichen Währungskursschwankungen betroffen.»

Benjamin Overney, Head of Investor & Public Relations Ypsomed (YPSN 85.75 -0.29%): «Es trifft zu, dass sich unsere eigenen Produktionsstätten ausschliesslich in der Schweiz befinden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wollen wir jedoch nicht weiter Stellung nehmen.»

Peter Gehler, Head Corporate Center, Siegfried (SFZN 157 -3.21%) sagt: «Da wir zu 98% aus der Schweiz exportieren, tangiert uns der Entscheid der SNB natürlich. Wir haben aber bereits vor der Einführung des Mindestkurses begonnen, unsere Währungsrisiken abzusichern. 90% der Exporte sind somit vom heutigen Ereignis nicht betroffen. Für eine Revision der Prognosen für das laufende Geschäftsjahr ist es noch zu früh.»

Der Gewerbeverband zeigt ein gewisses Verständnis für den Schritt der SNB, die Kursuntergrenze sei immer nur eine befristete Massnahmen gewesen. Quasi als Gegenmassnahme geltes es nun, die Regulierungskosten zu senken und so die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhöhen.

Gemäss Rudolf Minsch, Chefökonom Economiesuisse, sei das grösste Risiko nach der Aufhebung des Mindestkurses, dass der Franken in einer «surrealen Überbewertung» gegenüber dem Euro verharre, sprich auf Parität oder tiefer. In diesem Fall sieht Minsch allenfalls gar eine Rezessionsgefahr. Die ganze Wirtschaft sei vom Schritt betroffen, nicht nur die Exportindustrie.

Einige Stimmen aus dem Markt:

Steen Jakobsen, Chefökonom, Saxo Bank: «Die Schweiz setzt damit ein starkes Signal an Staaten wie Japan. Der Weg zu einem starken Wachstum und langfristigem Wohlstand führt über die Selbstbestimmung des Marktes bezüglich der Währungskurse.»

Luke Bartholomew, Aberdeen AM Investment Manager: «Die SNB muss gefühlt haben, dass die Anbindung an den Euro angesichts des erwarteten Anleihenkaufprogramms der Europäischen Zentralbank nicht mehr haltbar war. Dagegen hat die Zentralbank die negativen Zinsen noch weiter abgesenkt, und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Zinsen noch viel weiter sinken werden.»

Mark Haefele, UBS (UBSG 14.88 -10.84%) Chief Investment Officer: «Der negative Einfluss dieser Handlung auf die Schweizer Wirtschaft wird gross sein. Den direkten Effekt für Schweizer Exporteure schätzen wir auf 5 Mrd. Fr. (–0,7% des BIP).»

Ursina Kubli, Ökonomin, J. Safra Sarasin: «Die heutige Entscheidung stellt die Glaubwürdigkeit von künftigen Währungszusagen der SNB in Frage. Es ist daher unwahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren erneut ein Mindestkurs eingeführt wird.»

Kit Juckes, Währungsstratege, Société Générale: «Mit der Massnahme der SNB fällt ein grosser Käufer von Euro weg. Dies ebnet den Weg für eine weitere/schnellere Euroschwäche.»

 

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