Die Marge mäandert seit Jahren um 4%. Doch das Ziel sind 8%. Um dies zu erreichen, braucht der Konzern nicht bloss strukturelle Verbesserungen, sondern einen neuen Geist.
Der Auftrag für den seit Juni im Amt stehenden CEO Christian Walti – er kommt von Bosch Packaging Systems – ist klar: Starrag (STGN 66.8 0.91%) muss wieder wachsen und endlich das Ebit-Margenziel von 8% (im ersten Halbjahr: 3,4%) erreichen. Vom konjunkturellen Rückenwind, wie ihn andere Maschinenhersteller spüren, profitierte Starrag im ersten Semester noch nicht.
Im ersten Halbjahr 2018 gab es zwar operative Verbesserungen aus dem laufenden Strategieprogramm 2020, doch diese sind durch Verzögerungen in der Abwicklung wichtiger Aufträge überdeckt worden. Umsatz und Betriebsgewinn sanken leicht, der Bestellungseingang war zwar höher, doch verglichen mit einem aussergewöhnlich niedrigen Vorjahresniveau.
Überall wird etwas optimiert
Die Strategie 2020, angelegt darauf, die Finanzziele zu erreichen, sieht einen Mix an Verbesserungsmassnahmen vor, von der Digitalisierung über eine stärkere Fokussierung auf die elf wachstums- und ertragsstärksten Marktsegmente, systematischere Marktbearbeitungen in China und den USA bis zu weiteren Kostensenkungen, wie Finanzchef Gerold Brütsch an der Anlegerkonferenz Investora ausführte.
Doch Brütsch betont auch, dass strukturelle Änderungen im Maschinenbau, wie ihn Starrag betreibt, bis zu drei Jahre beanspruchen, bis sie sich in den finanziellen Ergebnissen niederschlagen.
Dazu kommt, dass Starrag auf Nischenmärkte ausgerichtet ist und dadurch vom allgemeinen Konjunkturtrend nicht im selben Ausmass erfasst wird, wie die grösseren Konkurrenten in den Massenmärkten. Starrag ist es dadurch allerdings auch gelungen, ohne Verlust durch die Finanzkrise zu kommen.
Know-how von Tornos
Mit Michael Hauser, CEO des Maschinenbauers Tornos (TOHN 9.16 -0.87%), der ebenso wie Starrag in den Einflusskreis von Walter Fust gehört, konnte diesen Frühling ein kompetenter Ratgeber in den VR von Starrag geholt werden. Hauser ist mit Tornos ein bilderbuchmässiger Turnaround gelungen. Tornos musste dazu allerdings neue Maschinentypen entwickeln, die rationell zu produzieren und vielfältig in der Anwendung sind.
Etwas Ähnliches peilt Starrag mit der im Sommer neu lancierten Hecker H5 an. Diese Fräsmaschine arbeitet 15% produktiver und braucht 30% weniger Platz. Die erste Reaktion im Markt sei «sehr gut», sagt Brütsch. Doch angesichts der breiten Fächerung an Maschinentypen, die Starrag anbietet, ist das vorerst bloss ein Tropfen auf einen heissen Stein.
Bloss stabiles 2018
Im laufenden Jahr erwartet Brütsch wie bisher einen klar höheren Auftragseingang und ein gegenüber dem ersten Halbjahr besseres zweites Semester. Dennoch wird der Jahresumsatz 2018 voraussichtlich niedriger sein als letztes Jahr, und die Ebit-Marge auch bloss auf dem niedrigen Vorjahresniveau von knapp 4% verharren.
Wie soll das Margenziel von 8% erreicht werden? Brütsch streicht am Schluss seiner Ausführungen an der Investora erneut die «attraktive, scharfe Positionierung» hervor, die «Technologieführerschaft in vielen Bereichen» und die Bemühungen, die «Reaktionsgeschwindigkeit auf Marktentwicklungen zu erhöhen» hervor. «Jetzt müssen wir die PS auf den Boden bringen», betont er zum Abschluss. Der langjährige Finanzchef hört sich dabei allerdings etwas an, wie wenn er sich selbst Mut zureden müsste.
Neue Führung muss vorwärtsmachen
Starrag stellt unzweifelhaft sehr hochwertige Produkte her, doch werfen diese kaum Geld ab. Bisher verhinderte nicht zuletzt das Techniker- und Ingenieursdenken, das oft vor das Kommerzielle gestellt wurde, bessere Resultate.
Nun ist zu hoffen, dass unter dem neuen CEO Christian Walti, ein Betriebswirtschaftler, allmählich ein anderer Geist ins Unternehmen einzieht. Nötig wäre dies, denn das Unternehmen verdient die Kapitalkosten seit vielen Jahren nicht mehr. Wer Starrag-Aktien kauft, tut dies in der Erwartung, dass dem Unternehmen ein substanzieller Profitabilitätssprung gelingt. Unmöglich ist das sicher nicht, doch schnell scheint ein solcher nicht erreichbar zu sein.
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