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14:15 Uhr - 31.03.2015

Die Frankenzinsen bleiben unten

Monatliche Zinsprognose Schweiz: Kurzfristig gibt es noch keine Auslöser für steigende «Eidgenossen»-Renditen.

Die deutlichen Anpassungen der Zinserwartungen nach unten, mit denen die monatlich von «Finanz und Wirtschaft» befragten Ökonomen von UBS (UBSG 18.24 -1.67%), Credit Suisse (CSGN 26.02 -0.31%) (CS), Zürcher Kantonalbank (ZKB), Bank Julius Bär (BAER 48.96 -1.19%) und Raiffeisen Schweiz auf die überraschende Aufhebung der Wechselkursuntergrenze von 1.20 Fr./€ nach dem 15. Januar reagiert haben, bleiben weiterhin gültig. Die jüngsten Prognosekorrekturen im März sind allenfalls marginal.

CS-Zinsstratege Karsten Linowsky bestätigt die Renditeerwartungen von Anfang März für alle Laufzeiten. Die CS weist in ihrem jüngsten «Investment Monthly» darauf hin, dass die Schweizer Anleihenrenditen negativ bleiben werden, «sogar für längere Laufzeiten». Wegen der Entschlossenheit der Schweizerischen Nationalbank (SNB (SNBN 1032 0%)), eine weitere Aufwertung des Frankens durch extrem niedrige oder sogar negative Zinsen zu verhindern, würden Anleger, die sich in festverzinslichen Schweizer Papieren engagieren, «vermutlich weiter mit Herausforderungen konfrontiert» sein, vor allem bei ausbleibendem Inflationsdruck und gedämpften Wachstumsperspektiven, schreibt die CS.

UBS-Analystin Nina Gotthelf weist auf die enge Relation der Schweiz zum benachbarten Ausland hin. Die Renditen länger laufender «Eidgenossen» seien wieder unter Druck geraten, und zwar im Gleichschritt mit den Sätzen deutscher Staatsanleihen vergleichbarer Laufzeiten, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihr gross angelegtes Kaufprogramm auf den Weg gebracht habe.

Einfluss der Eurozone

Angesichts des Einflusses, den die Renditen der Eurozone auf die der Schweiz ausüben, habe man die Erwartungen bei den zehnjährigen «Eidgenossen» auf Dreimonatssicht nochmals um 10 Basispunkte (Bp) gesenkt.

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Die ZKB hat, wie alle anderen auch, beim Libor nichts verändert. Dafür nahm sie wegen der jüngsten Entwicklung der Staatsanleihen deren Renditeprognosen ein weiteres Mal zurück, diesmal bis in den negativen Bereich: Für die zehnjährigen «Eidgenossen» erwartet sie nun auf Quartalssicht eine Rendite von –0,2%, während sie auf Jahressicht um die 0% schwanken dürfte. Ursächlich dafür sei EZB, die mit ihren Anleihenkäufen Druck auf die Eurorenditen ausübe, den auch die Schweizer Sätze zu spüren bekämen, argumentiert ZKB-Analyst Nicola Grass. Kurzfristig seien deshalb keine Auslöser einer Renditesteigerung der zehnjährigen «Eidgenossen» erkennbar.

Janwillem Acket, Chefökonom von Bank Julius Bär, sieht so gut wie keinen Anpassungsbedarf. Seine Änderungen von 5 und 10 Bp nach unten bei den «Eidgenossen» sind denn eher kosmetischer Natur. «Wir sind alle von Draghis Gnaden abhängig», beschreibt der Chefökonom die enge europäisch-schweizerische Zinskorrelation.

Eine Frage der Zeit

Die Verzerrung der deutschen Bundrenditen nach unten gehe von der EZB und ihrer quantitativen Lockerung aus. Wer an den Aufschwung glaube, für den sei jedoch eine Zinswende in Europa  «eine Frage der Zeit», sagt Acket. Dazu müsse sich aber die Erholung breit abgestützt vollziehen. Von einer Konjunkturverbesserung in der Eurozone – Bär erwartet für 2015 dort ein BIP-Plus von 1,5% – werde auch die Schweiz als wichtiger Handelspartner erheblich profitieren, vorausgesetzt, der Franken werte sich nicht wieder in Richtung Parität zum Euro auf. Einen moderaten «Wechselkursschock», also eine Aufwertung des Frankens von rund 10% im Vergleich zur früheren Untergrenze von 1.20 Fr./€, könne die Schweizer Wirtschaft mit einer temporären Delle verkraften, 20% Aufwertung, also Parität zum Euro, würden dagegen Rezession bedeuten.

Für Roland Kläger, Ökonom von Raiffeisen Schweiz, bleibt nach der jüngsten Sitzung der US-Notenbank (Fed) die Tür für eine Zinserhöhung in den USA im Juni offen. Dass aber gleichzeitig ein gemächliches Zinserhöhungstempo in Aussicht gestellt wurde, überrasche nicht, denn die Abschwächung der Industriedynamik in den USA scheine sich zu bestätigen. Der starke Dollar erzeuge Gegenwind. Dagegen blieben die Konjunkturindikatoren aus der Eurozone ermutigend und sprächen für leicht steigende Kapitalmarktzinsen in den kommenden Monaten. Die EZB habe mit ihren Anleihenkäufen ein höheres Tempo angeschlagen, als zur Erreichung des monatlichen Ziels nötig wäre. Das habe kurzfristig keinen Renditeanstieg zugelassen.

In der Schweiz deuten die Indikatoren mittelfristig auf leicht steigende Renditen hin, meint Kläger. «Rezessionsprognosen, wie im Januar noch weit verbreitet, haben sich gelichtet.» Aktuelle Exportzahlen zeigten einen Rückgang, aber keinen Einbruch, und die Perspektiven in der Eurozone verbessern sich leicht. Zudem sollte im Jahresverlauf der Inflationstrend in der Schweiz bei leicht höheren Ölpreisen drehen. Die Geldmarktzinsen dürften in den kommenden zwölf Monaten negativ bleiben. Allerdings könnten sich für die SNB Möglichkeiten eröffnen, das Zinsziel näher an die Nullgrenze anzuheben – eine anhaltende konjunkturelle Verbesserung in der Eurozone mit leicht stärkerem Euro vorausgesetzt.

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