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15:30 Uhr - 22.03.2016

Komax setzt Kräfte frei

Die Portfoliobereinigung ist abgeschlossen. Doch Diversifikation der Risiken bleibt ein Thema. Der Antrag von Veraison auf zwei neue VR-Mitglieder wird abgelehnt.

Gut ­ein Jahrzehnt nach Beginn einer Diversifikationsstrategie kehrt Komax (KOMN 220.5 -2.48%) zu den Wurzeln zurück. In ein bis zwei Monaten dürften die Akti­vitäten im Bereich Medizinaltechnik veräussert sein. Dass ein Verkauf und eine Konzentration auf die Stärken sich immer mehr aufdrängten, bestätigte sich im ­vergangenen Jahr: Zum fünften Mal seit 2008 schloss die Medtech-Sparte mit einem Betriebsverlust ab.

Demgegenüber lieferte das Stammgeschäft der Maschinen zur Kabelverarbeitung (Wire) mit einem organischen Umsatzwachstum von 10% und einer operativen Marge von 19% erneut eine souveräne Leistung. Aus diesem Grund und mit Blick auf die überdurchschnittlich solide Bilanz schlägt der Verwaltungsrat eine 20% höhere Dividende von 6 Fr. vor, wovon ein Viertel steuerfrei aus der Kapitaleinlage­reserve ausgeschüttet wird. An die Aktionäre gelangen so 75% des Gewinns.

Leidiges Kapitel bald abgeschlossen

Weil sich der Auftragseingang von Medtech gegen Ende Jahr kräftig belebte, ist der Zeitpunkt für einen Verkauf an die italienische IMA (vgl. Kasten) günstig. Je nach Gewinnentwicklung der Aktivitäten kann Komax bis Ende Jahr 34 Mio. Fr. lösen.

Ende 2015 verfügte das Unternehmen bereits über eine Nettoliquidität in dieser Höhe und über nicht ausgeschöpfte Kreditlinien von 100 Mio. Fr. Mittel für weitere Ergänzungszukäufe im Kabelmaschinengeschäft sind reichlich vorhanden.

Die Diversifikationsstrategie mag zum damaligen Zeitpunkt sinnvoll erschienen sein, gefruchtet hat sie nicht. Alles in allem wurde im Solar- und Medtechgeschäft Wert vernichtet. Nun können sich Verwaltungsrat und Management mit voller Aufmerksamkeit dem Stammgeschäft widmen.

Mindestens bis Mitte Jahr ist eine Umsatz- und vermutlich auch eine Margensteigerung von Wire absehbar. 2015 sind 15% mehr Bestellungen als im Vorjahr eingetroffen. Aus mehreren kleineren Akquisitionen in den vergangenen Jahren können Synergien ausgeschöpft werden. Die hohe Profitabilität von Komax Wire hat zur Folge, dass Akquisitionen fast zwangsläufig zunächst eine Gewinnverwässerung zur Folge haben.

Kontroverse Debatten

Vierzig Jahre nach der Gründung kann sich das Unternehmen auf eine ausserordentlich gute Marktposition abstützen. Komax besetzt einen mehr als doppelt so hohen Anteil wie die Nummer zwei, die Metall-Zug-Tochter Schleuniger. Folglich kann Wire auch die breiteste Produkt- und Dienstleistungspalette anbieten.

Als wunder Punkt könnte sich die einseitige Ausrichtung auf die Automobilindustrie erweisen. 80% des Umsatzes werden mit dieser Branche erzielt. CEO Matijas Meyer geht jedoch davon aus, dass der weltweite Absatz von Fahrzeugen in den kommenden Jahren weiter steigt. Zudem werde sich der Trend zur Elektrifizierung im Automobil (mehr Kabel) und zur Automatisierung der Kabelfertigung fortsetzen. In der Summe kann Wire organisch mehr als 5% pro Jahr wachsen.

Aus dieser Ausgangslage sollte sich doch mehr machen lassen, findet Aktionär Veraison. Die Investmentgesellschaft, die 6% des Kapitals hält, hat vorgeschlagen, den fünfköpfigen Verwaltungsrat von Komax mit zwei Finanzfachleuten – Gerard van Kesteren (Ex-Finanzchef von Kühne + Nagel (KNIN 135.4 -0.07%)), Andreas Herzog (CFO Maschinenkonzern Bühler) – zu verstärken.

Der VR von Komax lehnt den Antrag an die Generalversammlung «nach kontrovers geführten Diskussionen» ab, mit der Begründung, im Gremium seien für ein Unternehmen dieser Grösse und mit nur noch einem Geschäft alle erforderlichen Kompetenzen genügend abgedeckt.

Investoren machen Dampf

Der Druck von Veraison und anderen aktiven Investoren hat aber immerhin dazu geführt, dass Komax die Stimmrechts­limite für Aktionäre von 5 auf 15% erhöhen will.  Dieser Kompromissantrag an die Generalversammlung vom 12. Mai wird unbestritten sein. Der Antrag von Veraison dürfte abgelehnt werden.

Die Konzentration auf Wire wird neue Kräfte und möglicherweise Kapital freisetzen. Zudem verbessert sich das Margenprofil von Komax. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 haben die Aktien immer noch Aufwertungspotenzial. Die aktiven Investoren werden dranbleiben.

Die komplette Historie zu Komax finden Sie hier. »

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