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16:16 Uhr - 05.03.2015

Immer mehr Frauen in Verwaltungsräten

In den Verwaltungsräten der hundert grössten Schweizer Unternehmen wurde 2014 jedes dritte vakante Mandat mit einer Frau besetzt. Der Frauenanteil stieg damit auf 15%, wie die neueste Ausgabe des Schilling Report zeigt.

Die Forderung nach einer verpflichtenden Frauenquote von 30% in Schweizer Verwaltungsräten sei «populistisch», sagt Guido Schilling. Denn wir seien «auf Zielkurs». Das zeige die neueste Ausgabe des Schilling Report, den der Headhunter am Donnerstag den Medien präsentiert hat. Im vergangenen Jahr wurden 33% der vakanten Mandate in hiesigen Verwaltungsräten mit Frauen besetzt. Setze sich dieser Trend fort, würden 2020 rund 30% der Mitglieder der Aufsichtsgremien der hundert grössten Schweizer Unternehmen weiblich sein, prognostiziert Schilling. Ende 2014 betrug dieser Anteil 15%. 2010 lag er noch bei 10%.

Von den untersuchten Unternehmen weisen heute 73% mindestens eine Frau im Verwaltungsrat auf. 2010 zählten erst 56% der Verwaltungsräte ein weibliches Mitglied. «Die Verwaltungsräte sind auf dem Weg zu einer guten Geschlechterdurchmischung. Es stimmt positiv, dass vor allem Unternehmen, die vor fünf Jahren noch keine Frau im Verwaltungsrat hatten, Anstrengungen unternahmen, sich mit Frauen zu verstärken», sagt Schilling.

Geschäftsleitungen hinken hinterher

Während der Frauenanteil in Verwaltungsräten rasant steigt, entwickelt er sich in Geschäftsleitungen der hundert grössten Schweizer Unternehmen nach wie vor nur langsam. Er ist über den gesamten Erhebungszeitraum von zehn Jahren lediglich von 4 auf 6% gestiegen, wobei er 2014 bei 6% stagniert. Nur 9% der neuen Geschäftsleistungsmitglieder waren im vergangenen Jahr weiblich. Bei der Erneuerung von Geschäftsleitungen kommen also zurzeit viel weniger Frauen zum Zug als bei der Erneuerung von Verwaltungsräten.

Schilling spricht von einem «Generationenthema»: Es bedürfe rund zwanzig Jahren für eine nachhaltige Veränderung. Er ist aber überzeugt, dass 2020 schon rund 10% der Geschäftsleistungsmitglieder weiblich sein werden. Denn in den unteren und den mittleren Führungspositionen der grössten Schweizer Unternehmen stehe ein Nachwuchs an topqualifizierten Frauen schon bereit.

Rückläufiger Anteil von Ausländern

In der letzten Erhebung zeigte sich erstmals ein Rückgang des Ausländeranteils in den Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Unternehmen von 45 auf 42%. In der neuesten Erhebung stagniert der Anteil auf Vorjahresniveau. «Die Anziehungskraft der Schweiz als Arbeitsort hat nachgelassen», konstatiert Schilling mit Blick auf seine tägliche Arbeit. Bei den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil stabil bei 36%. Die Deutschen sind sowohl in den Geschäftsleitungen mit 32% als auch in den Verwaltungsräten mit 27% nach wie vor die grösste ausländische Gruppe. Auffallend ist der hohe Ausländeranteil bei den weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern: 50% haben einen ausländischen Pass.

Ein Vergleich der Unternehmen, die in den Börsenindizes Dax (Deutschland) und SMI (SMI 9031.63 0.44%) (Schweiz) geführt werden, zeigt den nördlichen Nachbar beim Frauenanteil im Vorsprung. In Deutschland war 2014 ein Viertel der Aufsichtsratsmitglieder weiblich, in der Schweiz gab es im selben Jahr nur 17% Verwaltungsrätinnen. Eine Betrachtung der Veränderungen in den Geschäftsleitungen von SMI- und Dax-Unternehmen zeigt, dass die Frauenanteile auch bei den internationalsten Gesellschaften weiterhin bescheiden sind. Den Dax-Unternehmen gelang wieder eine Steigerung auf 8%, was dem Niveau von 2012 entspricht. In den Geschäftsleitungen der SMI-Unternehmen stagniert der Frauenanteil bei 6%. «Das bestätigt meine Prognose hinsichtlich des Generationenprojekts Gender Diversity in den Geschäftsleitungen», sagt Schilling.

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