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13:41 Uhr - 21.03.2018

Raiffeisen-CEO sagte vor Staatsanwaltschaft aus

Im Strafverfahren gegen den ehemaligen Chef der Genossenschaftsbank Pierin Vincenz wurde sein Nachfolger Patrik Gisel vernommen.

Pierin Vincenz sitzt seit drei Wochen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Zürich ermittelt gegen den ehemaligen Raiffeisen-Chef und seinen Geschäftsfreund Beat Stocker wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung während der Zeit von Vincenz an der Raiffeisen- und Aduno-Spitze.

Am Freitag hat die Staatsanwaltschaft Zürich den aktuellen Raiffeisen-CEO und Vincenz-Nachfolger Patrik Gisel zum Fall befragt. Die Bank bestätigt am Mittwoch einen entsprechenden Bericht des Finanz-Blogs «Inside Paradeplatz».

Gisel wird als sogenannte Auskunftsperson vernommen. Diese Person ist nicht in die vorliegenden Straftat verwickelt, restlos ausschliessen lässt sich dies laut Strafprozessordnung aber nicht. Laut «Inside Paradeplatz» wurde vergangenen Donnerstag bereits Marcel Zoller vernommen. Bis Anfang des Jahres war Zoller langjähriger Finanzchef von Raiffeisen.

Raiffeisen hebt Informationssperre auf

In einer allgemeinen, öffentlichen Stellungnahme betonte Raiffeisen am Mittwoch zudem: «Gegen Patrik Gisel ist kein Strafverfahren eröffnet worden.»

Zudem sei «die Aussage, dass Raiffeisen Schweiz die Siegelung von Belegen oder sonstigem Material verlangt, falsch». «Inside Paradeplatz» hatte berichtet, dass Raiffeisen als Abwehrstrategie Akten versiegelt habe. Diese könnten nur auf Richterspruch wieder geöffnet werden.

Eigentlich hat Raiffeisen eine Informationssperre zum Fall Vincenz erlassen, wie «Finanz und Wirtschaft» erfahren hat. Diese liess sich am Donnerstag wohl aufgrund gesteigerten öffentlichen Interesses nicht aufrecht halten.

«Versteckte Treuhandgeschäfte»

Konkret geht es bei Vincenz um seine Verwaltungsratszeit beim Kartenbezahlunternehmen Aduno und um das Zustandekommen von Zukäufen in diesem Zeitraum.

Vincenz hat laut Informationen von «Finanz und Wirtschaft» damals eigene geschäftliche Beziehungen zur Verkäufer-Seite unterhalten, während er gleichzeitig als Präsident von Aduno auf der Käuferseite agierte.

Ebenfalls im Visier hat die Staatsanwaltschaft die KMU-Investmentgesellschaft Investnet, an der Raiffeisen zu Vincenz’ CEO-Zeit 60% übernahm. Vincenz ist gleichzeitig Minderheitsaktionär von Investnet. Laut Raiffeisen-CEO Patrik Gisel geht es hierbei um «versteckte Treuhandgeschäfte» von Vincenz.

Raiffeisen und Aduno haben mit Eröffnung des Strafverfahrens zudem Strafanzeige gegen ihren ehemaligen CEO und Verwaltungsratspräsidenten Vincenz eingereicht.

Mögliches System Vincenz’

Das fragwürdige Zustandekommen dieser Beteiligung rückt aber auch den aktuellen Raiffeisen-CEO Gisel in den Fokus. Als Vincenz’ Nummer 2 führte Gisel die Verhandlungen seitens Raiffeisen bei diesem Deal und übernahm später das Verwaltungsratspräsidium von Investnet. Von einer versteckten Beteiligung seines Ex-Chefs hat Gisel laut eigener Aussage nichts gewusst.

Laut Rechtsexperten wird die Staatsanwaltschaft Zürich wohl versuchen, folgendes mögliches System von Vincenz aufzudecken: 1. Persönliche, verdeckte Beteiligungnahme an Gesellschaften durch Vincenz. 2. Kauf dieser Gesellschaften durch Unternehmen, in denen Vincenz Entscheidungsgewalt hatte.

Dazu muss die Staatsanwaltschaft aber auch noch nachweisen, dass diesen Unternehmen durch Vincenz’ Gebaren Schaden entstanden ist. Laut durchgesickertem Deloitte-Bericht erwies sich zumindest die fragliche Gesellschaft Investnet als marode. In der Jahresrechnung 2012 kam heraus, dass Investnet überschuldet war. Raiffeisen schoss daraufhin ein Darlehen von 550’000 Fr. ein.

 

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