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07:58 Uhr - 19.01.2016

China: Langsamstes Wachstum seit 1990

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) hat 2015 um 6,9% zugenommen. Die von der Regierung gesetzte Zielmarke von «rund 7%» wurde damit trotz der sich im letzten Quartal deutlich abkühlenden Konjunktur erreicht.

Chinas Wirtschaftswachstum hat sich 2015 auf 6,9% verlangsamt – nach einem Plus von 7,3% im Vorjahr. Es ist das schwächste Wachstum seit 25 Jahren, liegt aber dennoch in der von der Regierung angestrebten Vorgabe von «rund 7%».

Gut gehalten hat sich in der zweiten Jahreshälfte der Privatkonsum. Der Einzelhandel wies 2015 gegenüber 2014 deutlich über 10% höhere Verkäufe aus. Das ist ein Zeichen, dass der Umbau der Wirtschaft auf gutem Weg ist. Wenn es nach dem Willen der Regierung geht, soll die einseitige Abhängigkeit von Exporten und Sachinvestitionen weiter zugunsten des Privatkonsums abgebaut werden.

Lahmende Industrieproduktion

Die Industrieproduktion lag im Dezember 5,9% höher als im Vorjahreszeitraum. Die Sachinvestitionen stiegen rund 10%. In den letzten drei Monaten legte die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft gegenüber den vorangegangenen drei Monaten gerade noch 1,6% zu. Das war die schwächste Vorgabe seit das BIP-Wachstum infolge der globalen Finanzkrise über 50% eingebrochen ist. Auf das Jahr hochgerechnet wuchs die Wirtschaft vor allem wegen der anhaltend schwachen Industrieproduktion und Bautätigkeit gemäss Berechnungen der unabhängigen Konjunkturforschungsstelle Roubini Global damit noch 6,4%.

Zweifel an offiziellen Daten

Das zeigt, dass die Regierung trotz der von ihr bereits Ende 2014 eingeleiteten wachstumsstützenden Massnahmen Mühe bekundet, ihr bis 2020 gesetztes Wachstumsziel von 6,5% jährlich aufrechtzuerhalten. Vereinzelte Ökonomen ziehen etwa mit Verweis auf den Börsencrash von Mitte 2015 die offiziellen Wachstumszahlen in Zweifel. Sie gehen dabei teilweise von einem in Wahrheit deutlich unter 5% expandierenden BIP aus. Louis Kuijs, der Asienökonom der unabhängigen Forschungsstelle Oxford Economics, schätzt, dass die Wirtschaft im Vorjahr 6,3% gewachsen ist.

Lockere Geldpolitik

Eine ganze Reihe von Indikatoren wie etwa die Produktsuche auf elektronischen Einkaufsplattformen deutet auf eine rege Tätigkeit in der sogenannten neuen Volkswirtschaft hin. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Notenbank in den kommenden Monaten die geldpolitischen Zügel wie bereits 2015 weiter lockern wird, so etwa durch die Senkung des Mindestreservesatzes der Geschäftsbanken. Auch dürfte die Regierung die Tätigkeit gewisser Sektoren mit fiskalischen Geschenken stützen.

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