Die Hoffnung auf eine Einigung im Förderstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland beflügelt den Ölpreis. Ob sie begründet ist, bleibt fraglich.
Die Hoffnung auf ein Ende des Preiskriegs zwischen Saudi-Arabien und Russland löst eine Preisexplosion bei Rohöl aus. Die Sorte Brent (Brent 29.52 14.95%) verteuerte sich zeitweise um fast die Hälfte auf 36.29 $ je Barrel, das US-Öl WTI (WTI 26.14 27.14%) um 35% auf 27.39 $. Der Ölpreis sank danach etwas: Brent notiert noch knapp unter 30 $, WTI auf 25 $.
Auslöser für die Euphorie war der folgende Tweet von US-Präsident Trump:
Just spoke to my friend MBS (Crown Prince) of Saudi Arabia, who spoke with President Putin of Russia, & I expect & hope that they will be cutting back approximately 10 Million Barrels, and maybe substantially more which, if it happens, will be GREAT for the oil & gas industry!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 2, 2020
Er habe mit Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed Bin Salman gesprochen, der sich wiederum zuvor mit Russlands Herrscher Wladimir Putin ausgetauscht habe. Trump «hoffe» und «erwarte» nun, dass die beiden Streithähne 10 Mio. Barrel Öl weniger fördern würden. Das sei «grossartig» für die Energieindustrie. Es könne sich gar um eine Fördermengenreduktion von 15 Mio. Barrel handeln, verkündete Trump in einem zweiten Tweet.
…..Could be as high as 15 Million Barrels. Good (GREAT) news for everyone!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 2, 2020
Ob die Äusserungen Trumps der Wahrheit entsprechen, konnten verschiedene Medien weltweit nicht verifizieren. So habe das Weisse Haus in Washington keinen Kommentar abgegeben. Putins Pressesprecher teilte der Nachrichtenagentur Bloomberg mit, es habe kein Gespräch zwischen Russland und Saudi-Arabien stattgefunden. Aus Riad kam ebenfalls keine Bestätigung eines solchen Anrufs, stattdessen fordern die Saudis ein weiteres Opec-Treffen.
Würden die Saudis und Russland ihre Produktion tatsächlich um 10 Mio. Barrel einschränken, käme das einer Fördermengenreduktion von beinahe der Hälfte ihrer Produktion gleich – ein laut Marktbeobachtern relativ unwahrscheinliches Eingeständnis.
Die Ölpreise waren in den letzten Wochen rapide gefallen, nachdem Russland sich geweigert hatte, weitere Beschränkungen der Fördermengen einzuführen. Darauf drehte Saudi-Arabien den Ölhahn auf und flutete den Markt. Dieser hat im Moment keinen Bedarf an billigem Öl, der durch die Coronakrise verursachte Konjunktureinbruch und die Reisebeschränkungen drücken auf die Nachfrage.
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