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11:27 Uhr - 17.12.2014

Inflationszahlen erhöhen Druck auf EZB

Die Inflation im Euroraum ist im November weiter in Richtung Nulllinie gesunken. Zusammen mit der nach wie vor schwachen Wirtschaftsdynamik rückt eine quantitative Lockerung durch die EZB damit einen weiteren Schritt näher.

Die Inflation sinkt weiter Richtung 0%. Die am Mittwoch von der Europäischen Statistikbehörde Eurostat veröffentlichten Daten zur Jahresteuerung setzt die Europäische Zentralbank (EZB) weiter unter Druck, im Kampf gegen die drohende Deflation einen Gang höher zu schalten. Die Inflation sank im November auf 0,3%, nach 0,4% im Oktober. Vor einem Jahr betrug sie immerhin noch fast 1%. Die monatliche Inflationsrate war mit der Ausnahme von Österreich und Deutschland durchs Band in allen Ländern der Eurozone negativ, in Deutschland bewegten sich die Preise nicht.

Wenig Preisdruck aus der Konjunktur

Spätestens seit August sieht die EZB die Preisstabilität in ernster Gefahr. Damals waren die mittelfristigen Inflationserwartungen erstmals unter 2% gesunken. Die EZB strebt eine Teuerung von knapp unter 2% an. Seit Mitte Jahr war auch klar, dass der Aufschwung in der Eurozone überschätzt worden war. Die Vorlaufindikatoren hatten seit Frühjahr enttäuscht, der erwartete Aufschwung war ins Stottern geraten. Deutschland hatte schon im zweiten Quartal einen Rückgang der Wirtschaftsleistung melden müssen.

Die am Dienstag veröffentlichten ersten Ergebnisse der Umfragen bei den Einkaufsmanagern (Purchasing Manager’s Index, PMI), die sogenannten Flash-PMI, sind so gesehen zwar ein Lichtblick. Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Dienstleister und Industrie kletterte im Dezember um 0,6 auf 51,7 Punkte. Doch es gibt einen Schönheitsfehler: Die mit Abstand grösste Volkswirtschaft Deutschland wächst so langsam wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. In Frankreich, der Nummer zwei, ist die Dynamik noch schwächer. Es ist fraglich, ob dieses Aktivitätsniveau reicht, um die Konsumentenpreise anzuheizen.

Öl ins Feuer

Die Aufhellung im Konjunkturausblick zeigt die gestiegene Zuversicht im verarbeitenden Gewerbe unter anderem mit dem Rückgang der Energiepreise, insbesondere von Rohöl, das mit unter 60$/Fass für die Sorte Brent auf ein Fünjahrestief fiel. Doch während der positive Effekt sinkender Ölpreise umstritten ist und Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems birgt (vgl. hier), steht eines fest: Die Preise werden dadurch weiter unter Druck bleiben.

Die Erwartung, dass die EZB nach den weiteren Liquiditätsspritzen für Banken in Form von langfristigen Finanzierungsoperationen (Targeted Long Term Refinancing Operations) und nach dem im September beschlossenen Wertschriftenkaufprogramm weitere Kaufprogramme lanciert, verstärkt sich im Markt umgekehrt proportional zur Preisentwicklung.

Ein weiterer kleiner Schritt nach unten in den Preisen Anfang 2015 könnte also den ganz grossen Schritt für die EZB bedeuten.

Es bleiben die Staatsanleihen

Wurde ein breit angelegtes Kaufprogramm im Stil eines Quantitative Easing (QE) Mitte Jahr noch fast ausgeschlossen, geht derzeit ein guter Teil der Analysten davon aus, dass die EZB bereits im Januar ein solches Programm, das auch Staatsanleihen umfasst, ankündigen wird. Für den französischen Vermögensverwalter Carmignac Gestion hat die EZB in der Verfolgung ihres Mandats der Preisstabilität versagt. Sie werde daher mit dem QE nicht zögern, sollte die Teuerungsentwicklung abermals enttäuschen.

Die bisher in diesem Jahr beschlossenen Kaufprogramme fielen an den Märkten punkto Umfang durch. Die EZB strebt eine Bilanzausdehnung von rund 1 Bio. € an. Doch die im September beschlossenen Käufe von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) werden von Beobachtern als zu wenig umfangreich taxiert. Ähnlich schätzen sie das Potenzial von Unternehmensanleihen ein. Der EZB bleibt damit bald nur noch der grösste und bisher gemiedene Markt: jener für Staatsanleihen.

Nachdem die zweite Zuteilung der TLTRO vergangene Woche ähnlich enttäuscht hat wie jene im November, steigt die Chance für die Lancierung eines Staatsanleihenkaufprogramms der EZB von Tag zu Tag. «Die Hoffnungen, die TLTRO könnten in die Bresche springen, haben sich schon nach den ersten beiden Auktionen zerschlagen», meint etwa Daniel Hartmann, Senior Analyst Economics bei Bantleon Bank in einem Kommentar. Die EZB werde ohne ein breites QE nicht die notwendige Ausdehnung ihrer Bilanz erreichen.

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