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13:34 Uhr - 16.12.2016

Keine Krisenstimmung in Macau

Kasinobetreiber dürften Kapitalbeschränkungen Chinas spüren, die Diversifikation des Geschäfts stützt jedoch.

Die gebeutelte Glücksspielindustrie Macaus steht vor neuen Problemen. Die chinesische Regierung will Zockern den Geldhahn zudrehen. Ziel von Peking ist es, den Kapitalabfluss ins Ausland zu verlangsamen. Festlandchinesen, die sich in der wirtschaftlich autonomen Sonderverwaltungsregion Macau amüsieren wollen, können neu täglich mit 5000 Patacas (umgerechnet 634 Fr.) nur noch halb so viel Geld von lokalen Geldautomaten abheben wie bisher.

Die Aktien der an der Börse Hongkong kotierten Kasinobetreiber wie Galaxy Entertainment, Sands China oder auch MGM China gaben nach Bekanntwerden der Nachricht teils über 10% nach. Die in der Vorwoche eingeführten Kapitalbeschränkungen bedeuten nach Meinung des japanischen Finanzhauses Nomura allerdings nicht, dass die Industrie in einen ähnlichen Schock versetzt wird wie 2014, als eine Ertragssteigerung von rund 40% gegenüber dem Vorjahreszeitraum innerhalb weniger Monate in ein Negativwachstum von beinahe 50% kehrte.

Das wirkte sich entsprechend auf das Bruttoinlandprodukts Macaus aus, das als Folge des Glückspielbooms zeitweise ein jährliches Wachstum von über 20% aufwies. Im dritten Quartal 2016 expandierte die Wirtschaft nach Angaben des Statistischen Amtes allerdings erstmals seit zwei Jahren. Auslöser der Krise war vor zwei Jahren der verschärfte Kampf Pekings gegen die Korruption. Damit wurde die über Kasinos, Pfandleihhäuser oder auch Uhrenläden laufende Geldwäscherei massiv eingedämmt.

Strukturwandel im Sektor

Nomura geht davon aus, dass sich die noch relativ hoch bewerteten Aktien der Kasinobetreiber in den kommenden Wochen eher seitwärts bewegen werden. Doch wird auch nicht ausgeschlossen, dass Peking die Kapitalausfuhren weiter beschränkt. Der Kurs von Galaxy Entertainment hat in den vergangenen zwölf Monaten über 60% auf 34.50 HK-$ zugelegt, doch liegt er damit weiterhin weit unter dem historischen Höchststand von 83 HK-$, der Anfang 2014 markiert wurde.

zoomDass in Macau anders als vor zwei Jahren keine Krisenangst herrscht, ist nicht zuletzt die Folge eines von der Regierung vorangetriebenen tiefgreifenden Strukturwandels der Glücksspielindustrie. Inzwischen hängen die Kasinos nicht mehr beinahe zu 100% vom eigentlichen Glücksspiel ab. MGM, Sands und vor allem Galaxy haben vermehrt in ein erweitertes Touristikangebot wie etwa familienfreundliche Vergnügungsparks, Shoppingcenters oder Sportanlagen gesetzt. Dennoch ist der Ertrag der Vorjahre wohl nicht mehr erreichbar. Die Regierung  Macaus schätzt Einnahmen aus dem Kasinogeschäft 2017 auf umgerechnet 25 Mrd. $, nach 44 Mrd. $ im Jahr 2014.

Weniger hohe Wetten

Das Glücksspiel um sehr hohe Summen spielt eine weit weniger wichtige Rolle als noch vor 2014. Machten hohe Wetteinsätze von jeweils mindestens 50 000 Patacas 2013 noch über 70% des industrieweiten Umsatzes aus, sind es inzwischen 50%. Angesichts der in China anhaltenden Antikorruptionskampagne ist es wenig wahrscheinlich, dass dieses Segment zu seiner alten Form zurückfinden wird.

Im Massengeschäft, wo um kleinere Summen gewettet wird, ist das Angebot deutlich grösser geworden. Nomura geht  davon aus, dass der Spielumsatz im Dezember trotz der jüngsten Einschränkungen gegenüber der Vorjahresperiode 5 bis 13% steigen wird. Profitieren davon dürften insbesondere die Kasinobetreiber MGM China und SJM, deren Aktien Nomura zum Kauf empfiehlt.

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