Das Unternehmen hat den Umsatz mit seinem Knochenersatzprodukt verfünffacht. Verkauf und Entwicklung werden nun aber erschwert.
Kuros BioSciences (KURN 2.25 -3.85%) war im vergangenen Jahr gut unterwegs. Der Umsatz mit MagnetOS hat sich verfünffacht, allerdings von niedrigem Niveau aus: Die Verkäufe sind von knapp 470’000 Fr. auf 2,6 Mio. Fr. gestiegen. Das Produkt wird vor allem in Operationen zur Versteifung von Rückenwirbeln eingesetzt, aber auch bei Knochenoperationen an Extremitäten und dem Becken.
Bei leicht gesunkenem Gesamtaufwand resultiert ein mit dem Vorjahr vergleichbarer Verlust von 11,3 Mio. Fr. Während die Ausgaben für Administration 3,6 Mio. tiefer ausgefallen sind, kletterten die Aufwendungen für Marketing und Verkauf 2 Mio. Fr. Vor allem um den Verkauf des 2017 für eine erste Indikation zugelassenen MagnetOS weiter zu forcieren, hat Kuros mit einer Aktienkapitalerhöhung noch im Dezember 12,5 Mio. Fr. frisches Geld besorgt. Die flüssigen Mittel standen per Ende Jahr bei 21,9 Mio. Fr.
«Ausserordentlich» guter Jahresstart
Glücklicherweise wurde die Transaktion noch vor dem Ausbruch der Coronakrise durchgeführt. Kuros-CFO Michael Grau erwartet aber, dass der Verkauf zumindest für die nächsten drei Monate einbrechen wird. «Der März hat noch gut angefangen, aber dann sind die Verkäufe zurückgegangen», sagt er im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Auch im Januar und Februar sei es noch «ausserordentlich» gut gelaufen.
Einige Aufträge, mit denen Kuros noch im Dezember gerechnet habe, seien wohl ins neue Jahr verschoben worden. Grau erklärt so auch, weshalb der Produktumsatz 2019 etwas unter den Schätzungen einiger Analysten lag, die von bis zu 3 Mio. ausgegangen waren. Nun wirft die Krise einen grossen Schatten auf den gelungenen Jahresauftakt. «Die Ziele, die wir uns für 2020 gesetzt hatten, werden wir wegen des Coronavirus nicht erreichen», prognostiziert Grau.
Operationen abgesagt
Wegen der Krise findet der Grossteil der Operationen mit MagnetOS derzeit nicht statt. In den USA werden nicht lebensnotwendige Eingriffe nur noch sehr eingeschränkt bis gar nicht mehr durchgeführt, um in den Spitälern genügend Platz für Coronapatienten freizuhalten. In Europa wird in vielen Ländern ebenfalls darauf verzichtet, etwa in Grossbritannien oder Deutschland.
Wirbelsäulenversteifungen nach einem Bandscheibenvorfall werden meistens auf Wunsch der Patienten durchgeführt. Diese müssen nun einige Wochen oder Monate länger mit Schmerzmitteln durchhalten. Grau rechnet allerdings damit, dass viele Operationen später nachgeholt werden.
Studienresultate könnten sechs Monate später kommen
Aus demselben Grund – Einschränkung nicht lebensrettender Eingriffe – wird sich auch die Entwicklung des zweiten Produkts, Fibrin-PTH (KUR 113), verzögern. Es ist ein Gel, das ebenfalls als Knochenersatz vor allem bei Wirbelsäulenversteifungen eingesetzt werden soll. Zwischenresultate einer Phase-II-Studie könnten statt im Frühling 2021 erst etwa sechs Monate später eintreffen. «Die Studie wird nun voraussichtlich erst diesen September oder Oktober beginnen können», erklärt Grau.
Zurzeit würden alle nicht essenziellen Unternehmensprozesse heruntergefahren, um Kosten zu sparen. Wie viel zusätzliche Zeit das am Ende bringt, kann der CFO noch nicht abschätzen. Kuros werde informieren, sobald mehr Klarheit herrsche.
Grau schliesst aber nicht aus, dass eine Zwischenfinanzierung nötig sein könnte, sollte die Coronakrise länger andauern. Denn wenn die Resultate der Fibrin-PTH-Studie erst Ende des dritten Quartals 2021 kämen, würde es eng für Kuros. Die Finanzierung dürfte (ohne Sparmassnahmen) höchstens bis Ende des Jahres gewährleistet sein.
Der CFO ist aber zuversichtlich: «Die Umsetzung unserer Pläne verzögert sich nun, aber das ändert nichts am Potenzial des Unternehmens und unserer Produkte.» Das sehen die meisten Investoren offenbar ähnlich. Die Aktien legten am Donnerstag zunächst sogar noch zu, ehe sie in einem zunehmend steigenden Gesamtmarkt knapp 4% nachgaben.
Die komplette Historie zu Kuros finden Sie hier. »
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