US-Aktienindizes setzen ihre Talfahrt fort und fallen auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2017. Selbst defensive Sektoren bieten keinen Schutz.
Das hatten sich die Anleger sicher anders vorgestellt. Von Jahresendrally keine Spur, die amerikanischen Aktienmärkte verloren zum Start der letzten vollen Handelswoche des Jahres deutlich an Terrain.
Der Dow Jones Industrial und der S&P 500 schlossen 2,1% niedriger. Der Nasdaq Composite und der Russell 2000, der Index für kleinkapitalisierte Unternehmen, schlossen 2,3% schwächer. Damit befindet sich der Russell 2000 in einem Bärenmarkt.
Nach den Kursverlusten vom Freitag von rund 2% ging es in der neuen Woche im gleichen Stil weiter. Hoffnungsschimmer gab es an Wallstreet kaum. Eher das Gegenteil. Beispielsweise nahm der Ausverkauf an Fahrt auf. Das Volumen war 30% höher als im Schnitt der vergangenen zwanzig Handelstage.
Zudem notierten auch die defensiven Sektoren niedriger. Selbst die Alternativen zu Anleihen wie Versorger und Immobilien schlossen schwächer. Keine der elf Branchen konnte am Montag zulegen.
Alle Augen aufs Fed
Das Hauptthema an den Märkten ist derzeit der Zinsentscheid des Federal Reserve vom Mittwoch. Eine Erhöhung des Leitzinses von 25 Basispunkten wird erwartet. Gemäss der Futures-Börse CME beträgt die Wahrscheinlichkeit 73%.
In den vergangenen Tagen wurden aber Stimmen laut, die für eine Pause votierten. So schrieben Hedge-Fund-Manager Stanley Druckenmiller und der ehemalige Währungshüter Kevin Warsh in einem Kommentar im «Wall Street Journal», dass das Fed von einer Erhöhung absehen sollte, um nicht einen Fehler zu begehen. Sie kritisierten die gleichzeitige Straffung des Leitzinses und die Reduktion der Liquidität wegen des Abbaus der Fed-Bilanz.
Auch Bond-Guru Jeffrey Gundlach äusserte sich in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC am Montag kritisch. Laut Gundlach sage der Bondmarkt, dass die amerikanische Zentralbank die Zinsen nicht erhöhen solle.
Was erwarten die Währungshüter?
Während die Straffung am Mittwoch eingepreist ist, wird eine straffere US-Geldpolitik im nächsten Jahr unwahrscheinlicher. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung hat sich seit Anfang Oktober halbiert.
Entsprechend gespannt sind die Anleger auf die Prognosen des Fed. Im September rechneten die Währungshüter im Median noch mit drei Erhöhungen. Am Mittwoch werden sie die neuen Prognosen präsentieren.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die Möglichkeit eines Stillstands der US-Regierung. Präsident Donald Trump hat bis Freitag Zeit, den vom US-Kongress verabschiedeten Übergangshaushalt zu unterzeichnen. Weigert er sich wie bisher, weil 5 Mrd. für die Grenzmauer zu Mexiko nicht enthalten sind, geht einem Teil der Regierung noch vor Weihnachten das Geld aus.
Texas vs. Obamacare
Unter Druck gerieten Aktien von Gesundheitsunternehmen. Ein Bundesrichter aus Texas erklärte am Freitagabend die Gesundheitsreform Affordable Care Act, auch bekannt als Obamacare, für verfassungswidrig.
Obwohl der Entscheid keinen unmittelbaren Einfluss hat und der Entscheid wohl bis an das Oberste Gericht gelangen wird, gaben die Aktien aus dem Sektor nach. Der Spitalbetreiber Tenet Healthcare verlor beispielsweise 6,8% und der Versicherer Molina Healthcare gar 8,9%.
Kaum besser erging es Valoren aus dem Energiesektor. Der Preis des Rohöls der Sorte West Texas Intermediate sank 3,8% auf 49.28 $, ein Jahrestief. Während die Aktien einbüssten, konnten Anleihen zulegen. Die Rendite der zehnjährigen Treasuries sank 4 Basispunkte auf 2,86%.
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