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15:49 Uhr - 22.05.2018

Alessandro Volta: Über zuckende Froschschenkel zur Batterie

Alessandro Volta erfand im 18. Jahrhundert im Zuge eines Gelehrtenstreits den Vorläufer der heutigen Batterie. Manch ein Frosch musste dabei sein Leben lassen.

Alessandro Volta hatte nicht die Absicht, die Batterie zu erfinden. Doch die zuckenden Froschschenkel des italienischen Arztes und Naturforschers Luigi Galvani hatten ihn stutzig gemacht. ­Galvani hatte in den 1780er-Jahren ­während der Vorbereitung eines Essens bemerkt, dass die gehäuteten Froschschenkel, die er mit einem Kupferhaken am eisernen Balkongeländer aufgehängt hatte, zu zucken begannen, sobald ein Windstoss sie mit dem Geländer in ­Kontakt brachte.

In Experimenten entwickelte er daraus die Idee einer vom Körper erzeugten Elektrizität – von ­tierischer Elektrizität, wie er sie nannte. Alessandro Volta zweifelte das an. Als bereits angesehener Physiker und Elektrizitätsforscher an der Universität Pavia nahe Mailand glaubte er, der Auslöser für die Muskelzuckung komme von aussen, von Elektrizität, die aus dem Kontakt zweier verschiedener Metalle erzeugt wird.

Volta, 1745 in Como geboren und 1827 dort auch gestorben, begann selbst zu pröbeln, zuerst ebenfalls mit Froschschenkeln, ab 1792 nur noch mit Metallen. Am Ende seines Forschens stand im Jahr 1800 die Volta’sche Säule, ein Vorläufer der heutigen Batterie, eine Nasszellenbatterie, die selbst Napoleon tief beeindruckte. Dabei hatten sich Voltas Eltern so sehr über ihren Spross gesorgt, als dieser selbst als Vierjähriger noch keinerlei Anstalten machte zu reden.

Auch ein Sprachtalent

Die Sorge war unbegründet. Alessandro wurde mit seinen bahnbrechenden Entdeckungen zur Elektrizität nicht nur ein angesehener Wissenschafter – Mitglied der britischen Gelehrtengesellschaften Royal Society, Gewinner der Copley-Medaille (vergleichbar mit dem heutigen Nobelpreis) sowie Empfänger der Ehrenmedaille des Institut de France. Er mauserte sich wider Erwarten auch zum Sprachtalent: Schon bevor er die Schule verliess und sich autodidaktisch weiter in die Wissenschaften vertiefte, hatte er Latein, Französisch, Englisch und Deutsch gemeistert.

Im Gelehrtenstreit mit Galvani vermochte Volta zu zeigen, dass die im ­Experiment festgestellte elektrische Spannung – heute ihm zu Ehren in Volt gemessen – nicht vom Frosch ausging, sondern aus dem Kontakt zweier verschiedener Metalle, die mit etwas Feuchtem wie Froschschenkeln in Kontakt standen. Statt von tierischer sprach er deshalb von Kontakt-Elektrizität.

In zahlreichen Testreihen erkundete Volta das Spannungsgefälle zwischen Metallen und befasste sich mit dem Feuchten, das es zusätzlich brauchte. Fündig wurde er in Salz- und in Säurelösungen. Darin getränkte Karton- oder Lederteile schichtete er dann mit Silber- und Zinkscheiben zu Säulen auf. Je ­höher diese Volta’schen Säulen waren, desto mehr Elektrizität stellte er fest.

Die wissentliche Erfindung

So kreierte Alessandro Volta wissentlich, was sein Widersacher Galvani unwissentlich erschaffen hatte: einen Stromkreis, bestehend aus zwei verschiedenen Metallen und einer elektrisch leitenden Flüssigkeit/Masse (dem Elektrolyten). Wird er geschlossen, fliesst Elektrizität. Wer in kindlicher Neugierde seine Zunge an die Metalllaschen der Flachbatterie für die Taschenlampe gehalten hatte, spürte sie in Form eines Kribbelns. Noch heute funktionieren Batterien in den Grundzügen nach diesem chemischen Reaktionsmuster.

Schon Galvani hatte einen Stromkreis vor sich. Auch bei ihm waren zwei Metalle (Kupfer, Eisen) und ein Elektrolyt (das salzige Wasser im Gewebe der Froschschenkel) im Spiel. Dazu kam ein «Stromanzeiger» in Form der Froschschenkelmuskeln, die beim Schliessen des Stromkreises zu zucken begannen. Nur realisierte er das nicht.

Witziges Detail am Rande: Volta war auch ein Wegbereiter des Verbrennungsmotors, wie wir ihn heute vom Auto kennen. Indem er Methangas isolierte, daraus ein Luft-Gas-Gemisch herstellte und dieses mit einem elektrischen Funken zur Explosion brachte, spurte er das Funktionsprinzip ausgerechnet jener Motortechnik vor, die in den nächsten Jahren durch den batteriegespiesenen Elektroantrieb bedrängt werden wird.

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