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07:56 Uhr - 21.03.2017

Orell Füssli tastet sich voran

Die Industrie- und Handelsgruppe weist für 2016 ein gemischtes Resultat aus. Heinrich Fischer tritt nicht zur Wiederwahl zum VR-Präsidenten an.

«Eine zufriedene Unzufriedenheit»: So umschreibt Heinrich Fischer, der abtretende Verwaltungsratspräsident von Orell Füssli (OFN 131 0%), seine Befindlichkeit über den Geschäftsgang der Industrie- und Handelsgruppe. Ihr Gewinn nach Minderheiten ist 2016 um 2% gesunken.

Die deutsche Tochter Atlantic Zeiser erhöhte dabei den Umsatz um gut ein Drittel und verbesserte das Betriebsergebnis (Ebit) von 0,4 auf 2 Mio. Fr. Doch die Anlagenbauerin hat laut Fischer die Ziele nicht erreicht, speziell nicht im Geschäftsfeld Verpackung, das auf die Markierung von Medikamenten zum Schutz vor Fälschung spezialisiert ist. Das Geschäftsfeld ist ein Hoffnungsträger, in den Orell Füssli in den letzten Jahren viel investiert hat – bisher nicht mit dem gewünschten Ertrag.

Dabei sollte das Verpackungsgeschäft davon profitieren, dass in der EU 2019 die Richtlinie zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen in Kraft tritt. Nach Gruppenchef Martin Buyle haben die Pharmahersteller bisher aber nur zögerlich investiert, das gilt speziell für die mittelgrossen. Inzwischen hätten die entsprechenden Anfragen stark zugenommen.

Der Sicherheitsdruck, die zentrale Division von Orell Füssli, stagnierte gemessen am Ebit, der 0,1 auf 17,4 Mio. Fr. abnahm. Buyle sagt aber, dass die Division im Vorjahr von zwei Spezialeffekten im Umfang von 8 Mio. Fr. profitiert hat. Dass sich dies kompensieren liess, zeigt nach Buyle, dass im Resultat des Sicherheitsdrucks «eine Menge an Verbesserungen drinsteckt». Die Division war lange ein Problemkind, hat 2016 aber plangemäss für die Schweizerische Nationalbank und einen zweiten Hauptkunden Banknoten der neusten Generation produziert.

Nun werden die Auftragsvolumen der zwei Hauptkunden naturgemäss abnehmen. So werden Kapazitäten frei, die der Sicherheitsdruck mit neuen Aufträgen zu füllen hat – die aber mit hoher Gewissheit eine niedrigere Marge mit sich bringen werden als die aktuellen Grossaufträge, die bereits zu den bestmöglichen resp. ­anspruchsvollsten zählen.

Ertragsmässig weniger ins Gewicht fallen die zwei Divisionen, die etwas für den Geist bieten: Der Buchhandel (Ebit: 2 Mio. Fr.) und der Verlag (–0,6 Mio. Fr.) wiesen ein etwas schlechteres Ergebnis aus. Gerade der Buchhandel ist durch die Digi­talisierung herausgefordert, und dies in einem Markt, der im letzten Jahr 4% geschrumpft ist: Über ein Transformationsprogramm wird nun versucht, Umsatz und Marge zu stabilisieren.

So tastet sich Orell Füssli weiter voran. Für Buyle gilt es auszuloten, wie aus dem Bestehenden mehr zu machen ist – denkbar sind da auch Übernahmen. Wird Geld dafür eingesetzt, könnte die Ausschüttung sinken. Denn mit der nun beantragten, stabilen Dividende von 4 Fr. je Aktie (Rendite: 3,1%) schüttet Orell Füssli 73% des Gewinns aus. Im Prinzip gilt die Regel, wonach 50% ausgeschüttet werden. Wegen der vorhandenen Nettoliquidität hätte man den Aktionären eine Dividenden­kürzung aber schlecht verkaufen können, gibt VR-Präsident Fischer zu verstehen. Orell Füssli wird wohl auch nächstes Mal eine Ausnahme von der Regel machen müssen, denn erwartet wird eine nur leichte Zunahme von Umsatz und Ebit.

Zu bedauern ist Fischers Abgang als VR-Präsident. Er will sich auf sein künftiges Mandat als VR-Präsident von Hilti konzentrieren. Nachfolgen soll ihm der Österreicher Anton Bleikolm (68), seit zwei Jahren Verwaltungsrat von Orell Füssli.

Die komplette Historie zu Orell Füssli finden Sie hier. »

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