Der Elektroautohersteller fährt noch tiefer in die Verlustzone, verbrennt aber weniger Cash als befürchtet. Die Aktien avancieren im nachbörslichen Handel annähernd 10%.
Elon Musk hat für Kritik normalerweise wenig übrig. Ungewöhnlich freundlich gab sich der Chef von Tesla hingegen am Mittwoch bei der Präsentation des Resultats zum zweiten Quartal. Seine gute Laune hatte wohl vor allem damit zu tun, dass er weniger schlechte Zahlen melden musste, als Investoren erwartet hatten.
Tesla bekräftigt die Vorgabe, bis Ende August wöchentlich 6000 Einheiten des Model 3 herzustellen. «Danach rechnen wir damit, dass wir die Produktion in den folgenden Quartalen weiter erhöhen können, während wir zusätzliche Ausgaben in Grenzen halten», sagte Musk während der Telefonkonferenz mit Analysten.
Das Model 3 spielt für den Konzern aus Kalifornien eine Schlüsselrolle, weil er damit Elektroautos massentauglich machen will. Gravierende Probleme beim Hochfahren der Produktion haben in den vergangenen Monaten jedoch für Druck auf die Aktien gesorgt. Zudem leistete sich Musk diverse verbale Aussetzer, was Anleger zusätzlich verunsichert hat.
Neues Produktionsziel
Für Erleichterung sorgt deshalb, dass ein erneuter Rückschlag ausgeblieben ist. Nachdem die Produktion des Mittelklassewagens Ende Juni das Zwischenziel von 5000 Einheiten pro Woche erreicht hat, will Tesla im dritten Quartal 50’000 bis 55’000 Einheiten herstellen. Die Produktion der Luxusfahrzeuge Model S und Model X soll sich derweil insgesamt auf 100’000 Einheiten belaufen.
Wohlwollend aufgenommen wird ebenso, dass Tesla weniger Cash verbrannt hat als befürchtet. Der negative freie Cashflow beziffert sich für das zweite Quartal auf rund 740 Mio. $, nachdem es in den ersten drei Monaten auf mehr als 1 Mrd. $ gewesen sind. Analysten hatten im Vorfeld mit einem negativen Betrag von rund 900 Mio. $ gerechnet.
«Wir haben 15 Jahre gebraucht, um unser ursprüngliches Ziel zu erreichen, ein erschwingliches, langstreckentaugliches Elektroauto zu bauen, das auch hochprofitabel ist», gab sich Musk zuversichtlich. «Im zweiten Semester erwarten wir, zum ersten Mal in unserer Geschichte nachhaltig profitabel zu wirtschaften und einen positiven Cashflow zu erwirtschaften», fügte er hinzu.
Dunkelrote Zahlen
Bislang ist Tesla davon allerdings weit entfernt. Das Unternehmen weist für das zweite Quartal einen Rekordverlust von fast 720 Mio. $ aus. Das, nachdem bereits in der vorangegangenen Berichtsperiode ein Fehlbetrag von 710 Mio. $ resultiert hat. Der Umsatz nahm verglichen mit dem ersten Quartal von 3,4 auf 4 Mrd. $ zu.
Musk hat schon mehrfach Versprechungen gemacht, die er nicht halten konnte. Das Model 3 zum Beispiel ist bislang nur deutlich über dem anvisierten Verkaufspreis von 35’000 $ erhältlich. Mit den Nachrichten vom Mittwoch hat sich Tesla aber zumindest Zeit verschafft. Das signalisiert die Reaktion der schwankungsanfälligen Aktien, die im nachbörslichen Handel 9% auf 308.25 $ vorgerückt sind.
Dennoch bleibt mit Engagements Vorsicht angebracht. Der Beweis, dass Tesla profitabel wirtschaften kann, bleibt weiterhin aus. Zudem ist der Bestand an Barmitteln per Ende Juni weiter auf 2,2 Mrd. $ gesunken, was dem tiefsten Stand seit Anfang 2016 entspricht. Damit ist weiterhin zweifelhaft, dass sich der Konzern nicht bald neue Mittel am Kapitalmarkt verschaffen muss, wie das Musk verspricht.
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