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15:00 Uhr - 13.12.2016

Rex Tillerson: Ein Putin-Versteher wird US-Aussenminister

Jetzt ist es offiziell: Donald Trump ernennt Rex Tillerson zum neuen Aussenminister der USA. Die Wahl des ExxonMobil-Chefs birgt gehöriges Konfliktpotenzial. 

Donald Trumps Personalentscheide sorgen wiederholt für Gesprächsstoff. Die neuste Episode liefert der designierte US-Präsident in der Besetzung des Aussenministerpostens: Am Dienstag wurde offiziell bestätigt, dass Rex Tillerson, CEO des Erdölgiganten ExxonMobil, das hochrangige Amt übernehmen wird. Die Ernennung des 64-Jährigen ist in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung – und birgt Konfliktpotenzial: Nicht nur hat Tillerson bislang noch nie ein politisches Amt innegehabt. Auch ist er eng mit der russischen Regierung verbandelt.

Wochenlang zirkulierten in den amerikanischen Medien diverse Namen, wer den Posten des Aussenministers denn übernehmen könnte. Zum Aspirantenkarussell zählten bis zum Schluss etwa Mitt Romney, Präsidentschaftskandidat von 2012, oder der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani.

Trump hatte im Wahlkampf mehrfach betont, seine Kontakte in die Spitzen von Corporate America nutzen zu wollen, um die Vision eines «grossartigen Amerika» umsetzen zu können. In Tillerson, den der künftige US-Präsident als «Weltklasse-Akteur» und «Macher» bezeichnet, scheint er nun die nötigen Qualitäten gefunden zu haben.

Geboren wurde Tillerson 1952 im texanischen Wichita Falls. Nach einem Abschluss in Bauingenieurwissenschaften an der University of Texas heuerte er 1975 bei ExxonMobil (damals Exxon Company) an – und blieb dem Ölgiganten seither treu. Sein Aufstieg durch die Reihen des Konzerns mündete anno 2006 in der Ernennung zum Vorsitzenden und CEO in Personalunion.

Auch wenn Tillerson bisher kein politisches Amt bekleidet hat: Angesichts seiner langen Führungstätigkeit als ExxonMobil-CEO kann ihm durchaus grosse internationale Erfahrung attestiert werden. Denn der Ölkonzern ist rund um den Globus präsent und hat dabei oft mit Regierungsvertretern und Staatskonzernen zu tun.

Gerade seine Nähe zur russischen Führung unter Wladimir Putin sorgt jedoch für einige Kritik – und den Vorwurf potenzieller Interessenkonflikte. «Tillerson kann mehr persönliche Gesprächszeit mit Putin vorweisen als jeder andere Amerikaner. Mit Ausnahme von Ex-Aussenminister Henry Kissinger vielleicht», erklärte jüngst John Hamre, Präsident des Think Tank Center for Strategic and International Studies.

Die Qualität der Beziehung ist auch daran abzulesen, dass Tillerson 2013 von Putin mit dem Orden der Freundschaft ausgezeichnet wurde – eine Ehrung, die Beiträge zur Förderung der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland belohnt. Kein Wunder hat sich der Kreml bereits in den letzten Tagen erfreut gezeigt und den Kandidaten Tillerson als sachlichen, professionellen Gesprächspartner gelobt.

Viel ist über Tillersons politische Ansichten nicht bekannt. Generell wird er dem konservativen Spektrum zugeordnet. Tillerson hat in der Vergangenheit diverse republikanische Präsidentschaftskandidaten finanziell unterstützt. Donald Trump gehörte allerdings nicht dazu.

Gemäss «Wall Street Journal» habe sich Tillerson bislang als Befürworter des Freihandels gezeigt – eine Position, die für den CEO eines multinationalen Konzerns kaum überrascht. Hier könnte es zu Spannungen mit Trump kommen, der bislang mit handelsfeindlichen Aussagen von sich reden machte. Auch erklärte er in seiner Rolle als ExxonMobil-Chef, nicht an die Wirkung von Wirtschaftssanktionen zu glauben, da sie kaum effizient umzusetzen seien.

Tillerson muss jetzt freilich noch die letzte Hürde nehmen: die Anhörung vor dem US-Senat, die im schlimmsten Fall mit einer Zurückweisung enden könnte. Unmöglich scheint dies nicht. Denn selbst im republikanischen Lager hat sich bereits scharfe Kritik geregt. Tillersons Nähe zu Putin mache ihm Sorgen, sagte etwa Senator John McCain. Und Senator Lindsey Graham kommentierte: «Wenn jemand einen Freundschaftsorden vom Kreml verliehen bekommt, dann haben wir einiges zu besprechen.»

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